Oberhausen. An die Schulzeit im früheren Novalis-Gymnasium in Alt-Oberhausen erinnerte jetzt ein Klassentreffen am Friedensplatz.

Wer vor 50 Jahren Abitur gemacht hat, hat nicht nur ein völlig anderes Gymnasium erlebt als die Schülergenerationen danach, sondern auch ein anderes Oberhausen. Und ihm haben sich berufliche Aufstiegschancen geboten, die die geburtenstarken Jahrgänge danach so nicht mehr hatten. Das wurde beim Klassentreffen ehemaliger Schüler des Novalis-Gymnasiums (heute Fasia-Jansen-Gesamtschule) an der Schwartzstraße deutlich.

Zehn fast überschwänglich gut gelaunte Herren trafen sich im „Uerige Treff“ am Friedensplatz. Ihre Plauderei erinnerte zeitweise an die Schulkomödie „Die Feuerzangenbowle“. Wolfram Försterling hatte dazu eingeladen. Das letzte Treffen gab es 2010. Die Teilnehmerquote war hoch. Nur 13 Jungen zählte die Abiturklasse von Lehrer Bernhard Ponten. Drei Parallelklassen gab es. Angefangen hatten sie mit 40 Jungen pro Klasse. „Davon sind nur sechs zwischendurch nicht sitzengeblieben“, berichtete Försterling. Er, der spätere hohe Ministerialbeamte, war mit Abi-Schnitt 1,7 der Klassenprimus.

Sitzenbleiben war normal

Eine Ehrenrunde musste Wolfgang Laakmann (70) aus Buschhausen machen. „Ich hab’ viel Fußball gespielt“, schmunzelte er. Der Rest war Nebensache. Geworden ist er doch etwas. Wie sein Vater ging er zur Bundesbahn, endete im seltenen Rang eines Oberamtsrats. Außerdem habe sich ein Lehrer in der zehnten Klasse gewundert, dass sie so brav seien. Sie sollten mal, wie die Studenten, richtig feiern, mit Alkohol und so. Laakmann: „Wir waren nachher berüchtigt dafür.“

Mit 40 Jungen hatten sie 1962 ihre Gymnasialzeit begonnen. Nur sechs von ihnen blieben im Laufe der Jahre nicht sitzen. Die Abiturklasse hatte am Ende 13 Schüler.
Mit 40 Jungen hatten sie 1962 ihre Gymnasialzeit begonnen. Nur sechs von ihnen blieben im Laufe der Jahre nicht sitzen. Die Abiturklasse hatte am Ende 13 Schüler. © FUNKE FotoServices | Kerstin Bögeholz

Joachim Redmer aus Stuttgart amüsierte sich über die Streiche, die dann gespielt wurden, und wie empört die Schulleitung war, etwa wenn die Türen der Turnhalle von innen blockiert waren. „Es war kein Einbruch, das Fenster stand schräg“, lachte er. Redmer studierte Maschinenbau, machte seinen Doktor und stieg bis ins mittlere Management beim US-Konzern IBM auf.

Trotz der Streiche viel gelernt

Eckhard Lessmüller (68) aus München erinnerte sich an eine blühende Marktstraße und an aufsässige Jugendliche, die vor dem Hauptbahnhof gegen Preiserhöhungen bei der Straßenbahn protestierten. Der Arztsohn aus Styrum hatte viele Freiheiten. Aus dem weltabgewandten Physik-Studiosus wurde zunächst ein Angehöriger der linken Studenten-Szene, dann ein Straßenschauspieler. Aber er kehrte wieder zur Physik zurück, hat heute eine Firma, die Sensortechnik für die Autoindustrie entwickelt.

Lessmüller wie Redmer waren sich einig: Trotz allen Schabernacks am „Novalis“ hätten sie viel gelernt. Es sei eine solide Grundlage für ihr Studium gewesen.