Oberhausen. Nicole Tenge hat ein ungewöhnliches Material entdeckt, um daraus Kunst zu machen. Ihre Werke sind nun in der Oberhausener Galerie Kir zu sehen.

Der Blick durchs Schaufenster der Oberhausener Galerie Kir hat eine erstaunliche Wirkung: Nicole Tenges Kunstwerke, die in der Ausstellung Up & Down zu sehen sind, zaubern dem Betrachter ein Lächeln ins Gesicht. Das Menü, das die Künstlerin angerichtet hat, besticht einladend, schwungvoll und farbenfroh, schwebend, schwingend, fließend und beflügelt die Fantasie. Ausstellungseröffnung ist am Sonntag, 16. August, von 16 bis 19 Uhr.

„Viele sagen, dass es eine Gute-Laune-Ausstellung ist“, sagt Nicole Tenge. Es ist ihre erste Einzelausstellung. Ansprechend gestaltet, präsentiert sie Bilder und Objekte im schönen, hellen Raum der Galerie auf der Elsässer Straße 21 so, dass sie sowohl einzeln gut zur Geltung kommen als auch gemeinsam wunderbar als Gesamtkunstwerk wirken.

Acrylfarbe auf Holz: Intensiv, schwungvoll, schwebend sind die Bilder von Nicole Tenge.
Acrylfarbe auf Holz: Intensiv, schwungvoll, schwebend sind die Bilder von Nicole Tenge. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

„Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, ein Konzept zu entwickeln.“ Das Besondere: Obwohl Nicole Tenge sich erst seit gut zehn Jahren künstlerisch betätigt, ist ihr etwas gelungen, was in der modernen Kunstwelt total selten ist. Während es heute fast unmöglich ist, etwas wirklich Neues zu erschaffen, hat sie eine eigenständige Kunst entwickelt, basierend auf einem selbst entdeckten Material. Nicole Tenge hat sich auf Hefterlaschen spezialisiert, mit denen sie ihre Werke gestaltet.

Material aus dem Büro

Hefterlaschen. Jeder kennt das rechteckige 15 mal 3,9 Zentimeter große gelochte Kunststoff-Stück, den Metallbügel und die kleinere, ebenfalls rechteckige und gelochte Schließe, die auch aus Kunststoff oder Metall besteht. Sie dienen zum Abheften gelochter Blätter. „Material aus dem Büro, Bestandteile von Ordnern, die durch die Digitalisierung überflüssig geworden sind“, sagt Nicole Tenge, die gelernte Finanzwirtin. Unzählige hat sie gesammelt, ehe sie mit der Verarbeitung loslegte.

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Obwohl in jedem der Kunstwerke erkenntlich, spielen sie beim Betrachten der Werke einzeln keine Rolle mehr. Durch geschickte farbliche und räumliche Kombination der Laschen oder der Teile von ihnen wirken die Bilder auch im Zusammenspiel mit dem jeweils farblich gestalteten Untergrund eher gemalt als konstruiert. Die Objekte, ebenfalls aus Laschen bestehend, hängen, stehen oder schweben.

Glanzvoll und gut formbar

Was wird Nicole Tenges tun, wenn es aus Umweltgründen irgendwann keine Hefterlaschen mehr gibt? „Es gibt sie auch aus Pappe, allerdings sind sie dann nicht mehr so gut formbar und sie glänzen auch nicht.“

Öffnungszeiten

Nach der Ausstellungseröffnung am Sonntag, 16. August, ist die Schau „Up & Down“ jeweils mittwochs und freitags von 17 bis 19.30 Uhr sowie sonntags von 16 bis 19 Uhr in der Galerie Kir, Elsässer Straße 21, zu sehen.

Ob die Künstlerin anwesend ist, erfahren Interessierte vor ihrem Besuch telefonisch unter 0151-708 201 84. Zur Ausstellung gibt es einen ansprechenden Katalog gegen eine Spende mit sehr schönen Farbfotos der Kunstwerke von Jan Arlt.

Die Ausstellung zeigt: Auch anderes „Material, das übrig blieb“, verarbeitet Nicole Teges, Teelichter oder Verpackungschips aus Styropor, kombiniert mit Acrylfarbe auf Holz.

Von nahem zu erkennen, die Hefterlaschen, aber mit Abstand betrachtet, ergibt sich eine ganz neue Wirkung.
Von nahem zu erkennen, die Hefterlaschen, aber mit Abstand betrachtet, ergibt sich eine ganz neue Wirkung. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Über die Arbeit mit den Hefterlaschen ist sie zur Malerei gekommen. Die schwungvoll mit fließendem breitem Pinselstrich gestalteten großformatigen Bilder gelangen ihr zunächst mit Acrylfarbe auf Steinpapier, dann auch auf Leinwand. Das hat den Vorteil der Beständigkeit. „Farbe auf Steinpapier könnte sich mit der Zeit auflösen, da muss man mit UV-Lack gegensteuern.“

Freie Akademie der bildenden Künste

Zur Kunst fand Nicole Tenge durch eine Freundin, die sie zu einem Workshop überredete. Das hat sie motiviert zum Besuch der Freien Akademie der bildenden Künste in Essen, wo sie immer noch arbeitet und experimentiert. Dass die Jury Arbeiten von ihr auswählte für die Jahresausstellung 2019 des Arbeitskreises Oberhausener Künstler im Schloss ehrt sie ebenso wie sie stolz darauf sein kann, dass ihr das Weiterbildungsinstitut WBI den zweiten City Art Preis 2019 verlieh. Der Lohn wäre eine Ausstellung gewesen, die aber leider Corona zum Opfer fiel.