Oberhausen. Einen ganzen Schultag lang die Maske tragen – das wird nicht angenehm. Warum Schulleiter trotzdem froh über die Vorgabe für den Schulstart sind.

Seit NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) die Rückkehr zum Präsenzunterricht mit Maskenpflicht verkündet hat, jagt eine Besprechung die nächste für die Oberhausener Schulleitungen. Sie müssen das 21-seitige Corona-Konzept des Ministeriums zum Schul-Neustart nach den Sommerferien am 12. August umsetzen. „Wir müssen den Betrieb ans Laufen bringen“, sagt Doris Sawallich ganz nüchtern. Die Leiterin der Gesamtschule Weierheide und Sprecherin der vier Gesamtschulen in Oberhausen gesteht aber auch ihre große Besorgnis ein, Schulalltag unter Pandemie-Vorzeichen zu gestalten: „Wir gehen in eine große Nebellandschaft, wir werden jeden Tag vor neue Herausforderungen gestellt werden.“

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Singen in der Klasse bleibt vorerst verboten. Im Sportunterricht ist das Tragen einer Maske aber nicht vorgesehen. (Symbolfoto)
Von Stefan Meinhardt und Christopher Onkelbach

Dennoch hält Sawallich die Rückkehr zum Regelbetrieb für notwendig. „Ich habe in meiner langen Laufbahn als Lehrerin und Schulleiterin noch nie erlebt, dass sich Schüler so sehr auf die Schule freuen.“ Schüler bräuchten den Kontakt zueinander. Die Schulen noch länger geschlossen zu halten, könnte auch zu psychischen Kollateralschäden führen, ist sich die Schulleiterin sicher. „Wir versuchen alles, um Infektionen zu verhindern.“ Da sei die Maskenpflicht ein legitimes Mittel – auch, wenn das stundenlange Tragen nicht angenehm sei.

Corona-Einbahnstraßenverkehr aufheben

„Wie soll man es machen, die Kinder müssen ja in die Schule gehen“, sagt auch Alice Bienk, Leiterin des Elsa-Brändström-Gymnasiums und Sprecherin für die fünf Oberhausener Gymnasien. Die Bildungs- und Beziehungsarbeit stehe dem Infektionsschutz gegenüber, beiden Seiten müssten die Schulen gerecht werden.

„Wir sind sehr froh, dass es eine klare Ansage gibt und die Maskenpflicht einheitlich für alle Schulen gilt“, sagt Bienk. Den Mund-Nasen-Schutz den ganzen Schultag über zu tragen, könnte natürlich schwierig werden, räumt die Schulleiterin ein. „Aber wir schauen erstmal, welche Erfahrungen wir machen.“ Bis zum 31. August gilt die Pflicht, dann entscheidet das Ministerium neu – auf Grundlage der Infektions-Entwicklung und der Rückmeldungen aus den Schulen. Wenn alle Schüler und Lehrer wieder da sind, werde das „Elsa“ den „Einbahnstraßenverkehr“ im Schulgebäude aufheben. „Das wird sonst zu eng, wir setzen verstärkt auf Flächen- und Handdesinfektion“, meint Bienk.

Skepsis bei gestaffeltem Schulbeginn

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Die Maskenpflicht in den Schulen befürwortet auch Oberhausens Schuldezernent Jürgen Schmidt. „Ich begrüße prinzipiell alles, was dazu geeignet ist, das Infektionsrisiko einzudämmen.“ Dazu soll auch die Möglichkeit des gestaffelten Schulbeginns dienen, auf die Schulministerin Yvonne Gebauer am Montag verwiesen hat.

Jürgen Schmidt , Beigeordneter für Familie, Bildung, Integration und Sport in Oberhausen.
Jürgen Schmidt , Beigeordneter für Familie, Bildung, Integration und Sport in Oberhausen. © FUNKE FotoServices | Kerstin Bögeholz

Zwischen 7.30 und 8.30 Uhr könnten die Schulen in Absprache mit dem Schulträger die Schüler versetzt kommen lassen, um Gedränge in Bussen und Bahnen zu vermeiden. Weil diese Regelung erst eine Woche vor Schulstart auf den Tisch geflattert ist, ist Jürgen Schmidt skeptisch. Der Städtetag NRW halte die Entzerrung geradezu für aussichtslos, weiß der Oberhausener Dezernent zu berichten.

Die Stundenpläne an den Schulen stünden bereits, die Dienstpläne der Verkehrsunternehmen seien auch nicht unendlich dehnbar. „Wir werden am Mittwoch mit mehreren weiterführenden Schulen sprechen, ob da was geht“, sagt Schmidt“, die Stoag hat uns auch signalisiert, dass sie so viele Busse einsetzen wird, wie möglich.“

Corona-Tests freiwillig und kostenlos

Mitarbeiter von Kindergärten und Lehrer können sich kostenlos und freiwillig auf das Corona-Virus testen lassen. Der Oberhausener Schuldezernent Jürgen Schmidt weist darauf hin, dass derzeit noch abgefragt werde, welche Hausärzte in Oberhausen die Tests durchführen können (die Ärzte arbeiten mit unterschiedlichen Laboren und haben nicht alle die gleichen Kapazitäten).

Im Laufe dieser Woche will die Stadt dann darüber informieren, welche Möglichkeiten es gibt, wie das Verfahren ist und wo Bürger die konkreten Informationen erhalten, „damit die Hürden für die Betroffenen nicht zu hoch sind“, gibt Schmidt an. „Ich wünsche mir, dass viele das Angebot annehmen.“

Die Ausbreitung von Aerosolen, die das Coronavirus übertragen, soll auch eine regelmäßige Lüftung der Klassenräume verhindern. In dieser Hinsicht sei die bauliche Substanz der Oberhausener Schulen ein großes Problem, hat die Besprechung der Gesamtschulleiter ergeben. Räume in Kellern mit kleinen Fenstern oder Klassenzimmer mit Schwingfenstern, die nicht voll geöffnet werden können, fallen damit schon mal für den Unterricht weg.

Doris Sawallich hat deshalb kurzerhand die erste Lehrerkonferenz sowie Jahrgangsstufenversammlungen oder die Begrüßung der neuen Fünftklässler auf den Schulhof verlegt. Noch ist das Wetter ja gut, „aber ich darf gar nicht daran denken, wenn wir die erste Regenpause haben“.