Oberhausen. Eva Schroeters Gemälde, inspiriert vom Pop-Art-Star David Hockney, zeigt das Théâtre du Châtelet mit den besten Bilder eines großen Wettbewerbs.
Für viele Franzosen war’s eine verzweifelte Situation: Die erste Corona-Welle traf die „Grande Nation“ mit Wucht, der Lockdown war weit strenger als hierzulande. Und in der Normandie war ein Großer der zeitgenössischen Kunst „gestrandet“. Der inzwischen 83-jährige David Hockney sah in seinem komfortablen Exil an der Kanalküste einen strahlenden Frühling aufblühen – und schuf Kunst, die Hoffnung geben sollte: „L’espoir au printemps“.
Das hoffnungsvolle Motto wurde auch zum Slogan eines Wettbewerbs, ausgeschrieben vom berühmten Centre Pompidou – und in einer Zeitschrift entdeckt von Eva Schroeter. 2723 Kreative haben die „Hoffnung im Frühling“ ins Bild gesetzt; 25 Werke wurden prämiert – darunter auch die Arbeit der Oberhausenerin. Und ihre Dozentin Erika Wobser in der „Kunstfabrik“ im Schladviertel zeigt sich fast noch begeisterter über diesen besonderen Erfolg als die studierte Designerin. Schließlich hatte Eva Schroeter schon als Schülerin erste Kurse in dem Atelierhaus belegt, um sich dort fit zu machen für ihre Bewerbungs-Mappe.
Warme Rottöne und kreisrunde Formen
Zum Hockney-Wettbewerb meint sie gelassen: „Gemailt hatte ich mein Bild erst am letzten Abgabetag und auch nicht viel dazu geschrieben, es eigentlich abgehakt.“ Schließlich sei ihr „Blumenstück“ keineswegs nah dran an den jüngsten Werken des Pop-Art-Pioniers. Ihr Gemälde in Acryl auf Papier nennt Schroeter „eher ein Experiment mit Farben, Pinsel und Wasser“. Und es erlaubt mehrere Sichtweisen: Genau genommen ist’s freie Malerei, doch suggerieren die warmen Rottöne und kreisrunden Formen unweigerlich eine Blumenwiese.
Entstanden ist dieses Gemälde allerdings nicht im weiträumigen Obergeschoss der „Kunstfabrik“, sondern – ein weiterer Grund für Erika Wobsers Freude – im „Home Atelier“. Die Dozentin wollte ihre diversen Kurse trotz Kontaktverbots nicht alleine lassen, räumt aber ein: „Ich konnte mir erst nicht vorstellen, dass es funktioniert.“ Es funktionierte sogar ganz ohne neueste konferenztechnische Gimmicks – sondern per Telefonliste und E-Mails. „Das war toll!“ Erika Wobser konnte alle Werke begutachten, ihren Rat geben: „Die Gruppe unterstützte sich gegenseitig.“ Trotz dieser „angstvollen Zeit“, wie sie sagt, sei „Freude und Verbundenheit entstanden“.
Im Prachtbau aus der zweiten Kaiserzeit
Eva Schroeter allerdings räumt ein, dass sie doch lieber im Kunsthaus gearbeitet hätte – bei zwei Kindern, die im Wortsinne „mitmischen“ wollten im improvisierten Heim-Atelier. Ihrem Wettbewerbs-Erfolg hat’s nicht geschadet, im Gegenteil: Neben Pétros Dourdoufis aus Brüssel und Brian Reilly aus Edinburgh zählt sie zu den drei Gewinnern der internationalen Kategorie. Gezeigt werden die ausgewählten Arbeiten vom 8. September an im Théâtre du Châtelet anlässlich seiner Wiedereröffnung. Der Prachtbau aus der zweiten Kaiserzeit hat eine ruhmreiche Historie als Opern- und Konzerthaus – und ist nicht nur in Frankreich berühmt als Schauplatz des kultigen Kinofilms „Diva“ von Jean-Jacques Beineix.
Vom Einzelunterricht bis zum Malen auf Mallorca
In der „Kunstfabrik“ im Hofgebäude an der Dieckerstraße 14 will Erika Wobser im August wieder mit dem gewohnten Semester-Programm starten – dann nicht mehr als „Home Atelier“, sondern im großen Raum des Obergeschosses. Die Palette ihrer Angebote reicht von Einzelunterricht über Workshops bis zu fortlaufenden Gruppen.
Auch ihr „Natur Atelier“ in Vall d’en March am Nordzipfel Mallorcas will sie im Frühjahr 2021 wieder öffnen. Online informiert die Seite atelier-wobser.de.
Erika Wobser bedauert fast, dass sie am großen Tag ihren eigenen runden Geburtstag feiert. Sie wäre schon sehr gespannt, ob David Hockney denn seinen normannischen Landsitz verlässt und vielleicht selbst die von ihm inspirierten Frühlings-Werke in Augenschein nimmt.