Oberhausen. Für zwei Wochen soll auch in Oberhausen ein fast normaler Betrieb an den Grundschulen laufen. Gut für die Kinder oder organisatorischer Wahnsinn?
Ans Möbelrücken haben sie sich ja mittlerweile gewöhnt in den Schulen. Erst mussten Lehrer die Tische in den Klassenräumen auf Abstand arrangieren und überzählige Lernplätze beiseite schieben, um die Gruppen zu teilen. Diese Corona-Vorsichtsmaßnahmen gelten auch weiterhin in den Sekundarstufen I und II, aber die Grundschulkinder sollen ab Montag (15. Juni) täglich in den Unterricht kommen. Wenn dann alle Schüler wieder da sind, sitzt jede Klasse wie früher ungeteilt in einem Raum – die Abstandsregeln gelten nur noch für Flure, Schulhof und Sanitärräume. Weshalb in dieser Woche wieder Stühle und Pulte umgestellt wurden.
„Das ging aber schneller, wir wissen ja, wie es vorher ausgesehen hat“, sagt Sabine Schumann, Leiterin der Ruhrschule in Alstaden. „Lehrer sind so flexibel wie kaum ein anderer Berufsstand“, beschreibt sie die Eigenschaft, die seit den Corona-bedingten Schulschließungen Mitte März und seit den schrittweisen Öffnungen ab 7. Mai unbedingt notwendig ist. Mails und Anordnungen des NRW-Schulministeriums, die kurzfristig und gerne auch mal abends eingetrudelt sind – „das ist nicht so schön“, sagt Schumann, äußert aber auch Verständnis für die Landesregierung, die unter Druck stehe. Was richtig und falsch sei: „Wir werden des erst im Nachhinein wissen“.
Die Lehrer kriegen das besser hin
Die Grundschulleiterin betont für sich und ihr Team: „Wir finden es gut, dass alle am Montag wieder da sind. Nur einmal in der Woche Schule, das ist nichts für die kleinen Kinder.“ Und sie zitiert einen Jungen aus der dritten Klasse, der zu seiner Lehrerin mit Blick aufs Homeschooling meinte, dass zu Hause ja schon alle sehr bemüht seien, „aber die Lehrer in der Schule kriegen es besser hin“.
Profis und Schüler leben jetzt also nochmal zwei Wochen bis zu den Ferien schulischen Normalbetrieb, soweit das möglich ist. Dazu gehört auch die Verabschiedung der Viertklässler. An der Ruhrschule werden sie dies auf drei Tage verteilen und sich bemühen, eine „richtige“ Zeremonie daraus zu machen. „Der Kinderseele tut das gut, die braucht das“, sagt Schumann. Aber wegen Corona darf jeweils nur ein Erwachsener mit in die Schule, nicht die ganze Familie – und jeder bringt Essen und Trinken selbst mit.
Eltern haben alles durchorganisiert
Den Blick auf den Beginn des nächsten Schuljahres hat Petra Baumgart gerichtet. Die Leiterin der Grundschule am Froschenteich plant die Einschulungsfeier für die Erstklässler gestaffelt, damit nicht alle i-Dötzchen und alle Eltern parallel vor Ort sind. Begrüßung, Programm, Infos wiederholen sich dann im Stundentakt fürs Team.
Mit Blick auf die letzten zwei Wochen vor dem Ferienstart am 26. Juni hätte es Baumgart besser gefunden, wenn die Schulen bis dahin das rollierende System hätten fortsetzen können. „Viele Eltern haben alles durchorganisiert und waren jetzt vor den Kopf gestoßen“ – für manche Eltern sei der tägliche Regelbetrieb allerdings auch hilfreich. Die Froschenteich-Schule lässt die Kinder ab Montag, ähnlich wie andere Schulen, zeitversetzt im Viertelstundenrhythmus zur Schule kommen, damit nicht alle gleichzeitig auf den Fluren unterwegs sind.
Probleme im Ganztag
Mit der Rückkehr zum Regelbetrieb in den Grundschulen ist auch die Betreuung des Offenen Ganztags (OGS) wieder für alle Kinder mit Betreuungsvertrag geöffnet. Die Notbetreuung ist beendet.
In der Nachbarstadt Essen hatte sich bei Schulleitungen Protest geregt: Die Vorgabe des Landes, dass die Klassen auch in der Nachmittagsbetreuung nicht durchmischt werden sollen, um ein Infektions-Risiko zu minimieren, sei nicht umzusetzen. Denn die Betreuung im Ganztagsbereich findet in der Regel nicht im Klassenverband statt und sei so auch nicht umsetzbar – mangels Räume und Personal.
In Oberhausen finden sich auf den Internetseiten von Schulen ausdrückliche Bitten an die Eltern, die OGS-Betreuung nur in einer Notlage in Anspruch zu nehmen, weil kein Essen angeboten werden könne und die Kinder wegen des Durchmischungsverbot vermutlich den ganzen Tag im Klassenraum verbringen müssten. Das ist aber von Schule zu Schule unterschiedlich und hängt von den jeweiligen Raum-Kapazitäten ab.
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Die Rückkehr zum regulären Schulbetrieb ab 15. Juni ist auch bei Regina Trampnau, Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Oberhausen, auf Kritik gestoßen. „Da die einzelnen Klassen nicht gemischt werden, kann zum Beispiel Religionsunterricht und Sprachförderung nicht wie gewohnt stattfinden. Auch eine sinnvolle Betreuung im Offenen Ganztag und in der Übermittagsbetreuung ist kaum möglich, wenn die Klassen getrennt bleiben sollen.“ Schulleitungen und Teams hätten bereits eine gute Planung im Sinne aller Beteiligten bis zum Beginn der Ferien erstellt. „Diese Arbeit im Vorfeld war für die Katz.“