Oberhausen. Beim Sommertheater in Oberhausen verbindet René Steinberg aktuellen und klassischen Schabernack. Nicht alle Ideen löst er von der Radio-Rolle.

An der Beinarbeit muss er vielleicht noch arbeiten. Aber die Mundakrobatik ist Kabarettist René Steinberg schon bestens gelungen. Am Freitagabend läuft der 47-Jährige zum Soundtrack der Rocky-Filme aus den Katakomben des Stadion Niederrhein zur Bühne – und dort anschließend zur Höchstform auf.

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Der keuchende Eröffnungs-Gag gehört zur Strategie. Im Boxer-Bademantel tänzelt Steinberg die Treppen hinauf und herunter. Die schwarz-gelbe Farbe seiner Garderobe ist kein Zufall. Der bekennende BVB-Anhänger darf in der Spielstätte von Rot-Weiß Oberhausen die Fan-Etikette durcheinanderwirbeln. 130 Zuhörer amüsieren sich an einem lauen Sommerabend vereinsübergreifend.

Zwiebel-Probleme unter der Mund-Nase-Maske

In seinem Programm scherzt der Autor der WDR-Polit-Satire „Die von der Leyens“ diesmal mit vielen Klassikern. Das Stadion-Kabarett wird für den Spaßmacher, Glossisten und einfach amüsanten Beobachter zur Corona-Aufarbeitung.

Er hatte viel zu erzählen: René Steinberg, den Radiohörer aus dem WDR-Programm kennen, scherzte aus Revier für das Revier.
Er hatte viel zu erzählen: René Steinberg, den Radiohörer aus dem WDR-Programm kennen, scherzte aus Revier für das Revier. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

An den Gedankengängen nach seinem letzten Bühnen-Auftritt in Berlin, bevor der Shutdown diese leer fegte, lässt der Mülheimer alle teilhaben. „Ich wusste in diesem Moment, das war‘s für eine ganze Zeit.“

Umso glücklicher ist er, nach handverlesenen Freiluft-Auftritten vor Autokolonnen, nun vor einem Publikum ohne Knautschzone zu sprechen. Und so referiert Steinberg auch über Themen, die in der Ruhe-Phase erst zu welchen wurden – wie übelriechende Mund-Nase-Masken. Steinberg weiß: „Ein Döner mit Zwiebeln ist vor dem Aufziehen keine gute Idee.“

Corona: Aus Bundestrainern werden Virologen

Aber Bescheid weiß während der Pandemie sowieso jeder. Während einer Europameisterschaft sind alle Deutschen plötzlich Bundestrainer, findet Steinberg. „Jetzt ist jeder Virologe.“ Seufz.

Schabernack vor der Stadion-Kulisse. Das Sommertheater in der Spielstätte von Rot-Weiß Oberhausen wird fortgesetzt.
Schabernack vor der Stadion-Kulisse. Das Sommertheater in der Spielstätte von Rot-Weiß Oberhausen wird fortgesetzt. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Am liebsten spricht er aber über seine Heimat. Über: „Das Ruhrgebiet in mir drin!“ Und über Zitate, die sich keiner ausdenken muss, weil sie im Kohlenpott an jeder Ecke warten. „Kumma, im Radio sieht der Steinberg ganz anders aus“, sagte ein Passant einmal zu ihm. Oder: „Herr Steinberg, Sie sind so wunderbar autistisch.“ Fazit: „Die Realität toppt es immer!“

Verstellen muss sich der Spaßmacher sowieso nicht. Wenn er von Zuhause erzählt und erläutert, wie aus seinem Sohn im Zuge der Pubertät plötzlich ein Ork wurde, mit einer tiefen Stimme, die er ihm immer noch als Erkältung verkauft.

Home Office – bitte mit angezogener Hose

Weitere Termine im Stadion Niederrhein

Das Sommertheater im Stadion Niederrhein geht weiter. Der Verein „Schwimmhilfe“ veranstaltet Kabarett und Comedy, um dem notleidenden Ebertbad zu helfen. Die Eintrittskarten kostet beim Ebertbad einheitlich 26,20 Euro. Die Shows starten jeweils um 20 Uhr.

Unter anderem sind Kai Magnus Sting (Samstag/Sonntag, 1./2. August), Ingrid Kühne (Freitag, 7. August), Matthias Reuter (Samstag, 8. August), Daphne de Luxe (Freitag, 14. August), Wildes Holz (Samstag, 15. August), Ingo Appelt (Donnerstag, 27. August), Jochen Malmsheimer (Freitag, 28. August) zu sehen.

Apropos Zuhause. Dann ist da ja auch noch das plötzlich liebgewonnene Home Office. Ja, Heimarbeit, bei der neben dem Computer-Monitor ein Zettel kleben sollte: „Bitte nicht aufstehen!“ Die Webcam überträgt schließlich ohne Pause und die Hose fällt dem gemütlichen Arbeitsrhythmus zwischen Kinderbetreuung und Waschgang nicht selten zum Opfer.

Der twitternde US-Präsident Donald Trump, da gibt es immer Applaus, darf natürlich nicht fehlen. Obwohl das Lieblingsthema von Kabarettisten eigentlich eine Alptraum-Aufgabe sei. „Es ist schwer, sich etwas auszudenken, was noch etwas draufsetzen kann.“

Kuriose Radio-Ansagen runden den Abend ab. René Steinberg hinterlässt kein Spaß-Vakuum. Das Publikum amüsiert sich. „Make Humor great again!“ Und das kann man so stehen lassen.