Oberhausen. Nach Verhandlungen zwischen Vorstand und Betriebsrat von MAN Energy Solutions verliert das Oberhausener Werk weniger Beschäftigte als geplant.
Der Turbinenmaschinen- und Diesel-/Gasmotoren-Hersteller MAN Energy Solutions (MAN ES) baut mit seinem weltweiten Sparprogramm nun doch deutlich weniger Arbeitsplätze ab als ursprünglich angekündigt: Statt 4000 Stellen weltweit sollen es nur noch 2600 werden, davon 1650 in Deutschland. Zuvor sollten es 3000 sein. Das sind die ersten Ergebnisse der intensiven Verhandlungen zwischen dem Vorstand des in Augsburg sitzenden Unternehmens und dem Gesamtbetriebsrat.
Durch ein umfangreiches Paket mit Einschnitten auch bei den bisher gezahlten Gehältern will man trotzdem die Sparvorgabe des Vorstandes erreichen, dauerhaft ab dem Jahr 2023 rund 450 Millionen Euro an Kosten bei der VW-Tochter zu sparen. Auch im Oberhausener Turbinenmaschinen-Werk an der Steinbrinkstraße 1 sollen deutlich weniger Arbeitsplätze gestrichen werden: Statt 562 Arbeitsplätze sind nun „nur“ noch 360 Arbeitsplätze bedroht.
40 MAN-Jobs sollen von Berlin nach Oberhausen wandern
Zudem soll ein Teil der Produktion am Standort Berlin mit 40 Arbeitsplätzen nach Oberhausen verlegt werden. Somit würde das Oberhausen MAN-Werk (früher MAN Diesel & Turbo) mit derzeit 1800 Beschäftigten 318 Arbeitsplätze netto verlieren. Dies sieht das Eckpunkte-Papier zwischen Gesamtbetriebsrat und Vorstand vor, das in den nächsten Wochen noch in den Details inklusive des notwendigen Sozialplans ausverhandelt werden soll.
Welche finanziellen Einschnitte die verbleibenden Arbeitnehmer hinnehmen müssen, ist noch unbekannt. Dafür sind nach Angaben des Betriebsrates betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen – es sein denn, der Betriebsrat würde ihnen zustimmen.
„Ein Verlust von Arbeitsplätzen ist leider unvermeidlich und ich bedauere das sehr“, sagt MAN-ES-Vorstandschef Uwe Lauber nach einer Pressemitteilung des Unternehmens. „Aber wir können nun weniger Jobs streichen, weil wir mit der Vereinbarung gleichwohl unsere angestrebten Kostenziele erreichen. Wir verschlanken und konzentrieren unsere Organisationsstrukturen, so dass wir unsere Ergebnissituation nachhaltig verbessern.“
VW nimmt Abstand von Verkauf von MAN Energy Solutions
Sollten die bisherigen Verhandlungsresultate über das Sparpaket bis Ende 2020 endgültig vollzogen werden, versichert der Eigentümer von MAN ES, die Volkswagen AG, ihre Tochter nicht mehr verkaufen zu wollen. Mindestens bis Ende 2024 soll MAN ES im Volkswagen-Konzern Bestand haben – bei erfolgreicher Restrukturierung und guten Rendite-Ergebnissen (neun Prozent Ebit) sogar darüber hinaus.
Seit Frühjahr 2019 suchte VW einen finanzkräftigen Käufer für den Turbinenhersteller – vergeblich. Die Betriebsräte wandten sich geschlossen gegen einen Verkauf. Die Absage der Verkaufspläne war eine Kernbedingung der Betriebsräte bei den Sparplan-Verhandlungen.
Auch interessant
„Schon vor Corona war MAN Energy Solutions nicht in einer komfortablen Situation, die Corona-Wirtschaftskrise hat dann wichtige Geschäfte einbrechen lassen. Deshalb stellt der offenbar notwendige Stellenabbau keine gute Nachricht dar, aber die Nachricht ist am heutigen Tag zumindest besser als bisher“, sagt der Oberhausener Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU), der nach eigenen Angaben in den vergangenen Wochen Kontakt zu Arbeitnehmervertretern und Vorstand gehalten hat.
Großes Wasserstoff-Pilotprojekt angestrebt
Die großen Parteien, SPD wie CDU, dringen darauf, dass nun in Oberhausen auch zur Stabilisierung von MAN Energy Solutions ein beispielhaftes großes Wasserstoff-Pilotprojekt aus der Taufe gehoben wird. So könne man die Ingenieurs-Fähigkeiten vor Ort für Zukunftstechnologien nutzen.
Längerfristig schwieriges Marktumfeld
Erst vor anderthalb Wochen hat MAN-Energy-Solutions-Vorstandschef Uwe Lauber seine Belegschaft mit insgesamt weltweit 14.000 Leuten an 120 Standorten auf problematische Zeiten eingestimmt – und ein Sparpaket vorgelegt, das vor allem durch Stellenstreichungen Kosten in Höhe von 450 Millionen Euro einsparen soll.
Dabei sagte der Vorstandsvorsitzende, dessen Unternehmen einen Jahresumsatz von 3,46 Milliarden Euro macht: „Wir müssen uns auf ein längerfristig schwieriges Marktumfeld einstellen.“ Durch die Corona-Pandemie rechne der MAN-ES-Vorstand erst 2023 mit einer Erholung auf das Vorkrisen-Niveau.
„Durch die neue kürzlich verabschiedete Wasserstoff-Strategie der Bundesregierung steht ausreichend Fördergeld bereit. Wir werden uns in den nächsten Monaten zusammensetzen, um mit MAN ES, dem Fraunhofer-Institut Umsicht, der EVO und der GMVA zu schauen, welche Initiative wir hier umsetzen können“, sagt Schranz. Wasserstoff als Gas oder Flüssigkeit gilt als besonders umweltfreundlich, wenn es aus regenerativen Energien wie Wind und Sonnenlicht gewonnen wird. Mit Wasserstoff kann man beispielsweise Motoren antreiben – oder Turbinen.
Auch interessant
CDU-Kreisverbandsvorsitzender Wilhelm Hausmann setzt sich für eine industriefreundlichere Politik ein – und will die anderen Parteien in die Pflicht nehmen „Es geht darum, dem Konzern deutlich zu machen, dass gerade das Werk in Oberhausen mit den Fähigkeiten seiner Beschäftigten einen Platz in der künftigen Energiepolitik mit dem Schwerpunkt Wasserstoff haben kann und dass dies politisch gewollt ist. Das muss quer durch die Politik deutlich werden.“