Oberhausen. Abitur trotz Corona: Oberhausener Schülerinnen wollen mit einer Petition auf den Leistungsdruck der angehenden Abiturienten aufmerksam machen.

Die Abschlussprüfungen waren in diesem Jahr eine Herausforderung für Schüler, Lehrer und auch Eltern. Zwei Schülerinnen des Sophie-Scholl-Gymnasiums in Oberhausen glauben, dass der Abiturjahrgang 2021 noch deutlich stärker von den Auswirkungen der Corona-Pandemie betroffen sein wird. Denn während für den Jahrgang 2020 im März die Schulschließung mit den letzten Schulwochen zusammentraf, fehlt den angehenden Abiturienten durch den Lockdown und vereinzelte Quarantänemaßnahmen über das ganze Schuljahr hinweg Unterrichtszeit, die jetzt aufgeholt werden muss. Franziska Schürken (17) und Schülersprecherin Lenna Lopez (18) wollen mit einer Petition auf die Situation ihres Jahrgangs aufmerksam machen.

Franziska Schürken möchte nach ihrem Abitur Medizin studieren.
Franziska Schürken möchte nach ihrem Abitur Medizin studieren. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Sie fordern von der Landesregierung ein dezentralisiertes Abitur oder ein Durchschnittsabitur und hoffen, dass das Thema wieder ins Gespräch kommt. „Es wird gesagt, dass das Abitur vergleichbar sein soll. Aber man kann es nicht vergleichen, wenn jede Schule andere Voraussetzungen hat“, bemängelt Lopez. Sie berichten, dass während der Schulschließungen viel Lernstoff auf der Strecke geblieben sei. Sollten die Abiturprüfungen wie geplant stattfinden, wünschen sie sich, dass die Prüfungen noch weiter nach hinten verschoben werden. Die Schülervertretung des benachbarten Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums unterstütze die Petition ebenfalls, berichtet Schürken.

Beide Schülerinnen waren mitten in der Klausurphase in Quarantäne

Obwohl der Unterricht momentan wieder in Präsenz stattfindet, führen Quarantänemaßnahmen dazu, dass einzelne Schüler zwischenzeitlich wieder an ihrem eigenen Schreibtisch lernen müssen. Anfang September wurde am Sophie-Scholl-Gymnasium ein Schüler positiv auf Covid-19 getestet. Da die beiden Schülerinnen in der Nähe des Erkrankten saßen, mussten sie zwei Wochen lang zu Hause bleiben. „Ich habe zwei Leistungskursklausuren durch die Quarantäne verpasst, die ich jetzt erst nach den Herbstferien nachschreiben kann, weil alles so eng getaktet ist“, sagt Lopez. „Für mich persönlich ist es viel schwieriger, mich zu Hause zu konzentrieren, weil das für mich ein Ort ist, an dem ich zur Ruhe komme.“ Das Halbjahr, das für ihren Jahrgang schon vor den Weihnachtsferien endet, sei durch das Nachholen der verpassten Lerninhalte deutlich anspruchsvoller, so die Schülerinnen.

Lenna Lopez ist Schülersprecherin am Sophie-Scholl-Gymnasium.
Lenna Lopez ist Schülersprecherin am Sophie-Scholl-Gymnasium. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Deshalb befürchten sie, dass insbesondere Schüler, die schon vor der Corona-Krise Schwierigkeiten in der Schule hatten oder nicht die nötige technische Ausstattung haben, auf der Strecke bleiben. Aus diesem Grund fordert Schürken von der Landesregierung, dass Politiker mehr mit Schülern in den Dialog treten „und zwar nicht nur aus Düsseldorf und Münster, sondern auch aus strukturschwachen Städten wie Duisburg, Mülheim und Oberhausen“, betont sie.

Sorgen um zulassungsbeschränkte Studiengänge

„Unser Hauptkritikpunkt sind widersprüchliche Regelungen“, sagt Franziska Schürken weiter. Ein Beispiel sei die ausgesetzte Maskenpflicht in Schulen, die in Städten wie Bielefeld aufgrund hoher Fallzahlen wieder eingeführt wird. „Das zeigt klar, dass das eine Maßnahme ist, die wir eigentlich brauchen.“ In ihrem Jahrgang würden trotzdem die meisten Schüler weiterhin eine Maske tragen.

Eine weitere Sorge sind zulassungsbeschränkte Studiengänge: „Viele fragen sich, ob sie das, was sie sich vorgenommen haben, unter den derzeitigen Umständen überhaupt schaffen können“, sagt Schürken, die Medizin studieren möchte. Auch die Berufsorientierung sei unter den derzeitigen Bestimmungen deutlich schwieriger.

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