Oberhausen. Lange herrschte in den Salons Stille. Nun setzen die Friseure auf den Mai, wenn’s wieder losgeht. Bei Sly Krasicki klingelt schon das Telefon.
Friseurinnen und Friseure blicken gebannt auf den 4. Mai 2020, ein geradezu magisches Datum für diese Branche, die seit Mitte März Schere und Fön beiseite legen musste und sehnlichst auf die Wiedereröffnung der Geschäfte wartet. Unsere Redaktion sprach mit Friseurmeisterin Sly Krasicki vom Salon „Zechenschnitt“ in Oberhausen-Biefang über das nun absehbare Ende des durch Corona bedingten Stillstands.
Frau Krasicki, Sie öffnen bereits gleich am Montag, 4. Mai, das Geschäft. Haben sich schon Kundinnen und Kunden angemeldet?
Sly Krasicki: In den Supermärkten gab’s ja jetzt wochenlang die Hamsterkäufe: Toilettenpapier und Küchenpapier wurden massenhaft eingekauft, bis die Regale leergefegt waren. Ich würde sagen: Ab dem 4. Mai werden die Haarschnitte massenweise gehamstert! In der ersten Woche sind wir mit Terminen schon komplett ausgebucht; in der zweiten Woche, also ab dem 11. Mai, haben wir nur noch ganz wenige Termine frei. Seitdem die Lockerungen bekanntgegeben wurden, steht bei mir das Telefon Tag und Nacht nicht mehr still. Alle wollen endlich wieder zum Friseur!
Wie wollen Sie diesen Ansturm bewältigen?
Ab 11. Mai haben wir von 9 bis 21 Uhr unser Geschäft an der Dienststraße 22a in Biefang geöffnet, und das durchgehend von montags bis freitags – und samstags zudem von 9 bis 14 Uhr. Wir bauen gerade um. Uns stehen dann neue Behandlungsplätze als Kabinen zur Verfügung. Bestens geeignet also, um die Corona-Regeln einhalten zu können.
Welche Regeln werden Sie beachten müssen – können Sie einige Beispiele nennen?
Die Friseur-Innung hat uns einen entsprechenden Leitfaden geschickt, der fortlaufend aktualisiert werden soll, falls dazu Bedarf besteht. Bei uns gilt ab 4. Mai: Bitte klingeln! Nur so kann ich verhindern, dass ich den Überblick verliere und das Geschäft zu voll wird. Ich darf mit meinem Team hier nur maximal drei Personen gleichzeitig bedienen, mit denen jeweils zuvor ein Termin vereinbart wurde.
Haben Sie eine Mund-Nasen-Schutzpflicht?
Ziel: ein bestmöglicher Schutz
Der Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks empfiehlt mit Blick auf die Zeit ab 4. Mai den Friseuren, im Schichtbetrieb zu arbeiten, um die Zahl der Kunden über den Tag verteilt besser bewältigen zu können.
Oberstes Prinzip sollte in den Salons der bestmögliche Schutz von Kunden und Mitarbeitern sein.
Ich selbst und mein Mitarbeiterteam werden natürlich bei der Arbeit ständig einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Gleiches gilt aber auch für die Kundschaft: kein Einlass ins Geschäft ohne diesen Schutz! Der muss selbst mitgebracht werden. Nach Betreten des Salons ist erst einmal gründliches Hände waschen bzw. Hände desinfizieren angesagt. Die Haare werden vor dem Schnitt auf jeden Fall gewaschen. Trockenhaarschnitt gibt’s nicht. Bartschnitt, Komplettrasur oder etwa Wimpernfärben ebenfalls nicht, weil alle Bedienungen, die im Gesicht stattfinden, untersagt sind.
Sind Sie trotz dieser Einschränkungen froh, dass es wieder losgeht?
Na klar, wir freuen uns schon riesig, dass man endlich die Scheren wieder klappern hört. Hinter uns liegen viele Wochen ohne jeden Umsatz. Hinzu kommt: Wir haben hier an der Dienststraße ja auch immer ein kulturelles Begleitprogramm auf die Beine gestellt, geprägt vor allem von regionaler Literatur und Musik, aber auch von geselligem Beisammensein. Für die Künstler, Musiker und Autoren, die bei mir an der Dienststraße regelmäßig auftreten, ist das jetzt ebenfalls eine sehr bittere Zeit ohne Einkünfte und Perspektiven. Unser Kunst- und Kulturverein Schacht 09. eV. steht derzeit leider auf der Kippe. Bis zum 31. August haben wir alle Veranstaltungen streichen müssen. Wir alle hoffen nun, dass spätestens danach alles wieder ganz normal läuft und es wieder aufwärts geht.