Oberhausen. Ehrenamtliche Gemeindeleitung Liebfrauen setzt darauf, Anfang Oktober in größerem Rahmen der Klosterkirche in Schwarze Heide ade sagen zu können.

Im Stadtteil Schwarze Heide ist ein wichtiger, ja historischer Einschnitt erfolgt: Zum 30. Juni 2020 ist der Mietvertrag mit dem Kapuzinerorden ausgelaufen. Zwei Mal war dieser im Jahr 2004 geschlossene Mietvertrag mit der Pfarrei Liebfrauen (ab 2007 mit der Propstei St. Clemens) verlängert worden – doch jetzt ist endgültig Schluss.

Durch die Corona-Krise bedingt wurde der letzte Gottesdienst in der Klosterkirche am 28. Juni in recht kleinem Kreis gefeiert. Das ehrenamtliche Leitungsteam der Gemeinde Liebfrauen hofft, Anfang Oktober den Abschied von der Kirche in größerem und würdigerem Rahmen nachholen zu können. Die Kapuziner haben bereits signalisiert, dass sie dies ermöglichen wollen.

1902 erfolgte die Kirchweihe

Eine 118 Jahre lange, ganz besondere Geschichte geht damit zu Ende. Denn 1902 erfolgte die feierliche Kirchweihe des Klosters, damals noch St. Marien genannt und 1946 in Liebfrauen umbenannt. Dass gerade hier ein Kloster entstand, lag an der besonderen Sterkrader Stadtstruktur. Die Menschen westlich der Eisenbahnstrecke Oberhausen-Wesel wünschten sich eine eigene katholische Gemeinde, hatten aber kaum genügend finanzielle Mittel dafür. So entstand damals die Idee, an eine Klostergemeinschaft heranzutreten – ein Gedanke, der letztlich erfolgreich umgesetzt wurde. Bis 2004 blieben die Kapuziner in Schwarze Heide, dann wurde das Kloster geschlossen.

Ehrenamtliche Gemeindeleitung

Das Team der ehrenamtlichen Gemeindeleitung Liebfrauen besteht aus folgenden Mitgliedern:

Anneliese Breuckmann (Koordination), Christian Rüsse (Finanzen), Hans-Jörg Witter und Maria Aloysia Bork (Liturgie), Marlis Niermann (Caritas, Soziales) und Beatrix Kahlke-Freier (Katechese).

Noch ein wichtiges Jahr ist hier zu nennen: 1967 hatte sich die Gemeinde Liebfrauen von der Mutterpfarrei St. Clemens losgelöst und wurde zur selbstständigen Pfarrei; mit dieser Selbstständigkeit war es dann im Jahr 2007 wiederum vorbei, als die Propsteipfarrei St. Clemens entstand und Liebfrauen zu einer Gemeinde unter diesem großen Propsteidach wurde. Man sieht also: In Schwarze Heide ist die Kirchenhistorie besonders kompliziert und detailreich. Und die Kapuziner prägten hier das Gemeindeleben entscheidend – Musik, Literatur, Theater waren und sind hier stets präsent. Die Klostermusikschule steht dafür in herausragender Weise.

Mit Mönchs-Zimmern

Die sechsköpfige ehrenamtliche Gemeindeleitung mit Anneliese Breuckmann an der Spitze erhofft sich nun schnellstmöglich klare Auskünfte, was aus dem großen Gelände an der Roßbachstraße wird: Die Kirche und die Klostergebäude mit den einstigen Mönchs-Zimmern, heute Übungsräume für die Klostermusikschule – all das gehört ja dazu; zudem steht das in Erbpacht gebaute Gemeindehaus Liebfrauen auf dem Areal, das nicht der Deutschen Kapuzinerprovinz gehört, sondern der Propsteipfarrei St. Clemens. Im Gemeindehaus finden seit Anfang Juli die Gottesdienste statt, da die Kirche ja wegen des ausgelaufenen Mietvertrages nun nicht mehr genutzt werden kann.

Gemeinde mit viel Energie

Wer mit dem Leitungsteam ins Gespräch kommt, spürt sofort, wie viel Energie in der Gemeinde steckt. „Wir wollen ja nicht nur jammern“, sagt Hans-Jürgen Vogel, von 2004 bis 2014 Pfarrer bzw. Pastor in Liebfrauen. Gemeindereferentin Melanie Malitius verweist auf die besondere Symbiose von jahrzehntelangem Kapuzinerleben und Gemeindetradition in Schwarze Heide: „Hier kann Kirche zeigen, dass sie neue Wege geht.“ Das sehen Maria Aloysia Bork und Marlis Niermann im ausführlichen Gespräch mit unserer Redaktion ganz ähnlich. Seit 2019 hat man hier ja bereits Maßstäbe gesetzt, indem die Gemeindeleitung einem ehrenamtlichen Team übertragen wurde. Dieses Projekt findet auch auf Bistumsebene viel Beachtung.

Was wird aus dem ehemaligen Klosterstandort Liebfrauen nach dem nun erfolgten Auslaufen des Mietvertrages? Die Ehrenamtlichen hoffen auf klare Perspektiven, um endlich Gewissheit zu haben, ob sie an der Roßbachstraße bleiben können oder einen neuen Standort anstreben müssen. Auch dazu wären sie bereit, wenn es denn nötig werden sollte.