Oberhausen. Die St. Antony-Hütte lockt in Oberhausen-Klosterhardt wieder die Besucher an. Wie sich das kleine Museum in Corona-Zeiten verändert hat.

Hätten sie dem Direktor der St. Antony-Hütte im 18. Jahrhundert davon erzählt, dass er einmal als virtuelles Hologramm neugierigen Besuchern von der Historie der bedeutenden Werkanlage berichten wird – Gottlob Julius Jacobi hätte sich wohl verschaukelt gefühlt.

Doch in der Wiege der Ruhrindustrie, wo 1758 zum ersten Mal im Ruhrgebiet Roheisen aus einem Hochofen floss, ist die ungewöhnliche Form des Museumsbesuchs in Zeiten der Corona-Pandemie willkommener denn je.

Im LVR-Industriemuseum in Klosterhardt ersetzen die virtuellen Erklärungen auf dem Smartphone oder Tablet der Besucher die realen Führungen vor Ort. So auch am ersten geöffneten Wochenende nach anderthalb Monaten Zwangsschließung.

Virtuelle Führungen auf dem Smartphone oder Tabletersetzen die realen Führungen vor Ort.
Virtuelle Führungen auf dem Smartphone oder Tabletersetzen die realen Führungen vor Ort. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Nur eine Familie pro Raum

Das kleine Museum hat den Betrieb umgestellt – so wie es die Vorgaben auch verlangen. Schon am Eingang wird das deutlich. „Insgesamt dürfen sich in der St. Antony-Hütte maximal zehn Gäste zeitgleich aufhalten“, erklärt Yvonne Ölsner vom Museum. Pro Ausstellungsraum sind jeweils eine Einzelperson, Lebensgemeinschaft oder Familie zugelassen. Gruppen dürfen dagegen noch nicht stöbern.

Am Sonntagmittag sieht es hier übersichtlich aus. Dafür waren am Samstag schon einige Besucher vor Ort, berichtet man an der Kasse. Auf dem Boden vor dem Eingang kleben Markierungen, um bei einer möglichen Warteschlange den Abstand zu wahren. Doch dies sei nur kurz nötig gewesen. Die Atmosphäre wirkt recht entspannt.

Museum wird zur Einbahnstraße

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Ungewohnt ist dagegen, dass das Museum quasi zur Einbahnstraße wird. Blaue Pfeile geben auf dem Boden die Richtung vor. Eingang und Ausgang sind getrennt. Vor dem Start gibt es an der Kasse für die Hände einen Schub aus der Flasche mit Desinfektionsmitteln. Die Mund-Nase-Masken müssen bei den Besuchern sitzen. „Das läuft problemlos“, berichtet Yvonne Ölsner. „Wir denken, dass sich die Besucher mittlerweile daran gewöhnt haben.“

Wem der Rundgang zu einsam wird, der schaltet nun sein Handy ein. Das digitale Bildungsangebot mit der passenden Smartphone-App gibt es schon aus der Zeit vor Corona. Und es klappt erstaunlich gut.

St. Antony-Hütte öffnet momentan kostenlos

Das LVR-Museum St. Antony-Hütte an der Antoniestraße 32-34 darf momentan ohne Eintritt besucht werden. Es darf aber freiwillig etwas für die Einrichtung gespendet werden. Das Erdgeschoss des Gebäudes ist geöffnet. Shop und Café bleiben aber noch geschlossen.

Die Öffnungszeiten sind geringfügig verkürzt worden. Das Museum öffnet nun täglich von 11 bis 17 Uhr. An den Montagen bleibt die Hütte geschlossen.

Hologramm ersetzt die Museumsführung

Sobald die Software aus einem App-Store kostenfrei heruntergeladen ist, muss man die Handykamera nun an sechs ausgewählten Museumsorten auf die Schautafeln richten. Danach erscheint auf dem Display ein virtuelles Abbild von Gottlob Julius Jacobi, der im zeitgenössischen Gewand samt Zylinder von alten Hüttentagen berichtet.

Das LVR-Industriemuseum St. Antony-Hütte in Oberhausen.
Das LVR-Industriemuseum St. Antony-Hütte in Oberhausen. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Verkörpert wird Jacobi als Hologramm übrigens von Michael Weier, der sich auch für reale Führungen als Industrie-Ikone verkleidet. Das Jahr 2020 hat für das Museum zudem eine besondere Bedeutung, da Jacobi vor 250 Jahren geboren wurde.

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Auch Claudia und Jochen Becker aus Recklinghausen schauen sich das schmucke Museum am Sonntag an. „Wir hatten den Besuch schon länger geplant“, sagen sie. Die Maske im Gesicht – kein Problem. Besonders interessieren sie die Ausgrabungen der historischen Hütte auf der angrenzenden Freiluft-Fläche. Auch hier dürfen maximal zehn Personen gleichzeitig schauen. Die Beschränkungen bremsen – doch die Geschichte bleibt lebendig.