Oberhausen. Der Oberhausener Steinmetz Manfred Vorholt transportiert selbst schwere Grabsteine mit seinem E-Lastenrad. Chance für andere Handwerks-Betriebe?
Weniger mit dem Auto unterwegs sein – der Umwelt zuliebe. Weniger mit Bus und Bahn fahren – um den Kontakt zu Mitmenschen in Corona-Zeiten zu minimieren. Immer mehr Menschen nehmen sich vor, öfter aufs Rad umzusteigen. Das zeigen aktuelle, bundesweite Umfragen. Der Oberhausener Manfred Vorholt geht sogar noch einen Schritt weiter: Er transportiert selbst schwere Grabsteine nicht mehr mit dem Transporter, sondern mit dem Lastenrad.
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Vorholt ist Steinmetz. Und trotz der oft schweren Last, die er zu transportieren hat, lohnt sich für ihn der Umstieg aufs E-Lastenrad. Das hat er nach einer Kosten-Nutzen-Analyse für sich entschieden. Die Idee hatte er bereits vor einiger Zeit, bei einem geselligen Bierchen in der Kneipe. Zum Friedhof oder auf die Baustelle fährt er nun schon seit einem Jahr eher mit dem Rad als mit dem Transporter. Zeit für ein ersten Fazit also.
Ständig Stau und Baustellen in Oberhausen
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Die Fahrten gehen ganz schön in die Beine, das gibt Manfred Vorholt zu. Dafür seien sie gut für die Umwelt, denn der Verkehr im Pott sei heutzutage kaum noch zu ertragen. „Die Straßen sind alle voll, man steht an jeder Ampel und ständig sind hier Baustellen oder Stau“, sagt er. Oft habe er sich auf Oberhausens Straßen geärgert. Oft habe er auf die leere Ladefläche seines Transportes geschaut und oft habe er sich gefragt: „Muss das wirklich sein?“
„Natürlich kann ich mit dem Lastenrad nicht alles transportieren“, gibt der Steinmetz zu. Doch die Grabsteine werden kleiner, leichter und schmale Urnengräber erfordern keine zentnerschweren Gedenksteine mehr. Bis zu 100 Kilogramm Ladung schafft sein Rad trotzdem problemlos.
Lastenrad so schnell wie ein Mofa
Praktischerweise klappt er dafür den Deckel der Transportbox vorn am Rad auf, wuchtet Granittafel oder Werkzeug hinein und macht sich auf den Weg zu den Friedhöfen in Lirich, Mülheim-Speldorf oder Duisburg-Meiderich.
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Im Radius von 25 Kilometern radelt Manfred Vorholt, anstatt das Gaspedal durchzudrücken. 100 Kilometer ist er so jeden Monat auf drei Rädern unterwegs. Das sei manchmal anstrengend – seine fleißigen Beine haben jedoch Hilfe.
„Mit einer Akkuladung sind 50 Kilometer möglich“, sagt Manfred Vorholt. Wie viel Leistung der elektrische Antrieb seines Lastenrades hat, weiß er gar nicht so genau. Was er weiß: Seinen Transporter benötigt der Steinmetz selten. „Vielleicht zweimal pro Woche.“ Heißt: Weniger Benzin, weniger Schadstoffe.
700 Euro dank Förderung gespart
Manfred Vorholts Lastenrad hat 2500 Euro gekostet. 700 Euro hat er dank einer Förderung gespart. Der Steinmetz rät Interessierten, nach möglichen Förderungen Ausschau zu halten.
Mit seinem Rad ist der Oberhausener zufrieden. Weniger zufrieden ist er mit den Radwegen in Oberhausen. Die seien vielerorts ausbaufähig. Vorholt ist überzeugt: Lastenräder sind „die Zukunft für unser Verkehrssystem.“
Ab und zu muss er zwar den Zündschlüssel umdrehen, etwa, wenn er auf einer Baustelle eine Treppe setzt; sind die Stufen aber geliefert, packt er Hammer und Fäustel aufs Rad und strampelt los. Bis zu 25 Kilometer pro Stunde, so schnell wie ein Mofa ist er mit seinem Rad unterwegs – ganz ohne Abgase.
Lastenräder fürs Handwerk
Klimaneutral sei das Rad bereits, sagt Manfred Vorholt und demonstriert mit einer Hand, wie leicht sich das dreirädrige Rad am Gepäckträger umdrehen lässt. Kurvenlage, Handbremse, Bremszeit – nach ein paar Wochen gewöhne man sich an die anfangs etwas ungewohnte Fahrweise.
Und auch wenn er einen Rückwärtsgang an seinem drahtigen Firmenfahrzeug vermisst: Für Manfred Vorholt ist das Lastenrad eine dankbare und eine denkbare Alternative – auch für andere Branchen. Vor allem Handwerker könnten seiner Ansicht nach davon profitieren – „Schreiner und andere, die oft nur ihr Werkzeug zur Montage brauchen.“