Oberhausen. Interview mit Sabine Lauxen, die herausfordernde Wochen hinter sich hat: Es zeige sich, wie wichtig ein guter öffentlicher Gesundheitsdienst sei.
Eine herausfordernde Zeit erlebt die Oberhausener Gesundheitsdezernentin Sabine Lauxen nach eigenen Worten seit Mitte März, seit also die Corona-Krise im lokalen Umfeld akut wurde. Im Interview mit unserer Zeitung gibt die 55-Jährige eine Einschätzung zu den zurückliegenden und den kommenden Wochen.
Frau Lauxen, wie haben die Krisen-Wochen seit Mitte März auf Sie gewirkt?
Sabine Lauxen: Ich habe diese Zeit wirklich als unglaubliche Herausforderung empfunden und täglich so erlebt. Und diese Herausforderung stellt sich immer noch. Bei Corona handelt es sich um eine Thema, das mich und meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheitsamt permanent beschäftigt. Nach wie vor tagt der städtische Krisenstab regelmäßig, mittlerweile allerdings als Videokonferenz. An jedem Tag geht es also um Corona und die damit verbundenen Aufgaben für die Verwaltung.
Ist die städtische Gesundheitsverwaltung gut aufgestellt in der Corona-Krise?
Ja, das ist sie. Wir waren und sind in der Lage, uns schnell um neu infizierte Personen zu kümmern und mit Ihnen die nötigen Quarantäne-Maßnahmen zu besprechen und kontrolliert durchzuführen. Gleiches gilt für Kontaktpersonen, die wir ermitteln und mit denen ebenfalls eine enge fortlaufende Abstimmung bis hin zur Entlassung aus der Quarantäne erfolgt.
Wie können Sie das personell stemmen?
Um das personell leisten zu können, erfolgten 27 freiwillige Abordnungen aus anderen Fachbereichen der Verwaltung zum öffentlichen Gesundheitsdienst. Diese engagierten Kolleginnen und Kollegen kommen etwa aus dem Umweltschutz, dem Planungsbereich, aus dem Bereich Soziales oder zum Beispiel auch aus der Bauordnung – quer durch alle Abteilungen der Stadtverwaltung also. Zudem halfen vier Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) vorübergehend aus und verstärkten das städtische Team.
Ist die Krise bereits gemeistert?
Die gesamte Prävention stärken
Die Stadt Oberhausen hat sich bereits vor der Corona-Krise um ein Förderprogramm des GKV-Bündnisses der Gesetzlichen Krankenversicherung beworben. Über vier Jahre werden dabei mit 167.000 Euro Angebote und Kurse zu Themen wie Bewegungsförderung, Stressbewältigung und Ernährungsumstellung unterstützt.
„Wir haben uns beworben, weil wir den gesamten Präventionsbereich stärken wollen“, sagt Dezernentin Sabine Lauxen dazu.
Längst noch nicht! Erste Lockerungen hat es nun zwar gegeben, aber wenn wir jetzt nachlässig werden und geltende Regeln etwa zum Abstandsgebot nicht mehr befolgen, gibt es die große Gefahr einer zweiten Infektionswelle. Umso wichtiger ist es, dass wir alle, das Ordnungsamt und die Polizei, regelmäßige Kontrollen durchführen. Das jüngste illegale Fußballturnier mit 100 bis 200 Jugendlichen, die sich über die Sozialen Netzwerke in Oberhausen verabredet hatten, zeigt deutlich, wie wichtig dieses konsequente Einschreiten der Behörden ist.
Welche Lehren ziehen Sie aus der Corona-Krise?
In den öffentlichen Gesundheitsdienst muss mehr investiert werden. Das gilt nicht nur für Oberhausen. Das gesamte kommunale Ressort hat in der öffentlichen Wahrnehmung und in der lokalen Politik einen viel zu geringen Stellenwert. Das zeigt sich insbesondere dann, wenn man Fachpersonal für das Gesundheitsamt sucht und sich in der Konkurrenz mit anderen medizinischen Einrichtungen befindet. Aber jetzt zeigt sich, wie wichtig ausreichendes und gutes Gesundheits-Fachpersonal ist und wie wichtig die Aufgaben sind, die in einem Gesundheitsamt zu bearbeiten sind.
Jetzt gehen immer mehr Menschen auf die Straße, um gegen die Corona-Regeln und die Einschränkung von Grundrechten zu protestieren. . .
Ich habe durchaus Verständnis dafür, dass die Menschen sich nach mehr Normalität sehnen und dass jede Einschränkung von Freiheitsrechten nur temporär sein darf. Auf der anderen Seite sollten wir aber nach wie vor großen Respekt vor dem Virus haben, weil wir noch nicht über genügend Wissen dazu verfügen und ein Impfstoff noch in der Entwicklung ist.
Wandern statt Kreuzfahrttour, Kühlungsborn statt Karibik – Glauben Sie, dass Corona die Menschen zu einer sparsameren und nachhaltigeren Lebensweise bringt?
Ich würde es mir wünschen! Eine Krise birgt immer eine Chance, Einstellungen und Verhaltensweisen zu hinterfragen und zu verändern und zu einem nachhaltigeren Lebensstil zu finden. Und das auch, wenn ein Impfstoff gegen Corona gefunden wurde und den Menschen die Angst genommen hat.