Oberhausen. Von fromm bis frech: Die neuen Kinostarts zeigen die Liebe junger, schöner Menschen in Variationen von überirdisch bis hart am Straßenpflaster.
So ein Programm-Coup gelingt wohl nur der Lichtburg: Der Filmpalast an der Elsässer Straße 26 zeigt in dieser Woche – alle als Neustarts – drei Filme für Jungverliebte in drei sehr unterschiedlichen Tonlagen von frech bis fromm.
„Der göttliche Andere“ ist nicht der fromme Film, hier täuscht der erste Eindruck. Könnte Gott etwas gegen die Liebe haben, gar eifersüchtig sein? Was wäre, wenn die geliebte Frau kurz davor steht, in ein Nonnenkonvent einzutreten? Das ist die Ausgangskonstellation der leichten, romantischen Komödie „Der göttliche Andere“, die vor der stets malerischen Kulisse der himmlischen Stadt Rom spielt. Jan Schomburg gelingen in seiner ersten internationalen romantischen Komödie viele nette Momente. Callum Turner spielt jenen TV-Schnösel Gregory, der sich Knall auf Fall in eine schöne „Braut Christi“ (Matilda de Angelis) verliebt. Täglich um 17.45 und 20 Uhr.
Vergnügt sich „Der göttliche Andere“ mit Teenie-Klamauk, so kommt Andrew und Jon Erwins US-Drama „I still Believe“ entschlossen gläubig daher: Jeremy Camp (K. J. Apa) ist ein aufstrebender christlicher Musiker und hat sich Hals über Kopf in Melissa (Britt Robertson) verliebt, die an Krebs erkrankt ist. Gegen den Willen ihrer Familien heiraten die beiden. Die Musik hilft dem Paar, seine Hoffnung, seinen christlichen Glauben und seinen Lebensmut zurückzugewinnen. Täglich um 16.30 und 19.30 Uhr.
Hier jung zu sein, ist nicht leicht
Viel unfrommer ist da – „Gott sei Dank“, möchte man sagen – Leonie Krippendorffs Geschichte aus Kreuzberg: „Kokon“. Sommer am Kottbusser Tor, dem Zentrum Kreuzbergs. Hier jung zu sein, ist nicht leicht, hier ein Mädchen zu sein, dass sich in ein anderes Mädchen verliebt, noch viel härter. Wie die 14-jährige Nora (Lena Urzendowsky) damit umgeht, erzählt dieser flirrend-sinnliche „Coming of Age“-Film, der bei der Berlinale als Eröffnungsfilm der Sektion „Generation 14 plus“ zu sehen war. Täglich um 20 Uhr.
Das neue Werk eines Altmeisters klingt fast wie eine Selbstbeschreibung des Kinos im Walzenlager: In „Sorry we missed you“, zu sehen jeweils um 20.30 Uhr, erzählt der 84-jährige Ken Loach von einem Arbeiter aus Newcastle, der als (schein-) selbstständiger Paketbote anfängt; die Illusion unternehmerischer Freiheit zerbricht schnell an den ausbeuterischen Bedingungen.
Das Drama über die Folgen der Selbstausbeutung mag in seiner Gesellschaftskritik etwas schlicht geraten sein; doch treffend und einfühlsam zeichnet Loach seine verzweifelnden Helden. Nach dem 2016 mit der „Goldenen Palme“ von Cannes ausgezeichneten Ich, Daniel Blake“ porträtieren Loach und sein langjähriger Drehbuchautor Paul Laverty nun in dem bewegenden Sozialdrama eine Familie, die an den Bedingungen der globalisierten Arbeitswelt zu zerbrechen droht.