Oberhausen. Gastronomie setzt auf dem Ebertplatz ein Zeichen in der Corona-Krise. Die Branche fordert klare Perspektiven für eine baldige Wiedereröffnung.

So eine Szenerie hat der Ebertplatz in Alt-Oberhausen wohl noch nie zuvor geboten: Leere Stühle in langen Reihen, daneben sogar eine weiß gedeckte, elegante Essenstafel, ebenfalls komplett leer! Die Oberhausener Gastronomie setzte am Freitag auf diese Weise ein eindrucksvolles Zeichen: Restaurants und Gaststätten wollen schnellstmöglich wieder öffnen und fordern eine klare Perspektive in der Corona-Krise.

Oberhausen beteiligte sich mit der Aktion auf dem Ebertplatz am bundesweiten Protesttag der Gastronomie „Leere Stühle“. Denn genauso sieht es ja in den Restaurants und Gaststätten von Holten bis Alstaden aus: Seit Mitte März steht die Branche absolut still. Keine Gäste, keine Umsätze, vorerst keine klare Perspektive.

Siegi Tiefenbrunner („Sissi & Franz“) und seine Berufskollegen hatten die Demo kurzfristig angemeldet und organisiert.
Siegi Tiefenbrunner („Sissi & Franz“) und seine Berufskollegen hatten die Demo kurzfristig angemeldet und organisiert. © FFS | Michael Dahlke

Siegi Tiefenbrunner („Sissi & Franz“) hatte die Aktion zusammen mit Branchenkollegen kurzfristig organisiert. Erst am Donnerstagabend kurz vor 18 Uhr gab der Corona-Krisenstab der Stadt grünes Licht für diese ungewöhnliche Demo – mit der klaren Vorgabe, dass alle Corona-Kontaktbeschränkungen dabei strikt einzuhalten seien.

Die Teilnehmer hielten sich sorgfältig daran, sperrten ihren Demobereich auf dem Ebertplatz mit Flatterband ab und stellten dann dort ihre leeren Stühle auf, die von den Gastronomen aus den jeweiligen Restaurants und Gaststätten mitgebracht wurden und die somit ein bunt gemischtes Bild boten, das die Vielfalt der lokalen Gastronomie-Szene eindrucksvoll spiegelte.

„Wir brauchen Sicherheit“, unterstrich Siegi Tiefenbrunner auch im Namen seiner Berufskollegen im Gespräch mit unserer Zeitung. Es müsse schnellstmöglich klar sein, wann und unter welchen Bedingungen die Gaststätten und Restaurants in Deutschland wieder öffnen können. „Wir fahren auf Sicht. Viele haben auf Take Away oder Bringdienste umgestellt, doch das ist keine langfristige Lösung.“

In der Existenz bedroht

Vom Ebertbad bis zu Surmann, vom In Hostel Veritas bis zum Parkhotel, von Hackbarth’s bis zu „Aufgetischt“ – die Unternehmer zeigten Flagge, stellvertretend für ihre gesamte Branche in der Stadt. Die Wirte freuen sich zwar über die temporäre Einführung einer von 19 auf sieben Prozent gesenkten Mehrwertsteuer für Speisen ab Juli, doch sie fordern zugleich weitere nachhaltige Soforthilfen, etwa auch für Betriebe mit mehr als 10 Mitarbeitern, wie es heißt. Zudem soll zum Beispiel die 7-Prozent-Regelung für die Mehrwertsteuer auch auf Bars und „getränkelastige Gastronomie“ ausgeweitet werden, weil auch diese Unternehmen jetzt in ihrer Existenz bedroht seien.

Jeder leere Stuhl als ein unverwechselbares, individuelles Protestzeichen.
Jeder leere Stuhl als ein unverwechselbares, individuelles Protestzeichen. © FFS | Michael Dahlke

Viel Publikum fand die Aktion auf dem Ebertplatz am Freitag nicht. Aber das war in strikt geregelten Corona-Zeiten auch gar nicht beabsichtigt und möglich. Der Branche ging es vielmehr darum, mit den leeren Stühlen öffentlichkeitswirksam für markante Bilder zu sorgen, um diese in den Medien und in den Sozialen Netzwerken zu platzieren.

Bei dem wunderschönen Wetter bekam man beim Betrachten dieser Wirte-Demo sofort Lust, draußen ein frisch gezapftes Bier und ein leckeres Essen zu genießen. Doch gegen 13 Uhr räumten die Gastronomen alles ab. Die Küche bleibt vorerst weiter kalt.