Oberhausen. Ergänzende Brücken über die Emscher sind schon eingeschoben. Hier bahnt sich die europäische Güterzugstrecke künftig ihren Weg Richtung Holland.

Wer als Bahnpassagier regelmäßig zwischen Hauptbahnhof Oberhausen und Sterkrade unterwegs ist, erfährt es tagtäglich ganz genau: Der Betuwe-Ausbau läuft auf vollen Touren!

Das gilt zumindest für jenen drei Kilometer langen Streckenabschnitt in Oberhausen, für den bereits Baurecht besteht. Hier überquert die Güterzugstrecke die Emscher, die Lindnerstraße und den Rhein-Herne-Kanal und sie unterquert die Autobahn 42 (Emscherschnellweg). Direkt nebenan liegt das Trainingsgelände von RWO. Ruhrgebiet pur.

Die ergänzenden Brücken für den hier viergleisigen Ausbau in Höhe der Emscher sind schon da. Bis Anfang 2023 sollen auch die weiteren nötigen Brücken in diesem Baufeld, sollen Erdarbeiten und Gleisverlegungen abgeschlossen sein. Das erklärte jetzt Projektleiter Stefan Ventzke im Online-Pressegespräch mit unserer Redaktion.

Auf dem Weg einer digitalen Präsentation stellte die Deutsche Bahn jetzt den aktuellen Stand der Arbeiten auf der Güterzugstrecke Richtung Niederlande vor. Seit Anfang 2020 liege nun Baurecht in vier von zwölf Planfeststellungsabschnitten vor. Damit rollen die Bagger auf 17 von insgesamt 73 Kilometern der Ausbaustrecke zwischen Emmerich und Oberhausen. „Das ganze Team ist hochmotiviert, denn nach der Planungs- und Genehmigungszeit geht es jetzt draußen an der Strecke richtig zur Sache“, sagt Stefan Ventzke.

Brückeneinschub an der Emscher in der Dunkelheit.
Brückeneinschub an der Emscher in der Dunkelheit. © Pressemitteilung | Deutsche Bahn AG


Die Bautrupps haben so manches zu erledigen, an das der Laie erst einmal gar nicht denkt: Allein in der ersten Jahreshälfte 2020 hat die DB Netz AG mit mehr als 6000 Bohrungen auf einer Strecke von insgesamt 17 Kilometern den Trassenverlauf sondiert, um auszuschließen, dass im Untergrund noch Weltkriegsbomben liegen. 6000 Meter Kabelkanäle wurden gelegt und das komplette Brückenbauwerk über die Emscher in Oberhausen eingeschoben.

Jahrelange Debatte

Seit Jahren begleitet die Debatte um den Betuwe-Ausbau die Lokalpolitik in Oberhausen. Lärmschutz, Sicherheit, die europäische Verkehrspolitik – all das spielt dabei eine große Rolle, denn die Betuwe ist ein Teilstück des europäischen Güterverkehrkorridors von Rotterdam nach Genua. SPD-Politiker Manfred Flore von der Betuwe-Bürgerinitiative wurde im Zuge dieser Debatte zu einem der wichtigsten und wortstärksten Verfechter Oberhausener Interessen.


So stellten im September 2018 die Stadt Oberhausen und die DB Netz AG eine wichtige Einigung vor: Beide einigten sich auf ein Sicherheitskonzept, wobei die DB die Wünsche von Stadt und Feuerwehr nach deutlich mehr Zugangstüren durch die Lärmschutzwände an der Strecke weitgehend erfüllte. Die Abstände zwischen diesen Zugangstüren werden nur noch zwischen 50 und 400 Metern betragen; zuvor wollte die Bahn lediglich im Abstand von 1000 Metern solche Zugänge für Lösch- und Rettungskräfte schaffen. Auch die Löschwasser-Versorgung wird verbessert. Es wird mehr entsprechende Brunnen entlang der Route geben.


Enttäuschend verlief dagegen eine Klage der Stadt, um mehr Lärmschutz in Höhe Kaisergarten zu erreichen: Ende 2018 entschied das Bundesverwaltungsgericht, dass das Naherholungsgebiet mit Spiel- und Sportplätzen und dem Tiergehege im Zuge des Gleisausbaus der Betuwe-Linie keine Lärmschutzwände erhalten muss.