Oberhausen / Middlesbrough. Verglichen mit Oberhausen sind in Middlesbrough seit März neunmal so viele Menschen der Pandemie zum Opfer gefallen.
Im schwer von der Corona-Pandemie getroffenen Großbritannien sind die nordenglischen Großstädte die tiefroten Hotspots innerhalb des inselweiten Hotspots. Das gilt auch für Oberhausens Partnerstadt Middlesbrough: 4237 nachweislich Infizierte seit März nennt die Online-Ausgabe der Zeitung „Gazette“ zum Stichtag 9. November.
Verglichen mit dem deutlich größeren Oberhausen (210.000 Einwohner) hat die rund 140.000 Bürger zählende Partnerstadt nahe der Nordseeküste damit fast zweieinhalb Mal so viele Covid-19-Erkrankte festgestellt. Allerdings wurde in Großbritannien, zumal während der ersten Welle der Pandemie im Frühjahr, viel seltener auf das Virus getestet als in Deutschland.
Universitätsklinik gilt als „bestausgestattet“
Noch weit erschreckender – wenn auch nicht unmittelbar zu vergleichen – ist die Zahl der an oder mit dem neuartigen Virus Verstorbenen: In Oberhausen sind es 18, in der Städteregion Teesside mit insgesamt 670.000 Einwohnern sind es 489 Tote seit Beginn der Pandemie. Das entspricht rund dem Neunfachen der deutschen Partnerstadt von Middlesbrough als größter Stadt an der Mündung des Tees.
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Dabei gilt das „James Cook University Hospital“, benannt nach dem Weltumsegler, Entdecker und berühmtesten Sohn der Stadt, gerade unter den oft mangelhaft ausgestatteten Krankenhäusern des NHS (National Health Service) als vorbildliche Institution: Die 1980 erbaute Tausend-Betten-Klinik wurde vor acht Jahren für 35 Millionen Pfund neu ausgestattet, und zählt sich als Krebszentrum mit 20 Operationssälen – so die Selbstdarstellung der Uniklinik – „zu den bestausgestatteten in Europa“.
Zahlreiche Infizierte besuchten Pubs und Restaurants
Die Geburtsstation hilft jährlich 440 Babys auf die Welt. Doch jetzt fürchten viele das Lebensende im „James Cook University Hospital“: nach 300 verstorbenen Covid-Patienten. Am Wochenende des zweiten Lockdowns entschloss sich die Klinik-Leitung, aufschiebbare Operationen auszusetzen, um so weitere Kapazitäten für die Behandlung von schwer am Corona-Virus Erkrankten zu gewinnen. Die Pressemitteilung der Klinik nennt es „eine kurze Pause“, von der zunächst nur 17 Patienten betroffen seien.
Vor diesem dramatischen Hintergrund stritten Ratsmitglieder in Middlesbrough noch darum, Bars und Restaurants offenzuhalten. Das Ansinnen, so das „Northern Echo“, begründete der Direktor der Gesundheitsbehörde von Teesside, Mark Adams, mit überzeugenden Zahlen: Bei den Ansteckungen, die sich noch nachverfolgen ließen, waren 40 Prozent der Betroffenen zuvor unterwegs in Pubs, Restaurants und Imbissen.
Mit Verspätung hat dann auch Middlesbrough den in den Teesside-Städten ringsum bereits verschärften Lockdown nachvollzogen. Der wöchentliche Inzidenzwert pro 100.000 Einwohner lag für Oberhausens Partnerstadt zu Monatsbeginn bei 266,7. Zum Vergleich: In Oberhausen lag der Inzidenzwert am Dienstag bei 175,1.