Oberhausen. Telefonaktion zum Thema Herzkrankheiten: Als es um unbehandelte Rhythmusstörungen ging, waren die Oberhausener Mediziner sprachlos.

Herzrasen, fehlende Nachsorge, falsche Deutung von Symptomen durch Hausärzte: Der Beratungsbedarf rund ums Thema Herzkrankheiten bei der Telefonaktion unserer Redaktion war groß. Dr. Thomas Butz, Chefarzt der Klinik für Kardiologie am Ameos Krankenhaus St. Clemens und dem niedergelassenen Kardiologen Dr. Ulrich Kröll blieb kaum Zeit zum Luftholen.

Besonders der Fall einer Oberhausenerin machte Butz hellhörig und zunächst auch sprachlos. „Sie litt immer wieder unter Herzrasen, hatte oft einen Puls von 140, doch alle Untersuchungen beim Hausarzt verliefen ergebnislos.“ Der Chefarzt weiß: „Leider werden gerade bei Frauen viele Beschwerden noch allzu oft auf die Wechseljahre geschoben.“ Käme dagegen ein Mann über 50 Jahren zum Arzt, denke jeder sofort an einen Herzinfarkt.

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„Die Symptome vieler schwerer Herzerkrankungen äußern sich bei Frauen nun einmal anders.“ Sie hätten selten Brustschmerzen. „Eher ein heftiges Unwohlsein im Bauch – und landen dann in der Magen-Darm-Abteilung, in der dann viel zu spät auch mal ein Infarkt diagnostiziert wird.“

Eine einfache Karte kommt seltenen Herzerkrankungen auf die Spur

Den hatte die erwähnte Oberhausenerin aber zum Glück nicht. Butz empfahl ihr eine sogenannte Rhythmus-Karte. „Die wird im Falle des Herzstolperns einfach auf die Brust gelegt und sie zeichnet dann alle Störungen auf, die ein EKG nicht erwischt.“ Sowohl bei einem niedergelassenen Kardiologen als auch im Krankenhaus seien diese einfachen, aber wirkungsvollen Geräte verfügbar.

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Begeistert zeigte sich der Mediziner aber auch von den heute verstärkt auf den Markt kommenden Uhren, die Ähnliches leisten könnten. „Ich habe von Patienten durch diese Uhren schon sehr genaue Diagramme vorgelegt bekommen, die wirklich aussagekräftig waren.“

Gefäßverengungen und Klappenfehler jährlich kontrollieren lassen

Geradezu entsetzt war dagegen Kardiologe Kröll, als er von einem Anrufer erfuhr, dass dieser vor Jahren wegen einer koronaren Herzkrankheit (KHK) Stents in die Herzkranzgefäße eingesetzt bekommen hatte und seitdem nie wieder kontrolliert worden ist, ob sich die Gefäßverengungen verschlechtert haben. „Bei dieser Erkrankung spüren Sie erst etwas, wenn 80 Prozent des Gefäßes bereits zu sitzt“, erklärt Kröll.

„Ein Stadtbummel ist gefährlicher“

Eine fatale Entwicklung: Aus Furcht vor Corona drücken sich aktuell noch immer viele Oberhausener vor Arztbesuchen und Klinikaufenthalten.

„Bei uns wird jeder Patient auf Corona getestet“, versichert Dr. Thomas Butz, Chefarzt der Klinik für Kardiologie am Ameos Krankenhaus St. Clemens. Der niedergelassene Kardiologe Dr. Ulrich Kröll ergänzt: „Der Hygienestandard in den Praxen ist top, da ist das Risiko bei einem Stadtbummel deutlich höher.“

Wird dann ein Stent eingesetzt, verschwinden zwar die Symptome. „Aber die Verengung ist ja noch immer da und das Gefäß setzt sich trotz der Behandlung möglicherweise weiter zu.“ Kröll mahnt: „Eine Kontrolle bei einem Kardiologen ist drei Monate nach dem Einsetzen eines Stents nötig, dann nach sechs Monaten und selbst bei völliger Beschwerdefreiheit regelmäßig einmal im Jahr.“

Ein Check beim Hausarzt reiche keinesfalls aus. Das Gleiche gelte bei Herzklappenfehlern. „Auch die müssen regelmäßig von einem Facharzt kontrolliert werden.“