Oberhausen. Wer vom Oberhausener Gesundheitsamt in Corona-Quarantäne geschickt wird, der benötigte bisher zur Beendigung einen Anruf der Behörde.
- Ein Oberhausener sitzt nach eigenen Angaben bereits seit dreieinhalb Wochen in Corona-Quarantäne , weil der Anruf des Oberhausener Gesundheitsamt fehlt. Sein Corona-Test war negativ.
- Beim Gesundheitsamt habe er wiederholt niemanden erreicht. Seine ehemals infizierte Frau wurde nach der offiziellen Quarantänezeit pünktlich angerufen und darf sich frei bewegen.
- Der junge Oberhausener Familienvater spricht von einer großen psychischen Belastung durch die wochenlange Quarantäne .
Die Corona -Überlastung des Oberhausener Gesundheitsamtes führt in der Praxis zu kuriosen Fällen. Die Chefs des Osterfelder Müllarbeiters Stefan Schattauer, die Disponenten der Wirtschaftsbetriebe Oberhausen (WBO), wunderten sich zunächst, fragten ein paar Mal kritisch nach und versuchen nun bei der Stadt, den 29 Jahre jungen Familienvater mit zweijährigem Sohn aus der Corona-Quarantäne zu bekommen.
>>>Sie wollen keine Nachrichten aus Oberhausen verpassen? Dann können Sie hier unseren abendlichen Newsletter abonnieren: So abonnieren Sie den kostenlosen Oberhausen-Newsletter. <<<
Der sitzt nach eigenen Angaben bereits seit dreieinhalb Wochen in Quarantäne, weil der erlösende Anruf des Gesundheitsamtes fehlt. „Ich darf nicht nach draußen. Das alles ist eine ungeheure psychische Belastung “, beschreibt Schattauer seine Lage. „Ich bin gesund, ich will arbeiten, aber ich darf nicht . Das Gesundheitsamt ist personell so unterbesetzt, da muss etwas passieren.“
Oberhausener wochenlang in Quarantäne: Behörde ruft nicht an
Auch interessant
Vor knapp vier Wochen hatte sich seine 24-jährige Ehefrau mit Corona infiziert, er selbst und sein Sohn mussten auf Anordnung des Gesundheitsamtes „bis auf weiteres“ in Quarantäne und sollten einen Test machen.
Der war allerdings wegen Unterlagen-Wirrwarr erst eine Woche später möglich, erst fünf bis neun Tage später lagen die Resultate vor: negati v. Die Freude währte nur kurz, denn die Quarantäne war damit nicht vorbei . „Die kann nur nach Anruf des Gesundheitsamtes beendet werden“, hatte man Schattauer gesagt.
Oberhausener saß wochenlang in Quarantäne
Doch bis auf eine Stadtbedienstete, die alle zwei Tage nach der Körpertemperatur fragte, rief niemand an, der die Freigabe erteilen konnte. „Ich habe immer wieder versucht, das Gesundheitsamt zu erreichen – doch da kommt nur ein Besetztzeichen oder eine Ansage, man solle warten.“ Dagegen wurde seine einst infizierte Frau nach der offiziellen Quarantänezeit pünktlich angerufen – sie darf schon länger hinaus.
Auch interessant
An einem einzigen Tag habe er 95-mal unter der Quarantäne-Nummer 0208-825-2570 angerufen – ohne Erfolg. Vier bis fünf Mails blieben ohne Antwort. Auf eigene Verantwortung handeln will Schattauer nicht. „Ich will mich an alle Regeln halten, ich gehe nicht nach draußen, nachher erhalte ich einen Bußgeldbescheid von bis zu 25.000 Euro .“ Der Müllwerker will mit seinen Schilderungen die Verantwortlichen aufrütteln.
Gesundheitsamt Oberhausen: Anrufe bei Corona-Neuinfizierten können eine Stunde dauern
Die haben allerdings mittlerweile gehandelt und in dieser Woche zum wiederholten Male die Belegschaft des Gesundheitsamtes aufgestockt – auf über 90 Leute . Denn die Stadtspitze kennt die Überlastung des Gesundheitsamtes ziemlich genau: Die schnell steigende Zahl an Neuinfektionen und die schon vor langer Zeit eingestielte Umstellung der Software-Programme haben die Behörden-Mitarbeiter zunehmend so sehr überfordert, dass die Zahl unbearbeiteter Datenberge wuchs und wuchs. Denn Anrufe bei Neuinfizierten können schon einmal bis zu einer Stunde dauern, weil viele Betroffene verständlicherweise zahlreiche Fragen haben.
Die Erhöhungen der Mitarbeiter-Zahlen im Gesundheitsamt und die Hilfe der Bundeswehr Ende Oktober reichten nicht aus, um der Lage Herr zu werden, deshalb steuerte die Stadtführung nach: Seit dieser Woche hat das Gesundheitsamt 35 Kräfte mehr . Jetzt soll sich die Lage, so ist aus dem Rathaus zu hören, einigermaßen stabilisiert haben – zumindest bei neuen Fällen. Doch die Extra-Kräfte müssen auch erst einmal den Rückstand, den Berg an Altfällen, wegarbeiten.
Oberhausener Quarantäne-Schicksal ist kein Einzelfall
Schattauers Quarantäne-Schicksal ist kein Einzelfall . Auch über die WAZ-Oberhausen-Facebook-Seite schreiben uns viele Leser – auch über längere Quarantänen. „Schon seit einigen Tagen kommt man telefonisch gar nicht mehr durch“, merkt Thomas Krüger an. Angela Melek-Kopp: „Erst nach drei Tagen mit mindestens 500 Versuchen endlich mal telefonisch jemanden erreicht.“ Tanja Schulz: „Man ist total allein gelassen und kann überhaupt niemanden dort erreichen.“
Weitere Nachrichten aus Oberhausen gibt es hier.