Oberhausen. Ambulante Pflegedienste in Oberhausen müssen Corona-Schnelltests durchführen. Dafür benötigen sie eine Schulung, doch die ist kaum zu bekommen.
Ab sofort ist die Nutzung von Corona-Schnelltests auch für alle ambulanten Pflegedienste in Oberhausen verpflichtend. Testen dürfen die Einrichtungen aber erst nach einer Schulung durch einen Mediziner. Doch was, wenn sich dafür einfach niemand findet? So ist es jetzt Anja Richels, der Inhaberin des gleichnamigen Oberhausener Pflegeteams, ergangen.
„Die Schnelltests hatte ich bestellt, das dazu nötige Testkonzept ist natürlich ebenfalls längst fertig“, erzählt Richels. Das Problem sei aber, dass sie halt erst testen dürfe, „wenn wir eine Anleitung durch einen Mediziner erhalten haben“. Also hörte sich Richels um, wandte sich in ihrer Not sogar an den Krisenstab der Stadt. „Doch dort hieß es nur, sucht euch selbst jemanden.“ Auch das Gesundheitsamt, die Feuerwehr, das Deutsche Rote Kreuz, der Betriebsarzt und alle bisher kontaktierten Hausärzte hätten es abgelehnt, ihre Mitarbeiter zu schulen. Anja Richels meint: „Das sind doch skandalöse Zustände.“
Das Deutsche Rote Kreuz und die Feuerwehr durften nicht helfen
Der städtische Beigeordnete Frank Motschull bestätigt: „Die Einrichtungen sind nun einmal Adressat der Testverordnung und Eigeninitiative wird ausdrücklich vom Verordnungsgeber gefordert.“ Andererseits versuchten die Mitglieder des Krisenstabs natürlich trotzdem, alle an sie herangetragenen Fragen auch zu beantworten. Deshalb habe sich jetzt auch Stefan Lübbert-Heil eingeschaltet, der die ambulanten Dienste als Sprecher im Oberhausener Krisenstab vertritt.
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Lübbert-Heil erläutert: „Das Deutsche Rote Kreuz und die Feuerwehr führen zwar Corona-Tests in Oberhausen durch, in diesem Fall aber durften sie gar nicht weiterhelfen.“ Denn die Testverordnung NRW sehe ausdrücklich vor, dass die benötigte Schulung nur von einem Mediziner durchgeführt werden darf. „Und wenn man da niemanden kennt, kann es tatsächlich schon mal schwierig werden.“
Ärzte aus dem Krisenstab springen spontan ein
Bei dem Schnelltest, der jetzt den ambulanten Diensten zur Verfügung steht, wird ebenfalls ein Nasen- und Rachenabstrich vorgenommen. Genau das aber muss geübt werden, damit das Ergebnis treffsicher ausfällt. Das liegt nach rund 15 bis 20 Minuten vor, erläutert Stephan Becker. Der Sprecher der Oberhausener Kreisstelle der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein und sein Kollege, Ärztesprecher Peter Kaup, sind ebenfalls Mitglieder des Oberhausener Krisenstabs. Sie erklärten sich jetzt spontan bereit, auch die Schulungen bei Anja Richels Pflegedienst durchzuführen.
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„Denn das ist eine wirklich gute Sache zum Schutz der pflegebedürftigen Menschen und der Pflegekräfte“, meint Allgemeinmediziner Becker. Vor allem, da die Akzeptanz der Corona-Regeln auch in Oberhausen zunehmend nachlasse.
Die Krankenkassen übernehmen die Kosten
Ab sofort sollen die Mitarbeiter ambulanter Pflegedienste einmal pro Woche auf das Corona-Virus getestet werden. Für jeden Pflegebedürftigen stehen zehn Schnelltests im Monat zur Verfügung.
Die Sachkosten werden von den Krankenkassen übernommen. Die Pflegedienste sind für die Schulungen ihrer Mitarbeiter zuständig. Die Schulungen selbst dürfen nur von einem Arzt durchgeführt werden.
Er denke da an zwei von vielen Beispielen aus seiner eigenen Praxis. „Der eine Patient war am letzten Samstag als Gast bei einer Hochzeit und ist jetzt positiv auf Corona getestet worden.“ Bei dem anderen habe er am Montag einen Abstrich genommen, am Dienstag habe der Mann mit Familie und Freunden trotz erster Symptome noch seinen Geburtstag gefeiert. „Und am Mittwoch habe ich ihm dann mitteilen müssen, dass er Corona hat.“
Hinweis: Das Qualitätsnetz Oberhausener Ärzte hat auf unseren Bericht reagiert. Der Verein weist darauf hin, dass seine Mitglieder solche Schulungen zur Handhabung/Durchführung eines AG-Schnelltests für Personal aus Pflegeheimen sowie von Pflegediensten anbieten. Wer Bedarf an einer solchen Schulung hat, möge sich mit der Geschäftsstelle des Netzwerkes in Verbindung setzen, dort werden die Schulungen koordiniert. Kontaktdaten: Sonja Diebel, 0208-30995855; 0162-5827841 oder unter buero@qualineto.de .