Oberhausen. Nach dem Schock über die Nachricht, ein Drittel der Belegschaft im Sterkrader MAN-ES-Werk drohe das Aus, erklären Oberhausener ihre Solidarität.

Nach den massiven Stellenabbau-Plänen des Turbomaschinenbauers MAN Energy Solutions (früher: MAN Diesel&Turbo) mehren sich die Solidaritätserklärungen verschiedener Parteien für die 1800-köpfige MAN-Belegschaft in Oberhausen. Dort will der in Augsburg sitzende Vorstand des weltweit tätigen Unternehmens mit bis zu 560 Stellen knapp ein Drittel der Belegschaft abbauen.

So sieht es in den Hallen des Oberhausener MAN-ES-Werkes an der Steinbrinkstaße 1 im Stadtbezirk Sterkrade aus. Hier werden Turbomaschinen mit Turbinenschaufeln gebaut.
So sieht es in den Hallen des Oberhausener MAN-ES-Werkes an der Steinbrinkstaße 1 im Stadtbezirk Sterkrade aus. Hier werden Turbomaschinen mit Turbinenschaufeln gebaut. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

So hat der SPD-Ortsverein Sterkrade gleich nach der schlimmen Nachricht gefordert, auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten, und begonnen, Unterstützungsunterschriften von Bürgern zu sammeln. Diese wurden jetzt an den Oberhausener MAN-ES-Betriebsrat übergeben. „Wir haben mehrere hundert Bürgerinnen und Bürger gewinnen können, ihre Solidarität mit den mehr oder weniger letzten Industriearbeitsplätzen in unserer Heimatstadt zu erklären“, erklärt Ortsvereinsvorsitzender Jörg Schröer.

Betriebsrat dankbar für Solidarität der Oberhausener

Die Unterschriften übergaben Silke Wilts und Jörg Schröer (beide SPD-Ortsverein Sterkrade) an den Betriebsrat am Standort Oberhausen. „Wir sind sehr dankbar über diese Aktion, die Unterstützung können wir gut gebrauchen!“, meint Betriebsratsvorsitzender Helmut Brodrick. Er wird die Unterschriften an den Vorstand von MAN ES weitergeben. Die SPD bewertet die Stellenabbau-Pläne als „Katastrophe für die Beschäftigten und für die ganze Stadt“. Gerade die Energiewende benötige das Fachwissen der Belegschaften in den Industriebetrieben.

Grüne: MAN-Manager handeln einfallslos

Die Oberhausener Grünen werfen dem Management der VW-Tochter MAN ES vor, einfallslos in einer Wirtschaftskrise zu handeln. „Der leider übliche Reflex nur an Personalabbau und nicht an eine echte Neuorientierung zu denken, wird dem Know-how und der Innovationskraft des Unternehmens nicht gerecht“, meinen Grünen-Fraktionssprecher Andreas Blanke und Grünen-Oberbürgermeister-Kandidat Norbert Axt. „Es ist bedauerlich, dass die MAN-Konzepte für zukunftsweisende neue Kraftstoffe, wie E-Fuels, Schiffsmotoren mit Wasserstoffantrieb oder Modelle zur Energiespeicherung durch Power-to-Gas-Anlagen jetzt nicht mit Nachdruck umgesetzt werden können.“

Grüne: Stellenabbau muss zur Chefsache werden

Ausdrücklich teilen die Grünen die Ansicht des MAN-ES-Gesamtbetriebsrates, dass der geplante Stellenabbau auch in Oberhausen die Funktionsfähigkeit des Unternehmens gefährdet.

Die Grünen fordern MAN ausdrücklich dazu auf, den Abbau so gering wie nur irgend möglich zu halten – etwa durch das Mittel der Kurzarbeit.

Von der Politik erwarten die Grünen massive Anstrengungen auf oberster Ebene des Landes und der Stadt.

Grünen-Ratsfraktionschef Andreas Blanke: „Ministerpräsident Armin Laschet und Oberbürgermeister Daniel Schranz müssen den MAN-Standort Oberhausen umgehend zur Chefsache machen!“

Diese Technologien wären wichtige Standbeine für den Standort Oberhausen gewesen, die das Unternehmen zukunftssicher gemacht hätten. Deutschland benötige beispielsweise dringend Züge, die mit Wasserstoff oder erneuerbarem Erdgas fahren könnten. „MAN hat auch dafür wegweisende Ideen.“

AfD: Bau von Kraftwerken wird fast unmöglich gemacht

Die Oberhausener AfD sieht als Ursachen für die Krise bei MAN die Corona-Schutzmaßnahmen, aber auch „eine ideologisierte Umweltschutzhysterie“, die den Bau von Kraftwerken fast unmöglich mache, für die MAN Turbomaschinen herstellt. Da MAN ES hohes Wissen in der Wasserstoff-Technologie hat, kritisiert die AfD, dass Oberhausen auf elektrisch angetriebene Busse im öffentlichen Nahverkehr setze statt ein Pilotprojekt mit Wasserstoff-Bussen zu starten.

Die Belegschaft des Oberhausener MAN-ES-Werkes soll um ihre Arbeitsplätze kämpfen, meint die MLPD.
Die Belegschaft des Oberhausener MAN-ES-Werkes soll um ihre Arbeitsplätze kämpfen, meint die MLPD. © FUNKE FotoServices | Kerstin Bögeholz

Jürgen Blumer, Kreisvorsitzender der Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands (MLPD), fordert die 1800-köpfige Belegschaft des Oberhausener Werkes zum Kampf um ihre Arbeitsplätze auf. „Die Corana-Krise hat die seit 2018 wirkende Weltwirtschaftskrise enorm verschärft. Jetzt fließen Hunderte von Milliarden Euro in die Kassen der Konzerne – bei den Belegschaften kommt davon die Vernichtung von vielen tausend Arbeitsplätzen, Lohnabbau und verstärkter Arbeitsdruck an.“ Konsequente Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich könne Arbeitsplätze erhalten, konsequente Umstellung der Produktion auf Umwelttechnologie neue schaffen.