Oberhausen. Zeitlose Chansons und Lieder aller Genres, dazu Komödien für Junge und Junggebliebene: Der Sommer-Terminplan der Niebuhrg füllt sich zusehends.

Vom „Drive in“-Theater in sicher blechverkapselten Autositzen geht’s hinaus an die frische Abendluft auf einer Parkbank: Das Theater an der Niebuhrg eröffnet am Pfingstsamstag, 30. Mai, im Park an der einstigen Zeche Concordia seinen Sommerspielplan – fast so, wie er den Liebhabern der Freilichtbühne an der Stadtgrenze zu Duisburg vertraut ist. So gibt’s während des Sommers einen sonnigen Mix aus Musicals, Kleinkunst, Schauspiel und Kindertheater. Das Programm des Parkbanktheaters gestalten bis zum Ende der Sommerferien die bewährten Show-Kräfte der Niebuhrg sowie eine Reihe auserwählter Gäste.

Durchaus ladylike behauptet Laura Albert mit Hilde Knef: „Ne Dame werd’ ich nie“.   
Durchaus ladylike behauptet Laura Albert mit Hilde Knef: „Ne Dame werd’ ich nie“.    © Thorben Heks

Los geht’s am Samstag, 30. Mai, um 19 Uhr mit „Unlimited Sounds goes Schlager“. Und weil diese Showtruppe von Rockabilly bis Gala gerne ihre Vielseitigkeit in allen Genres beweist, folgt am Sonntag, 31. Mai, ein „Best of Musicals“ der Unlimited Sounds.

Jenseits der Travestie- und Chanson-Klischees

Für gleich vier Abende, nämlich am Pfingstmontag, 1. Juni, sowie von Freitag, 5., bis Sonntag, 7. Juni, zeigt das Ensemble der Niebuhrg mit Nina Barton, Susanne Starzak und Laura Albert, auch bekannt als schöne Stimme der Mike Peter Big Band, „Ne Dame werd’ ich nie“ – ganz im Geiste des Chansons von Hildegard Knef: „Ich bin zu hungrig für Hungerdiät / Komm’ im Theater fast niemals zu spät / Sag, was ich denke; das alles verrät / Ich glaub, ‘ne Dame werd’ ich nie.“ Barbara Schöneberger hatte sich auch schon dieses lässigen Liedes angenommen. Doch die drei Niebuhrgerinnen nehmen dazu noch weitere Evergreens so selbstbewusster wie selbstironischer Frauen von Edith Piaf bis Evelyn Künneke und und verknüpfen diesen Reigen zu einer neuen Sicht auf die Liebe, das Laster – und was das Leben sonst noch so hergibt.

Je 24 Euro für Chansons, Theater und Travestie

Die Zuschauer sitzen nach dem Parkbank-Prinzip zu zweit oder mit Kindern aus der eigenen Familie auf jeweils einer Bank. Diese stehen so weit voneinander entfernt, dass alle Corona-Abstandsregeln eingehalten werden. Zudem wird das Ordnungspersonal der Niebuhrg auf die Spielregeln achten.

Der Ticket-Shop der Niebuhrg, Niebuhrstraße 61-71, öffnet montags bis donnerstags von 9-16 Uhr, freitags von 9-12 Uhr, 0208/86 00 72. Im Ticket-Shop der Niebuhrg ist nur Barzahlung möglich. Karten kosten 24 Euro, ermäßigt 12 Euro – außer fürs Kindertheater mit „Ritter Rost“, für das Erwachsene nur 5 Euro zahlen.

Eine noch größere Diva, nämlich die 2,10 Meter messende Cassy Carrington dominiert am Freitag, 12. Juni, die Freilichtbühne. Zwischen Abenteuern und Alltagswahnsinn darf’s auch ein bisschen Glamour sein: Denn auf der Suche nach der ultimativen Diät oder gleich dem besten Chirurgen wurde die Drag-Ikone noch immer nicht von der wahren Liebe geküsst. Mit ihrem treuen Begleiter am Piano geleitet die Lady mit Gardemaß ihr Publikum auf diese melancholisch-komische Reise. Im Gepäck sind ganz neue Songs und Chansons vom Album „Liebesfinder“. Cassy und Herr Cosler wollen über bekannte Travestie- und Chanson-Klischees weit hinausweisen.

Eine Stütze der Caféhaus-Kultur wagt sich nach draußen: Stefan Keim setzt Heinz Erhardt auf die Parkbank.
Eine Stütze der Caféhaus-Kultur wagt sich nach draußen: Stefan Keim setzt Heinz Erhardt auf die Parkbank. © Alexander Barth

Die im Niebuhrg-Park anscheinend schon seit dem Mittelalter heimische Truppe des Gartentheaters bezaubert Junge und Junggebliebene wieder mit schepperndem Blech und „Ritter Rost macht Urlaub“: Zwischen dem 6. Juni und 7. Juli gibt’s eine ganze Reihe von Nachmittags-Terminen um 16 Uhr sowie Sonntags-Matineen um 11 Uhr. Im Wechsel gibt’s zwischen dem 19. Juni und 12. Juli die Komödie „Runter zum Fluss“ von Frank Pinkus, einer hochproduktiven Instanz des Boulevard-Genres. Der heute 61-Jährige startete als Dramaturg am Altonaer Theater in Hamburg und leitet heute das plüschig-gediegene Weyher Theater bei Bremen.

Hommage für den Schelm aus Riga

Zu derart nordischem Entertainment passt am Mittwoch, 24. Juni, die Hans Albers-Hommage mit dem einzig möglichen Titel „Hoppla, jetzt komm’ ich!“. Matthias Rauch, der deutsche Meister der Zauberkunst aus dem nicht so fernen Dorsten, war schon fürs „Drive in“-Theater angekündigt. Nun zeigt er am Freitag, 3. Juli, „Magie unter Auflagen – die mit Abstand beste Zaubershow“. Der Titel klingt wie Corona-Kabarett, will aber bezaubern – und zwar ganz ohne jenen monströsen Technikeinsatz, den viele Kollegen seiner Zunft pflegen.

„Hey, Joe“: Neben dem Althippie lässt Bauchredner Tim Becker auch Donuts und punkige Ratten sprechen.
„Hey, Joe“: Neben dem Althippie lässt Bauchredner Tim Becker auch Donuts und punkige Ratten sprechen. © Tim Becker

Stefan Keim, sonst als freier Kulturjournalist eher im Theater-Parkett unterwegs, belebt auf der Bühne bevorzugt Heinz Erhardts pointierte Weisheiten: „Ritter, Reime und Romanzen“ heißt seine charmante Hommage für den Schelm aus Riga, zu erleben am Samstag, 18. Juli. Es spricht aus ihm in Vierzeilern – und gerne unterbricht der komischste aller Poeten sich selbst.

Possierliches Arsenal an Handpuppen

Das hat Tim Becker nicht nötig – denn der junge Bauchredner ohne Bauch führt seine Selbstgespräche mit einem possierlichen Arsenal von Handpuppen. So ist der Fundus groß genug für ein „Best of“: Am Sonntag, 19. Juli, werden der Plüsch-Hippie Joe, die punkige Ratte Konstantin Lloyd Weber, der großäugige Donut und das breitmäulige Ei auf der Parkbank ganz schön zusammenrücken müssen. Aber sie stammen ja alle aus einem Haushalt.

Die Terminfülle ist damit noch nicht ausgereizt – weitere könnten online auf niebuhrg.de dazukommen, bis auch die letzte Sommer-Lücke gefüllt ist.