Oberhausen. Als geistreich-gehaltvolle Lektüre empfiehlt der Sterkrader Buchhändler Arndt Wiebus die unbekannte Seite des Sachbuch-Millionärs Desmond Morris.
Desmond Morris ist ein vielseitiger Mann und dürfte den meisten durch sein 1967 erschienenes Buch „Der nackte Affe“ noch bekannt sein. Das ging global über zwölf Millionen Mal über den Ladentisch der einzig felllosen Art von rund 200 Primatenarten.
Dass Morris nicht nur Zoologe und Verhaltensforscher von Rang ist, sondern auch Autor und surrealistischer Künstler, belegt sein soeben von Willi Winkler trefflich ins Deutsche geholte Buch „Das Leben der Surrealisten“. Mit jugendlich anmutenden 90 Jahren hat Morris eine kaleidoskopische Revue von 32 Kunstschaffenden im Zeitraum von 1925 bis zur Auflösung der Pariser Gruppe der Surrealisten 1969 verfasst.
Mit einem geistreichen und souveränen Steuermann
Es sind Dali, Magritte, Miró, Oppenheim, Tanning, Max Ernst, um nur einige zu nennen, die er sehr individuell mit pointiertem Blick auf Persönlichkeit und Leben skizziert, illustriert jeweils mit Porträtfoto und charakteristischem Bild. So entsteht ein würzig ironischer Plauderton, dem aber jedes Tratschige abgeht, zumal die vielfältigen Querverbindungen der einzelnen Porträts in einen kenntnisreichen Rahmen aus Vorwort, kunsthistorischer Einführung und Index gefasst sind.
Eine biographische Lebensflussreise durch viele Seelenland- und Liebschaften, Zerwürfnisse und dramatische Stromschnellen mit einem geistreichen und souveränen Steuermann; der als Maler eine seiner ersten Ausstellungen 1950 in London zusammen mit Juan Miró hatte.
Desmond Morris: Das Leben der Surrealisten. Unionsverlag, 26 Euro.