Oberhausen. Corona-Stillstand hat die finanziellen Probleme dramatisch verschärft. Evangelischer Kirchenkreis zieht sich aus dem Projekt am Centro zurück.

Diese Nachricht kam wie ein Paukenschlag, auch wenn dieses sprachliche Bild bei diesem Thema vielleicht nicht ganz passend erscheinen mag: Das Ökumenische Kirchenzentrum am Oberhausener Centro wird nach der coronabedingten Schließung vorerst nicht wieder öffnen!

Die überraschende Pressemitteilung vom Dienstag bringt es auf den Punkt: „Die coronabedingte Schließung hat die schon lange bestehenden finanziellen Schwierigkeiten des ökumenischen Projekts noch einmal verschärft“, heißt es dort. Und: „Nun bemühen sich der evangelische Kirchenkreis und die katholische Stadtkirche in Oberhausen gemeinsam mit dem Bistum Essen und der Rheinischen Landeskirche um neue Partner und ein neues Konzept für das einzigartige Kirchenprojekt an Deutschlands größtem Einkaufszentrum.“

In der Tat: Einzigartig war’s. Über mehr als zwei Jahrzehnte begleitete das Kirchenzentrum das religiöse Leben in Oberhausen – mit Strahlkraft weit über die Neue Mitte hinaus.

Meditation, Gebet und gute Gespräche

Seit 1997 lädt das Ökumenische Kirchenzentrum am Centro bei Kaffee und Kuchen zu zwanglosen Gesprächen über Gott und die Welt, es bietet Kontakt zu Seelsorgern und lädt inmitten der lauten Konsum-Welt zu Meditation und Gebet ein.

Zum hauptamtlichen Team gehören die beiden Seelsorger, der katholische Pater Olav Hamelijnck und der evangelische Pfarrer Stefan Züchner, sowie die Serviceleiterin Beate Apel und fünf Teilzeitkräfte im Cafébereich.

Der evangelische Kirchenkreis Oberhausen habe beschlossen, sich aus wirtschaftlichen Gründen aus dem gemeinsamen Projekt der beiden Kirchen zurückzuziehen, heißt es nun. Jetzt bemühten sich alle Beteiligten um eine neue Trägerstruktur. Das Ziel: Ein neues Konzept soll entstehen für das einzigartige Kirchenprojekt an der von Millionen Menschen besuchten Centro-Promenade.

Immer größeres Defizit

Hauptgrund für den Schritt des Kirchenkreises seien die finanziellen Schwierigkeiten des Kirchenzentrums, die sich durch den Corona-Shutdown seit Mitte März deutlich verschärft hätten. „Zwar haben das Café und der kleine Laden im Kirchenzentrum die laufenden Kosten des Hauses auch in den vergangenen Jahren immer weniger gedeckt, so dass die evangelischen und katholischen Gemeinden sowie das Bistum ein zunehmendes Defizit ausgleichen mussten. Doch der zweimonatige Stillstand in der Corona-Krise hat nun jede finanzielle Planung zerstört“, wird Superintendent Joachim Deterding in der Pressemitteilung zitiert. Angesichts der zu erwartenden Kirchensteuerausfälle in den kommenden Jahren sehe sich der evangelische Kirchenkreis nicht mehr in der Lage, das Kirchenzentrum wie bisher zu finanzieren.

Doch ganz abrupt soll die Zusammenarbeit offenbar nicht enden: Gleichwohl werde man das Projekt auch weiterhin ideell unterstützen und bei der Suche nach neuen Partnern helfen, sagt Joachim Deterding. Angesichts der Corona-Situation gebe es „zur Fortdauer der Schließung auch in den kommenden Monaten keine Alternative“, ergänzt Stadtdechant Peter Fabritz für die katholische Seite: „Das Café und der Raum der Stille sind unter den Abstandsgeboten der Corona-Situation nicht sinnvoll zu öffnen.“ Im Gottesdienstraum dürften sich unter den aktuellen Bedingungen gerade einmal vier Personen gleichzeitig aufhalten.

Mitarbeiter informiert

Mehrere Mitarbeiter sind von all dem konkret betroffen. „Wir wissen, dass dieser Schritt gerade für die sechs hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Küche und Service des Kirchenzentrums dramatisch ist“, werden die beiden Seelsorger zitiert. „Wir haben am Dienstagmorgen mit allen Angestellten gesprochen, ihnen Auflösungsverträge angeboten und zugesagt, dass wir sie auf Wunsch bei der Suche nach einer neuen Beschäftigung in Einrichtungen unserer Kirchen unterstützen.“

Auch die zahlreichen Ehrenamtlichen, die die Arbeit im Kirchenzentrum oft schon seit vielen Jahren mitgestalten, seien bereits über die Situation informiert, heißt es. „Hier haben sich Christinnen und Christen in den vergangenen Jahren mit viel Kraft, Herzblut und Gottvertrauen engagiert“, würdigen Deterding und Fabritz deren Arbeit. Eventuell werde es auch künftig ehrenamtliche Arbeit und ehrenamtliches Engagement an diesem Standort geben können. Doch: „So wie wir das Kirchenzentrum bislang betrieben haben, geht es nicht mehr weiter“, betonen die Kirchenvertreter.

Neue Lösung angestrebt

Deshalb müsse der Betrieb nun zunächst eingestellt werden, um dann eine passgenaue neue Lösung zu entwickeln. Dafür treten auch das Bistum Essen und die Rheinische Landeskirche ein, die sich so positionieren: „Das Ökumenische Kirchenzentrum hat für uns auch mehr als 20 Jahre nach seiner Eröffnung das Potenzial, Menschen in der Umwelt des Einkaufszentrums und der Freizeitangebote mit Gastfreundschaft zu begegnen und sie mit Angeboten und Inhalten der Kirchen in Verbindung zu bringen.“ Bis Ende des Jahres wollen nun alle Beteiligten klären, ob das Kirchenzentrum wieder öffnen kann – und wie dann das Angebot aussieht.