Oberhausen. Vivawest saniert 21 Häuser. Dabei wurden Asbest-Platten entsorgt. Die aber seien teils unverpackt geschmissen worden, sagt eine Oberhausenerin.

Einen allzu sorglosen Umgang mit Asbest-Platten wirft eine Oberhausenerin der Vivawest Wohnen GmbH vor. Der Immobilienriese saniert aktuell 21 Häuser im Bereich Pollsenweg und Lütticher Straße in Oberhausen-Schmachtendorf. Dabei sind auch Asbest-haltige Fassadenplatten entsorgt worden.

Nach Angaben der Anwohnerin wurde ein Teil dieser Platten aus größerer Höhe unverpackt geschmissen. Da die Baustelle sich direkt gegenüber der Grundschule und auf dem Weg zu einem Kindergarten befindet, sorgt sich die Nachbarin um die Gesundheit von Anwohnern und Kindern. Ein Sprecher des Wohnunternehmens dagegen betont, dass sich die beauftragten Bauunternehmen stets an alle Sicherheitsvorgaben gehalten haben.

Was die Oberhausenerin besonders wundert: „Die ersten Platten sind korrekt verpackt und abtransportiert worden.“ Aber dann sei dem Bauunternehmen wohl das entsprechend teure Verpackungsmaterial ausgegangen, vermutet sie. Auf ihre Beschwerde bei der Stadt hin, „hat sich leider niemand gemeldet“.

Vivawest bestätigt Asbest-haltige Fassadenplatten

Vivawest-Sprecher Gregor Boldt bestätigt: „Ja, die alte Fassade bestand aus Zementfaserplatten. Bei einer Beprobung ist eine Schadstoffbelastung festgestellt worden – dabei handelt es sich um in den Platten stark gebundenen Asbest.“ Der Unternehmenssprecher betont allerdings auch, dass alle asbesthaltigen Zementfaserplatten an der Fassade ordnungsgemäß verpackt und entsorgt worden seien. Und er weist darauf hin: „Diese Platten sind aber von den Zementfaserplatten zu unterscheiden, die an den Kaminen auf den Flachdächern ebenfalls zurückgebaut werden.“ Denn bei der Untersuchung dieser Kaminplatten sei überhaupt kein Asbest festgestellt worden. „So dass diese auch gar nicht verpackt werden müssen.“ Entsprechend dürften diese dann auch anders entsorgt werden.

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Bei der kompletten Baumaßnahme befolge Vivawest ein von einem unabhängigen Schadstoffsachverständigen erstelltes Sanierungskonzept, das insbesondere den Schutz von Menschen und Umwelt beinhalte. „Zudem werden die Arbeiten kontinuierlich durch einen externen Sachverständigen überwacht.“ Für die Bauarbeiter gelten strenge Arbeitsschutzvorschriften. „Die ebenfalls eingehalten werden.“ Alle Arbeiten seien darüber hinaus von den beauftragten Firmen den zuständigen Behörden angezeigt worden. „Dass asbesthaltige Platten geworfen wurden, ist uns nicht bekannt.“

Lungenkrebs als Folge von Asbestbelastung

Asbest wurde über Jahrzehnte in sehr großen Mengen beim Bauen verwendet – bis in Deutschland wegen seiner nachweislich krebserzeugenden Wirkung im Oktober 1993 das Herstellen und die Verwendung verboten wurden. Noch heute aber sind Asbestprodukte wie Bodenbeläge oder Dachplatten, Fliesenkleber, Spachtelmassen und Putze in Häusern und Wohnungen zu finden.

Asbest kann sich in feine Fasern zerteilen, die sich der Länge nach weiter aufspalten und dadurch leicht eingeatmet werden können. Diese Fasern können in der Lunge bleiben und das Gewebe reizen. Die Asbestose, das heißt die Lungenverhärtung durch dabei entstehendes Narbengewebe, wurde 1936 als Berufskrankheit anerkannt. Anerkannt ist inzwischen auch, dass an Arbeitsplätzen mit hoher Freisetzungswahrscheinlichkeit von Asbestfasern ein Tumor des Lungen- oder Bauchfells entstehen kann. Quelle: Umweltbundesamt

Auch die betroffenen Mieter hätten bedenkenlos während der Sanierungen in ihren Wohnungen bleiben können. Die energetische Modernisierung werde an allen 144 Wohnungen in den 21 Häusern zwischen Pollsenweg und Lütticher Straße durchgeführt. Dazu gehörten die Erneuerung beziehungsweise Dämmung der Fenster, Dächer, Balkone, Fassaden und Kellerdecken. Außerdem würden an den Gebäuden am Pollsenweg 1 bis 17 erstmalig Aufzüge angebaut. „Insgesamt investiert Vivawest hier rund elf Millionen Euro“, führt der Unternehmenssprecher aus.

Mitarbeiter der Stadt überprüften die Vorwürfe – konnten aber nichts finden

Beschwerden über den Umgang mit schadstoffhaltigen Abfällen seien im Zuge dieser Sanierung gleich mehrmals bei der Stadt eingegangen, sagt Stadtsprecher Uwe Spee auf Nachfrage. Allerdings sei bei den daraufhin durchgeführten Ortsterminen nie ein unsachgemäßer Umgang mit schadstoffhaltigen Abfällen festgestellt worden. „Mit den Bauarbeiten ist ein Fachunternehmen betraut worden, das nach Feststellungen der städtischen Unteren Abfallwirtschaftsbehörde die Arbeiten ordnungsgemäß durchführt.“

Der Vorwurf, dass asbesthaltige Platten aus großer Höhe heruntergeworfen wurden, habe nicht belegt werden können. „Fotos oder Videos wurden uns nicht vorgelegt. Unsere Mitarbeiter haben vor Ort sogar nach Bruchstücken gesucht, die auf ein Schmeißen hindeuten könnten, haben aber nichts gefunden“, ergänzt Spee.

Vor-Ort-Kontrollen durch Mitarbeiter des Bereiches Umwelt könnten zwar nur stichprobenartig durchgeführt werden. „Hinweisen gehen wir aber immer schnellstmöglich nach.“ Anwohner können sich dafür direkt an den Bereich Umwelt der Stadt Oberhausen (0208-825-3566 oder 0208-825-3574) wenden. Es besteht außerdem die Möglichkeit, die Bezirksregierung Düsseldorf, Außenstelle Mönchengladbach (Dezernat 56 - Betrieblicher Arbeitsschutz, Viktoriastraße 52, 41061 Mönchengladbach, 0211-475-5600) zu informieren. Beschwerden nehmen in Oberhausen auch die Polizei (0208-826-0) und das Ordnungsamt (0208-825-2618) entgegen.

Der Stadtsprecher versichert: „Die Untere Abfallwirtschaftsbehörde kontrolliert stets den Verbleib der Abfälle im Rahmen eines gesetzlich geregelten Nachweisverfahrens.“ Bei unsachgemäßem Umgang mit gefährlichen Abfällen müssen die Verursacher mit Bußgeldern und strafrechtlichen Konsequenzen rechnen.