Oberhausen. Wegen großer Corona-Sicherheitsbedenken hat ein Oberhausener Gymnasium die Maskenpflicht im Unterricht verlängert.
Die Schulleitung des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums in Oberhausen-Sterkrade ignoriert aus Sicherheitsgründen vorerst die Lockerung von NRW-Ministerpräsident Armin Laschet, die Maskenpflicht im Unterricht für Schüler an weiterführenden Schulen schon am nächsten Montag auslaufen zu lassen.
Die Schulleitung hat in Absprache mit dem Lehrerkollegium und der Schülervertretung entschieden, mindestens noch bis zum 11. September die Pflicht aller Schüler fortzusetzen, auch im Unterricht Schutzmasken gegen die Verbreitung des Coronavirus zu tragen. „Wir nehmen unser Hausrecht wahr, um erreichte Erfolge im Kampf gegen Corona nicht zu gefährden“, begründet Uwe Bleckmann, seit 2014 Schulleiter am Sterkrader Gymnasium, den ungewöhnlichen Schritt. „Uns alle hat es sehr gewundert, dass der NRW-Regierungschef eingeknickt ist und die Maskenpflicht nicht verlängert hat. Schon am Donnerstag sind bei uns die Wogen hochgeschlagen, haben sich Eltern entsetzt gemeldet.“
Die Entscheidung einer Maskenpflicht-Verlängerung am Freiherr sei am Freitagmorgen vom 80-köpfigen Lehrerkollegium und von der Schülervertretung begrüßt worden, die über 1000 Freiherr-Schüler repräsentieren. „Die Schüler unterstützen das einstimmig so und haben von den Lehrern im Lehrerzimmer Beifall dafür bekommen.“ Die strikte Masken-Maßnahme sei bisher nicht mit anderen Schulleitern abgesprochen, der Krisenstab der Stadt sei aber darüber informiert worden.
Mehrheit der Eltern für Maskenpflicht?
Der Schulleiter zeigte sich überzeugt davon, dass die Mehrheit der Eltern die verlängerte Maskenpflicht unterstützt. Am Dienstag, 8. September, wird die Schulkonferenz offiziell eine Entscheidung über den weiteren Verlauf der Regelung fällen. „Ich gehe davon aus, dass die Maskenpflicht noch weiter verlängert wird.“
Das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium ist besonders sensibilisiert dafür, wie fragil die Corona-Situation an Schulen ist. Denn in dieser Woche fiel eine Corona-Infektion eines Unterstufenschülers auf, die er sich offenbar im privaten Umfeld zugezogen hatte. Dank der eingehaltenen Corona-Sicherheitsregeln einschließlich Masken im Unterricht konnte das Gesundheitsamt erlauben, dass der volle Schulbetrieb am Freiherr weiterlaufen kann. „In gleicher Situation wäre sofort der Präsenzunterricht gefährdet, wenn die Schüler keine Masken tragen würden. Dann wird man vom Gesundheitsamt gleich in eine andere Risikostufe eingeteilt, da die Schüler ja mit zu geringen Abständen mehr als 15 Minuten im Klassenraum nebeneinander sitzen“, schätzt Bleckmann.
Eine bunte Durchmischung der Schülerschaft
Denn wie an weiterführenden Schulen üblich, sitzen nicht 30 Schüler in einer einzigen Klasse, sondern werden von Fach zu Fach gereicht, täglich erfolgt also eine bunte Durchmischung der Schülerschaft mit vielen verschiedenen Kontakten, bei denen kein Corona-Mindestabstand eingehalten werden kann. Folge: Bei einem einzigen Corona-infizierten Schülern droht ohne Schutzmaske ein großflächiger Ausfall an Präsenzunterricht für ganze Jahrgangsstufen und Lehrkräfte.
Corona-Infektionszahlen sinken
Überraschend hat NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) nach Gesprächen mit anderen Länderchefs und dem Bund angekündigt, dass die bundesweit einzigartige Maskenpflicht im Schulunterricht in Nordrhein-Westfalen für weiterführende Schulen zum 31. August ausläuft und nicht mehr verlängert wird.
Begründet hat Laschet diesen Schritt damit, dass die Corona-Infektionszahlen seit über einer Woche wieder sinken. Außerhalb des Unterrichts bleibt die Maskenpflicht aber auf dem Schulgelände und im Gebäude bestehen. NRW-Schul-Staatssekretär Mathias Richter (FDP) verteidigte den Schritt: „Als die Maskenpflicht eingeführt wurde, lag der Anteil von NRW an den Neuinfektionen bei etwa 40 Prozent. Derzeit sind es etwa 20 Prozent.“
Zudem haben am Freiherr-vom-Stein-Kollegium Lehrer angekündigt, sie seien bereits per Attest von ihren Ärzten als Hochrisiko-Personen eingestuft worden. Sollten die Schüler ohne Masken im Unterricht sitzen dürfen, würden sie keinen Unterricht vor Ort mehr leisten können. „Jetzt fühlen sie sich noch sicher, doch ohne Maskenpflicht im Klassenraum nicht mehr“, gibt Bleckmann deren Aussagen wieder.
Natürlich sind nicht alle Eltern und Schüler mit dem weiter geltenden Maskenzwang an diesem Gymnasium einverstanden. Eine Mutter, die lieber anonym bleiben will, schildert ihre Gemütslage am Telefon: „Herr Bleckmann setzt sich einfach über die Anordnung des Landes hinweg. Dabei hat sich meine Tochter so sehr darauf gefreut, dass sie wieder ohne diese Maske lernen kann.“
Schulleiter bittet Eltern um Verständnis
Bleckmann, der selbst 1985 sein Abitur am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium gemacht hat, bittet alle Eltern um Verständnis: „Ich kann jeden einzelnen verstehen, der sein Kind im Blick hat, aber ich bin für das Wohl der gesamten Schule verantwortlich. In der Krise müssen wir uns als Schulgemeinschaft präsentieren, die solidarisch zusammensteht – und das machen wir auch.“