Oberhausen. Mit umweltschonender Technik sollen jetzt die städtischen Schulschwimmbecken erneuert werden. Dahinter steckt Oberhausens größtes Klimaprojekt.

Die Erich-Kästner-Schule in Osterfeld. Ein leeres Schwimmbecken im Kellergeschoss, 29 Grad Raumtemperatur und eine unangenehme Luftfeuchtigkeit bieten wahrlich kein angenehmes Klima, um große Botschaften zu verkünden. Doch unter kaum treffenderen Umständen hätten Oberbürgermeister Daniel Schranz und Umweltdezernentin Sabine Lauxen am Freitag klar machen können, welche Bedeutung ein frischer Förderbescheid vom Land NRW hat: Oberhausen bekommt zwei Jahre nach der Bewerbung über acht Millionen Euro, um sämtliche Schul-Schwimmbäder energetisch zu sanieren.

Mit zusätzlichen 900.000 Euro aus dem eigenen Haushalt will die Stadt in einem bundesweit einzigartigen Pilotvorhaben den Energieverbrauch und CO2-Ausstoß beim städtischen Gebäudebestand deutlich verringern – und geht den Weg über die energiefressenden Schwimmbäder aus den 60er Jahren.

Größtes Klimaschutzprojekt in Oberhausen

Es ist nach Aussagen der Stadtoberen das bislang größte Klimaschutzprojekt in Oberhausen. „Wir leisten einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz vor Ort und investieren gleichzeitig in die kommunale Infrastruktur“, freut sich Oberbürgermeister Daniel Schranz über die Förderzusage. Außerdem profitierten letztlich Schulen und Vereine bei der Nichtschwimmerausbildung von den Maßnahmen. Es sei also „dreifach gut investiertes Geld“.

Wird definitiv ersetzt: Die veraltete Belüftungsanlage am Schwimmbecken der Erich-Kästner-Schule.
Wird definitiv ersetzt: Die veraltete Belüftungsanlage am Schwimmbecken der Erich-Kästner-Schule. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn


An insgesamt sieben Schulen sollen so schnell wie möglich die Sanierungsarbeiten beginnen. Dabei geht es um klassische energetische Umbauten und Erneuerungen wie Wärmedämmung, Fenster und Beleuchtung, aber auch um den Einsatz modernster Heizungs- und Regeltechnik. So sollen etwa auch Solarthermieanlagen zur Unterstützung der Heizungen in den Bädern verbaut werden.

Schwimmbäder werden digital vernetzt

Hinzu kommt eine clevere Digitalisierung der Anlagen, wie die Beigeordnete Sabine Lauxen betont. „Wir vernetzen die neuen Systeme miteinander. Alle Schwimmbäder können künftig dann digital und von zentraler Stelle aus gesteuert werden.“ Ähnlich wie man es von einer Smart-Home-Anwendung für die eigenen vier Wände kennt, sollen sich so per Handy oder Computer etwa Heizung und Beleuchtung bedarfsgerecht an- und ausschalten lassen – eben dann, wenn die Schwimmhalle tatsächlich genutzt wird.


Bislang waren die von Schulklassen und Schwimmvereinen vielgenutzten Bäder – die jetzt wegen Corona noch geschlossen sind – nahezu sechs Tage die Woche fast durchgängig im Betrieb. Damit schlugen die veralten Anlagen deutlich auf die Energie- und Umweltbilanz der Stadt. Die sieben Lehrschwimmbecken verursachen nach Berechnungen der Stadtverwaltung momentan allein rund 13 Prozent der gesamten CO2-Emissionen und 14 Prozent des gesamten Energiebedarfs bei den städtischen Gebäuden.

Erhebliche Energieeinsparungen erwartet

Mit der geplanten Sanierung erhoffen die Verantwortlichen sich nun Energieeinsparungen von rund fünf Millionen Kilowattstunden pro Jahr – so viel, wie etwa 350 Haushalte im Jahr verbrauchen. Daneben sollen insgesamt 1600 Tonnen weniger CO2 anfallen. Zum Vergleich: Das entspricht ungefähr einem Pro-Kopf- Jahresverbrauch von etwa 180 Personen. Auch finanziell verspricht das Projekt die Stadtkasse nachhaltig zu entlasten. Allein die Investitionssumme der Stadt soll sich nach drei Jahren bereits amortisiert haben. Danach werde gespart. „Wir haben enorme Sparpotenziale bei den Gebäuden. Die Maßnahme ist ökonomisch und ökologisch ein Gewinn“, meint Sabine Lauxen.

Da die Erneuerung von Umkleidekabinen und Duschen nicht von der üppigen Fördermaßnahme gedeckt ist, sollen demnächst weitere Mittel aus den prall gefüllten Geldtöpfen eingeworben werden. Sogar eine umweltfreundliche Dachbegrünung kommt nach Einschätzung von Lauxen bei den Schwimmanlagen in Frage. „Wenn wir schon dabei sind, wollen wir nach Möglichkeit alles einem Guss haben“, macht Schranz klar. Mit den ergänzenden Maßnahmen soll sich der Stadtrat bald beschäftigen.

Der Zeitplan für die Bädersanierung ist straff: Bis Juli 2022 sollen alle sieben Lehrschwimmbecken zeitgleich saniert und auf den neuesten Stand gebracht werden – wegen Corona könnte es allerdings zu Verschiebungen kommen.