Oberhausen. Zum Drei-Gänge-Menü aus der „Weinlounge Le Baron“ lesen Schauspieler aus Oberhausen. Das Literaturhaus legte dafür eigens einen Spendenfonds auf.

Das Literaturhaus will doppelt Gutes tun – und nimmt zugleich ein neues „Event“ in sein Repertoire aus Lesungen und Exkursionen auf: Vor der Corona-Krise waren literarisch angehauchte Dinner bereits ein Markt für manch freies Ensemble. Die Literaturhaus-Aktiven wählten das Motto „Erlesenes Speisen“ für ihre neue Reihe mit fünf Terminen bis zum Jahresende.

Das neue Format holt zum einen Schauspieler aus dem Lockdown. Zum anderen hilft es der „Weinlounge Le Baron“ und ihrem Patron Emile Moawad, der als vorbildlicher Nachbar an der Marktstraße 146 seinerseits das junge Literaturhaus seit seiner Gründung unterstützt. Und der Coup scheint zu gelingen: Noch bevor die Literaturhäusler „Erlesenes Speisen“ publik machen konnten, sind bei der Weinlounge bereits die Mehrzahl der 25 möglichen Plätze gebucht.

Hilfe für den Patron: 2019 feierten (v.re.) Emile und Gaby Moawad das fünfjährige Bestehen der „Weinlounge Le Baron“ mit Giorgia Felice und Juan Felipe Rubino.
Hilfe für den Patron: 2019 feierten (v.re.) Emile und Gaby Moawad das fünfjährige Bestehen der „Weinlounge Le Baron“ mit Giorgia Felice und Juan Felipe Rubino. © FUNKE FotoServices | Kerstin Bögeholz

Man darf vermuten: Das liegt auch am Programm des Auftaktabends am Mittwoch, 19. August, um 19 Uhr. Denn dann liest der im Vorjahr doppelt theaterpreisgekrönte Torsten Bauer, einer der Dienstältesten im Ensemble des Theaters Oberhausen, aus dem hinreißend komischen Buch seines Kollegen Joachim Meyerhoff: „Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke“.

Für Torsten Bauer eine Paraderolle

Der 53-Jährige, der heute als Mime zwischen der Berliner Schaubühne und dem Deutschen Schauspielhaus Hamburg pendelt, erzählt mit Sinn fürs Groteske von seinem hürdenreichen Weg in den Schauspielerberuf. Für Torsten Bauer eine Paraderolle. „Das Buch ist einfach klasse“, schwärmt Hartmut Kowsky-Kawelke, der Literaturhaus-Vorsitzende. „Und wenn man Meyerhoff nicht buchen kann, ist Torsten Bauer der beste Ersatz.“

Ein schräger Blick auf den Adelsroman

Wer für den Genuss-Abend mit Torsten Bauer keinen Platz mehr reservieren konnte, kann sich für das nächste Lesedinner auf die Vormerkliste setzen lassen. Anmeldung unter 0208 - 8848 970 oder per E-Mail an weinlounge@vin-lebaron.de.

Im „regulären“ Programm des Literaturhauses verspricht der nächste Termin am Freitag, 14. August, um 19 Uhr Köstliches für Genießer schrägen Humors: Anna Basener, die ihr Studium einst als Autorin von Adelsgroschenheften finanzierte, liest aus „Schund und Sühne“, einem Genre-Roman mit dem gewissen Twist – bei gutem Wetter „Open Air“ vor dem Literaturhaus, Marktstraße 146.

Jürgen Michaelis vom Literaturhaus nennt die erlesenen Dinners „für uns einen Versuchsballon“ – der flugs an Höhe gewinnt. „Alle Beteiligten sind mit Elan dabei. So hat sich alles glücklich ergeben.“ 25 Euro zahlt der Gast für kulinarischen Genuss plus Literatur. „Es müsst eigentlich 35 Euro kosten“, erklärt Kowsky-Kawelke. „Wir stiften den kulturellen Teil.“ Dafür hat das Literaturhaus eigens einen Spendenfonds aufgelegt, der bereits für fünf Termine trägt. „Wir hätten Erlesenes Speisen auch unabhängig von der Corona-Krise aufgelegt“, sagt Jürgen Michaelis. „Das Ganze ist mit dem Lockdown dringlicher geworden.“

Hilfe aus Literaturfonds und vom Förderverein Buch

Die findigen Literaturhäusler wissen: „Jeder Veranstalter muss rechnen.“ Doch der Vereinsvorsitzende verweist auch auf den in der Krise aufgestockten Literaturfonds des Landes – und auf den „Förderverein Buch“, in dem sich auch Nina George engagiert, die als Lesende an der Marktstraße 146 für ein randvolles Haus gesorgt hatte: Dessen Mittel unterstützen gezielt Lesungen, bei denen Buchhandlungen als (Co-) Veranstalter auftreten.

Auch diese Karte will das Literaturhaus ausspielen: Hartmut Kowsky-Kawelke verweist aufs vierte Quartal. Dann will der Verein auch wieder ein gedrucktes Programm-Leporello mit seinen Attraktionen auflegen.