Oberhausen. Eine selten gewordene Berufswahl: Daniel Baldus und Jan Sienert absolvieren in Osterfeld eine wichtige Ausbildungsstation zum Priesterberuf.

Priestermangel? Davon kann derzeit in der Propsteipfarrei St. Pankratius Oberhausen-Osterfeld keine Rede sein. Mit Daniel Baldus (33) und Jan Sienert (29) absolvieren hier gleich zwei junge Männer eine wichtige Ausbildungsstation zum Priesterberuf.

Als Diakon ist man ein Jahr lang in einer Pfarrei des Bistums präsent und lernt das Gemeindeleben in all seinen Facetten kennen. Diakon Daniel Baldus stammt aus Ennepetal, seine Zeit in Osterfeld endet bald; er wird bereits in diesem September in Essen zum Priester geweiht. Eigentlich sollte das bereits zu Pfingsten stattfinden, doch die Corona-Krise wirbelte diesen Zeitplan durcheinander. Jan Sienert kommt aus Gladbeck und wird – wenn alles klappt – im Frühjahr 2021 zunächst zum Diakon geweiht und dann – etwa ein Jahr darauf – zum Priester.

Mit Berufserfahrung

Beide haben bereits eine Berufsausbildung absolviert. Daniel Baldus ist Gesundheits- und Krankenpfleger bzw. Kinderkrankenpfleger; Jan Sienert ist ausgebildeter Erzieher. Auch über Berufserfahrung in diesen Tätigkeitsfeldern verfügen beide bereits, haben sich aber dann entschieden, noch einmal von Grund auf umzusatteln und katholischer Priester zu werden. Ja, man darf wohl formulieren: Priester – das ist ihr Traumberuf.

Pastoralkurs schließt Ausbildung ab

Seit dem Wintersemester 2012/13 absolvieren die Priesterkandidaten des Bistums Essen nicht mehr in Bochum, sondern im Priesterseminar Münster, dem „Borromaeum“, ihre Ausbildung und studieren vorrangig an der dortigen Universität Theologie.

Rund siebeneinhalb Jahre dauert die Ausbildung: sechs Monate Propädeutikum, fünf Jahre Studium sowie zwei Jahre Pastoralkurs, das ist die letzte Ausbildungsstation vor den Weihen zum Diakon bzw. Priester.

Wer mit ihnen ins Gespräch kommt, erlebt zwei junge Männer, die sich nachhaltig Gedanken darüber gemacht haben, warum sie gerade diesen Beruf ergreifen wollen: „Katholische Kirche – das sind doch nicht nur die viel zitierten Skandale – katholische Kirche kann auch positiv und lebendig sein“, sagt Jan Sienert, der sich zum Ziel gesetzt hat, zu zeigen, „dass Kirche auch anders sein kann“.

Große Herausforderungen

Daniel Baldus freut sich darauf, in seinem künftigen Beruf „am Leben der Menschen teilhaben zu können“ und sieht sich als Priester in einer Position, in der es darauf ankommt, den Menschen genau zu zuhören, ihre Sorgen und Empfindungen zu verstehen und sie im täglichen Leben zu unterstützen. Die Motivation zu ihrem neuen Beruf schöpfen sie aus ihrem tiefen Glauben. Das machen sie im Verlauf des Gesprächs immer wieder eindrucksvoll deutlich. Ja, sie wollen für ihren katholischen Glauben einstehen; und zugleich akzeptieren, wenn sich andere Menschen dann vielleicht doch für einen kirchenferneren Lebensweg entscheiden. Und sie wissen um die großen Herausforderungen, vor denen die katholische Kirche steht. „Ja, es geht in unserem Beruf auch darum, wieder neues Vertrauen bei den Menschen zu gewinnen“, sagt Daniel Baldus.

Außenansicht der katholischen Kirche St. Pankratius.
Außenansicht der katholischen Kirche St. Pankratius. © FFS | Tanja Pickartz

Taufen, Trauungen, Beerdigungen, Pfarrgemeinderats- und Gemeinderatssitzungen, Religionsunterricht, seelsorgerische Gespräche – all das haben sie in der Propstei St. Pankratius und ihren Gemeinden bereits kennengelernt. Dass derzeit gleich zwei Priesteramts-Kandidaten in Osterfeld, in Klosterhardt, Rothebusch und Osterfeld-Heide präsent sind, ist für die Propsteipfarrei eine ganz besondere Erfahrung. Das kommt vor dem Hintergrund des akuten Priestermangels im Ruhrbistum und darüber hinaus nicht alle Tage vor.

„Eine echte Freude“

„Für uns ist es eine echte Freude, dass wir gleich zwei junge Männer auf dem Weg zum Priesteramt begleiten dürfen“, sagt Propst Christoph Wichmann – wobei die Ausbildungszeit sozusagen ein Kommunikationsprozess auf Gegenseitigkeit ist, denn der Propst unterstreicht: „Auch wir als Gemeinde lernen von den beiden eine ganze Menge.“