Oberhausen. Der frühere MAN-ES-Betriebsrat Reinhardt Meyer wirft dem Management erhebliche Fehler vor: Es wurde bisher zu viel gespart.

In einem offenen Brief hat Reinhardt Meyer, früherer Vertrauensmann der IG Metall und ehemaliges Oberhausener Betriebsratsmitglied bei MAN Energy Solutions (ES), heftige Kritik an der MAN-Mutter VW und an den MAN-ES-Managern geübt. Meyer arbeitete nach eigenen Angaben fast 40 Jahre im Turbomaschinen-Betrieb in Oberhausen und kandidierte bei früheren Wahlen als Bundestagskandidat für die Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands (MLPD).

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Die in Augsburg sitzende Konzernführung des Maschinen- und Motorenbauers, der lange Zeit unter dem Namen MAN Diesel & Turbo firmierte, hat in der vergangenen Woche der 14.000-köpfigen Belegschaft weltweit an über 120 Standorten ein einschneidendes Sparprogramm vorgelegt: 3000 Arbeitsplätze sollen allein in Deutschland gestrichen werden, bis zu 560 davon in Oberhausen. Das wäre ein Drittel der Belegschaft im Sterkrader Werk. Insgesamt sollen 450 Millionen Euro im Jahr an Kosten eingespart werden.

Ex-Betriebsrat: VW wird niemals Ruhe geben

„Der unter massivem Druck von VW stehende Vorstand von MAN ES wird niemals Ruhe geben. Seine Aufgabe ist es, den Profit zu steigern, der durch den Gewinnabführungsvertrag an VW fließt. Der Gewinn wird im Betrieb erwirtschaftet, also wird dort die Schraube angedreht“, schreibt Meyer. So sollten schon 2016 über 300 Arbeitsplätze im Werk abgebaut werden – zum Schluss waren es immer noch 164, die Hälfte. „Am Ende gab es eine Vereinbarung, durch die zahlreiche Mitarbeiter mit Abfindungen ausgeschieden sind. Folge: Ein massiver Verlust an Wissen, der nicht wieder aufgeholt werden konnte.“

Tatsächlicher Personalbedarf in der Fertigung des Oberhausener MAN-Werkes

Der tatsächliche Personalbedarf in der Fertigung sei dagegen schon damals im Jahre 2016 nach eigenen Berechnungen des Betriebsrats um 50 Mitarbeiter höher gewesen als vor dem Job-Kürzungsplan des Vorstandes. Kein Aufbau von Beschäftigten, sondern ein Abbau – Folge seien immer größere Probleme in der Fertigung und beim Engineering gewesen. „Mit ständig neuen Projekten wie Neuorganisierung Prime Serv oder Basecamp 3000 wurde im Endeffekt nur eines erreicht: Verwirrung, nichts lässt sich mehr zügig abwickeln – und Beraterfirmen kassierten gut“, bilanziert Meyer seine Erfahrungen.

Der Betriebsrat solle nun unter hohem Zeitdruck Vorschläge erarbeiten, worauf man verzichten könne, um die vom Vorstand eingeforderten 450 Millionen Euro jedes Jahr einzusparen. „Ich habe mehrfach erklärt, dass jeder Verzicht seitens der Belegschaft letztlich dazu führt, dass es geht wie bei Nokia, dem Bergbau oder Opel. Verzicht führt in die Sackgasse. Es gibt keine Alternative zum Kampf um den Erhalt der Arbeitsplätze!“