Oberhausen. Im Konjunkturpaket des Bundes steckt eine industrielle Großchance fürs Ruhrgebiet: Sieben Milliarden gibt es für die Wasserstoff-Technologie.

Wird Oberhausen mit Hilfe des 130 Milliarden Euro schweren Konjunkturpakets des Bundes zum Wasserstoff-Vorzeige-Standort? Bekommt Oberhausen etwa eine Pilotanlage für die Produktion von grünem Wasserstoff, per Elektrolyse hergestellt aus erneuerbarer Energie, im industriellen Maßstab?

Die Arbeitnehmervertreter des größten deutschen Turbinenwerkes von MAN Energy Solutions (ES) (früher MAN Diesel & Turbo) in Oberhausen-Sterkrade sehen das Konjunkturpaket des Bundes jedenfalls als eine Riesenchance für das Ruhrgebiet, bei der Produktion der umweltfreundlichen Zukunftsenergie einen großen Schritt voran zu kommen.

Denn sieben Milliarden Euro will die Bundesregierung in die Wasserstoff-Technologie investieren, um innerhalb von zehn Jahren großflächige Elektroanlagen zu errichten – für eine umweltfreundliche Industrie. Die MAN-Betriebsräte kämpfen schon seit langem darum, dass die saubere Industrieproduktion per Wasserstoff von der Politik unterstützt wird.

Macht Wasserstoff die Chemie- und Schwerindustrie umweltfreundlich?

Denn die Nutzung von grünem Wasserstoff kann beim Umstieg auf eine bezahlbare und klimaneutrale Energieversorgung insbesondere in der Chemie- und Schwerindustrie ein wichtiger Baustein sein. Auch für den Betrieb von Bussen im Nahverkehr kann theoretisch Wasserstoff sorgen – es ersetzt dann Diesel, Benzin oder Erdgas.

Helmut Brodrick, Oberhausener Betriebsratsvorsitzender und Aufsichtsratsmitglied von MAN ES, hat deshalb immer wieder gefordert, dass die Wasserstoffstrategie des Bundes endlich verabschiedet wird – wie es am Mittwoch nach langem Ringen der Ministerien geschehen ist: „Alle warten auf verlässliche Rahmenbedingungen. Wenn wir nicht aufpassen, werden uns andere bei dieser Zukunftstechnologie den Rang ablaufen.“

Wichtige Akteure für Wasserstoff-Technologie in Oberhausen

Die Arbeitnehmervertreter fordern zudem, dass die bisherigen Abgaben auf die Erzeugung von CO2-neutralem Wasserstoff durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) fallen – und stattdessen die Produktion finanziell gefördert wird. «Dadurch würden qualifizierte Arbeitsplätze entstehen, die wir gerade hier vor Ort dringend benötigen», meint MAN-ES-Betriebsratsvize Jan-Martin Frericks.

Im Sommer 2019 hatten die MAN-Betriebsräte bereits in einem Brandbrief die Bundesregierung zum Handeln aufgefordert – der Tenor: Ohne klimafreundlichen Wasserstoff aus Windkraft oder Photovoltaik könne die Klimawende nicht gelingen. „Wir haben auf jeden Fall mitgeholfen, das Thema Wasserstoff voranzutreiben“, bilanziert Brodrick nun. „Wenn jetzt die IG Metall ihr politisches Gewicht ins Spiel bringt, dann sehe ich gute Chancen für einen Durchbruch.“

Oberhausen selbst plant auf Initiative der Sozialdemokraten im Stadtrat eine Konferenz zu den Perspektiven ökologisch erzeugten Wasserstoffs – mit Wissenschaftlern, Managern, Unternehmern und Politikern. Denn in Oberhausen sitzen mit dem Forschungsinstitut Umsicht, mit der MAN Energy Solutions, dem OQ-Werk Ruhrchemie (früher Oxea) und der NanoFocus AG wichtige Akteure mit großen Kompetenzen.