Oberhausen. OB-Kandidat Thorsten Berg (SPD) hält den Wahlausgang bei der Stichwahl für völlig offen. Zu seinem Stand im Schladviertel aber kommen nur wenige.
Einsam stehen Maximilian Janetzki und Jörn Derißen an Samstagmittag vor dem Möbelhaus Rück an der Straßburger Straße. Die beiden Sozialdemokraten haben ihren Infostand auf dem Bürgersteig gegenüber aufgebaut. Sie warten auf ihren Oberbürgermeister-Kandidaten Thorsten Berg. Für etwa eine Stunde hat er sich angekündigt. Es soll um die Situation im Schladviertel gehen, vor allem um die geplante Umsiedlung des Möbelhauses auf das ehemalige Stahlwerksgelände.
Das Publikum wird an diesem Mittag aber ausbleiben, abgesehen von einem Herrn mit Fahrrad aus der Nachbarschaft und einem Ehepaar aus Essen, das etwas später hinzukommt. Aber bevor der Kandidat erscheint, bleibt Zeit, auf die Wahlergebnisse des vergangenen Sonntags zurückzublicken.
Schlad gehalten und Vennepoth verloren
Maximilian Janetzki (31) hat den Einzug in den Rat der Stadt geschafft. Das Schladviertel ist der SPD trotz schmerzlicher Verluste treu geblieben. Mit 81 Stimmen oder knapp vier Prozentpunkten lag der selbstständige Politikwissenschaftler vor dem CDU-Kandidaten Christian Benter, dem Kreisgeschäftsführer der CDU. Anders Jörn Derißen (61). Der selbstständige Unternehmer hat in Vennepoth kandidiert. Gegenüber seiner Vorgängerin Dorothee Radtke hat er dort zweistellige Verluste hinnehmen müssen. Die Mehrheit der Wähler hat erstmals CDU-Kandidat Werner Nakot direkt in den Rat der Stadt entsandt.
Die beiden Wahlkämpfer strahlen aber genauso gute Laune aus wie Thorsten Berg, als der dazu kommt. Berg kommt von der Marktstraße, wird später nach Lirich weiterfahren. Er setzt bei der Stichwahl gegen Amtsinhaber Daniel Schranz (CDU) am kommenden Sonntag trotz dessen Vorsprungs von rund 15 Prozentpunkten auf Sieg. „Die Erwartungen der CDU waren ja deutlich über 50 Prozent im ersten Wahlgang. Jetzt sind es deutlich unter 50 Prozent.“
Die Karten werden neu gemischt
Die Karten würden völlig neu gemischt, sagt Berg. Niemand wisse doch, wie sich bisherige Nichtwähler oder Wähler der anderen OB-Kandidaten am Ende entscheiden würden. „Wir sind überzeugt, den Wählerinnen und Wählern das bessere Angebot zu machen“, erklärt er. Mit wirtschaftlicher Kompetenz, für aktiven Klimaschutz und die Verkehrswende.
Der Herr mit dem Fahrrad war für kurze Zeit verschwunden. Er kehrt nun ohne Fahrrad zum SPD-Stand zurück, sucht das Gespräch mit Thorsten Berg. „Man kennt euch ja nicht“, ruft er Berg zu. Dann besprechen sich die beiden Männer. Das Ehepaar aus Essen, Gudrun Intveen und Ehemann Uli, entpuppt sich als SPD-Stammwähler. Umso mehr sind sie über das Abschneiden ihrer Partei entsetzt. „Das kann doch gar nicht sein, dass wir keine Arbeiterpartei mehr brauchen“, sagt Uli Intveen. Den Hauptgrund für den Niedergang sieht er aber in der dauernden Großen Koalition in Berlin.
Schlad-Pläne: Berg hält sich raus
Jetzt kommt das Gespräch auf die Pläne für das Schladviertel zu sprechen. Thorsten Berg überlässt das aber Janetzki und Derißen. „Ich bin ja immer dafür, Klartext zu reden“, sagt Derißen. Eine bis zu siebengeschossige Bebauung an Stelle des Möbelhauses, wie 2016 vorgelegt, das gehe gar nicht. Die Villa Rück müsse erhalten werden und eine neue Bebauung an die Umgebung angepasst sein.
Allerdings ist sich Janetzki gar nicht sicher, ob die gegenwärtige Stadtspitze noch dazu steht, dem Möbelhaus nur dann die Chance zur Erweiterung auf dem Stahlwerksgelände zu geben, wenn es eine mit der Nachbarschaft verträgliche Lösung für das Schladviertel gibt. Im Planungsausschuss habe sich das zuletzt nicht mehr so angehört, sagt er. Ein Grund mehr, Thorsten Berg am Sonntag den Rücken zu stärken, findet er.
Verlagerung des Möbelhauses: der Stand der Planung
Für die Umsiedlung des Möbelhauses Rück hat der Rat der Stadt 2016 einen ungewöhnlichen Bebauungsplan aufgestellt. Er umfasst zwei weit voneinander entfernte Flächen, das alte Gelände an der Straßburger Straße und einen Streifen auf dem ehemaligen Stahlwerksgelände am Brammenring.
Die Idee dahinter war, nur das eine, die Umsiedlung, zuzulassen, wenn auch das andere, die Überplanung des Altbestandes, gelingt. Das Verfahren ist seitdem nicht mehr vorangekommen.
Bei einer Begehung am Brammenring hat Oberbürgermeister Daniel Schranz vor kurzem erklärt, dass dort inzwischen auch eine andere Fläche für das Möbelhaus in Betracht komme. Grund seien die neuen Pläne, in der östlichen Hälfte nicht mehr Gewerbegebiet zu planen, sondern ein neues Wohngebiet.