Oberhausen. Solartechnik zur Stromversorgung ist Mietern und Eigentümern nicht geheuer: Sie scheint kompliziert und teuer zu sein. Doch es geht auch einfach.
Die Oberhausener Verbraucherzentrale empfiehlt Bürgern, auf sonnigen Balkonen selbst Strom zu erzeugen: Mit neuen einfach zu handhabenden Stecker-Solargeräten könnten viele Bewohner der rund 90.000 Haushalte ihre Stromkosten kappen. Die einfachen Geräte liegen im Trend: In den vergangenen Monaten erreichten die Verbraucherzentrale bereits 30 Anfragen von Oberhausenern, wie man mit den Geräten Strom für sich selbst aus Sonnenlicht erzeugen kann.
„Steck die Sonne ein!“ heißt prägnant die Werbeaktion der Verbraucherzentrale NRW, um Stecker-Solargeräte in der Bevölkerung bekannter zu machen. „Die kleinen Kraftwerke werden meist an der Balkonbrüstung angebracht und liefern sauberen Strom direkt in die Wohnung. Das schont das Klima und senkt die Stromrechnung“, erläutert Martina Zbick, Energieberaterin der Verbraucherzentrale NRW. Auch auf Garagendächern oder Terrassen können die Stromerzeuger aufgestellt werden.
Stecker-Solargeräte müssen an eine Steckdose angeschlossen werden
Dazu müssen Gerätestecker nur in die Außensteckdose eingesteckt werden. Zum Stecker-Solargerät gehören allerdings ein oder zwei meist ein Meter mal 1,70 Meter große und 20 Kilogramm schwere Photovoltaikmodule. Deshalb muss eine sichere Befestigung erfolgen. Vorher benötigen Mieter das schriftliche Einverständnis des Vermieters und Wohnungseigentümer die Zustimmung der Eigentümerversammlung des Hauses.
Doch bevor man Strom erzeugen und Stromkosten an den Energieversorger reduzieren kann, muss man erst einmal investieren: Ein Stecker-Solargerät kostet zwischen 350 und 500 Euro. Die damit erzeugte Elektrizität von jährlich etwa 200 Kilowattstunden würde allerdings gerade mal 54 Euro kosten, wenn man die Strommenge von einem der bekannten Energiekonzerne beziehen würde. Der Kaufpreis des Stecker-Solargerätes kann also erst nach sechs bis neun Jahren wieder ausgeglichen werden.
Der mit der Balkon-Sonne selbst produzierte Strom sollte dabei komplett im eigenen Haushalt verbraucht werden. So wird zum Beispiel empfohlen, die Wasch- oder Spülmaschine tagsüber zu nutzen, wenn das Stecker-Solargerät Strom produziert. Reicht der Strom nicht aus, wird dies automatisch im Netz durch die Elektrizität des professionellen Stromanbieters ergänzt. Dafür müssen Stromverbraucher und Stecker-Solargerät am gleichen Stromzähler hängen.
Zwei Anmeldungen der Stecker-Solargeräte sind Pflicht
Wer sich Stecker-Solargeräte anschafft und diese an seiner Steckdose anschließt, muss die Geräte anmelden. Dabei sind nach Information von Energieberaterin Zbick zwei Anmeldungen vorgeschrieben: Online im Marktstammdatenregister und schriftlich bei der Oberhausener Netzgesellschaft als örtlicher Netzbetreiber. Die Netzgesellschaft hat nach eigenen Angaben bereits einige Anmeldungen von Stecker-Solargeräten erhalten.
Tipps zu Stecker-Solargeräten
Die Verbraucherzentrale NRW bietet in der Coronakrise nur noch telefonische Beratungen und Videoprogramme an. Telefonische Beratungstermine können unter der Telefonnummer 0211-33996555 und online unter www.verbraucherzentrale.nrw/energielotse verabredet werden.
Die Oberhausener Energieberatung ist telefonisch unter 0208-91108630 erreichbar. Zu den Stecker-Solargeräten können sich Interessierte auch auf der gut gemachten Verbraucherzentrale-Webseite www.verbraucherzentrale.nrw/steckersolar mit weiteren Details zu diesem Solarsystem informieren.
Zbick begegnen oft Kunden, die irrtümlicherweise glauben, dass man mit einem Stecker-Solargerät ein eigenes E-Bike versorgen kann. Doch dies ist nicht möglich: „Das Gerät liefert nur dann Strom, wenn es an das Stromnetz angeschlossen ist.“ Für eine stromnetzunabhängige Versorgung sind andere Konstruktionen erforderlich, wie beispielsweise die üblichen großen Photovoltaik-Anlagen auf dem Dach, die nur professionelle Handwerker montieren dürfen.