Oberhausen. Der Vorstand der AfD Oberhausen wird immer kleiner. Nach Streit um rassistische Kommentare bei Facebook legt weiteres Mitglied das Amt nieder.
Mit klaren Worten auf seiner privaten Facebook-Seite verkündet das bisherige Vorstandsmitglied Sven Tomczak seinen Rücktritt vom Posten des zweiten Sprechers des hiesigen AfD-Kreisverbandes. Der Vorstand der AfD Oberhausen habe ihn als Patrioten verloren, schrieb er. Vorausgegangen waren heftige Streitereien um rassistische Beiträge und Hasskommentare bei Facebook.
Auf Nachfrage eines anderen Facebook-Nutzers erläutert Tomczak: „Bei wichtigen Entscheidungen werde ich nur mangelhaft beteiligt. Presseberichte werden mir vorenthalten und die Mitgliederliste wird mir verweigert.“ Der Rücktritt erfolge aus mangelnder Zusammenarbeit. Der Kreisverband spricht von „sachlichen Differenzen“. Wie sich der AfD-Vorstand künftig aufstellt, ist unklar. Pressereferent Jörg Lange auf Nachfrage: „Eine Nachwahl genießt momentan keine Priorität.“
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Tomczak ist das dritte Vorstandsmitglied, das die AfD Oberhausen binnen kurzer Zeit verliert. Der damalige Vorstandsvize Marco Papenberg und nun Ex-Pressereferent Wolfgang Kempkes hatten vor wenigen Wochen den Anfang gemacht und nach einem Streit sowohl den Vorstand des Kreisverbandes als auch die Partei verlassen. Ob auch Tomczak aus der Partei ausgetreten ist, bleibt unklar, eine schriftliche Bitte um Stellungnahme blieb bislang unbeantwortet.
Gezielt Vorurteile geschürt
Ausgangspunkt der internen Querelen war ein Bericht dieser Redaktion über die Facebook-Auftritte des Kreisverbandes sowie einzelner Vorstands-Mitglieder. Dort wurden gezielt Ressentiments geschürt, Nutzer mit menschenverachtenden Kommentaren hat die AfD gewähren lassen. Die vom Kreisverband verbreitete Nachricht, dass in einem Ort in Österreich der Zugverkehr vorübergehend eingestellt werden musste, weil Migranten im Gelände herumirrten, quittierte beispielsweise jemand mit den Worten „Früher gab es doch solche Tiertransporte mit der Bahn! Gibt’s die heute nicht mehr?“
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Offenbar nach einer Intervention des AfD-Landesverbandes wurde die Seite des Kreisverbandes schließlich aus dem Netz genommen. Im Streit verließ zunächst Wolfgang Kempkes, daraufhin dann auch Marco Papenberg Vorstand und Partei. Sven Tomczak legt nun zum 1. Juni 2020 sein Amt nieder. Zuletzt teilte er bei Facebook auffallend viele Beiträge gegen die Corona-Schutzverordnung. Auch ein Foto der als rechtsextrem eingestuften Identitären Bewegung war dabei.