Oberhausen. Während der Corona-Pandemie will die Commerzbank Betrieben und Privatkunden helfen, die Wirtschaftskrise zu überstehen – auch mit Stundungen.
Die seit Jahren anhaltende Niedrigzinsphase macht jeder Bank und Sparkasse zu schaffen, deren Renditen sinken – die Commerzbank bildet da keine Ausnahme.
Die nach der Bilanzsumme viertgrößte Bank in Deutschland hat deshalb im Herbst vergangenen Jahres ein weiteres Sparprogramm angekündigt, dass unter dem Titel „Strategie 5.0“ einen Abbau von 200 der insgesamt 1000 Filialen bundesweit ankündigt – und den Verlust von 4300 Arbeitsplätzen. Magerzinsen erwartet die Bank noch bis 2025.
Die beiden Niederlassungen der Commerzbank in Oberhausen, an der Marktstraße in der Innenstadt und an der Kantstraße in Sterkrade, stehen aber nach Angaben von André Lorenzen, Leiter Privat- und Unternehmerkunden in mehreren Ruhrgebietsstädten, nicht auf der Streichliste. „Wir fühlen uns wohl, wie wir derzeit in Oberhausen aufgestellt sind.“
Lob für den Standort Oberhausen
So sind die führenden Vertreter der Commerzbank vor Ort, darunter Marktbereichsleiter Hartmut Leser und Unternehmerkunden-Verantwortliche Roswitha Henn, voll des Lobes über den Standort Oberhausen: Sie gewinnen nach eigener Aussage Marktanteile und sind auf scharfen Wachstumskurs.
Seit Jahren fährt die Commerzbank eine aggressive Marketingstrategie, um im harten Bankenwettbewerb den Konkurrenten Kunden abzuluchsen: Während selbst Genossenschaftsbanken Kontoführungsgebühren einführen müssen, gibt es das Girokonto bei der Commerzbank immer noch kostenlos – und 50 Euro Startguthaben zahlt die Bank noch oben drauf.
Immer noch ist das einfache Girokonto kostenlos
Dies hat auch in Oberhausen Erfolg: Die Commerzbank gewann vor Ort über 770 neue Kunden hinzu und betreut nun fasst 30.000 Oberhausener. Das Geschäftsvolumen stieg um 5,8 Prozent auf 432 Millionen Euro. Zu den Unternehmerkunden (Selbständige, Freiberufler und Betriebe mit bis zu 15 Millionen Euro Jahresumsatz) zählen die Oberhausener 4000, dies sind 150 mehr als im Jahre 2018.
Traditionell ein starker Standort
Die für Oberhausen führenden Verantwortlichen der Commerzbank sehen im Stadtgebiet ein gutes Potenzial, ihre Geschäfte weiter auszubauen. „Oberhausen ist traditionell ein starker Stando rt mit vielen handwerklichen Betrieben und kleinen produzierenden Unternehmen“, beschreibt die Unternehmerkunden-Verantwortliche Roswitha Henn die Lage in Oberhausen.
Die Commerzbank Oberhausen legt einen Schwerpunkt darauf, Gründer von Unternehmen zu beraten und Familienbetriebe, deren Inhaber noch keinen Nachfolger gefunden haben. Von 150 neuen Firmenkunden des Jahres 2019 waren 40 Prozent Jungunternehmer.
Ähnlich wie bei anderen Geldinstituten entwickeln sich die Geschäftsfelder: Digitale Bankgeschäfte boomen; in der Niedrigzinsphase sind billige Baukredite (plus 18 Prozent), Ratenkredite (plus 13 Prozent) und Firmenkredite (plus 22 Prozent) gefragt; und wie überall lassen Sparer dicke Summen auf Giro-, Tagesgeldkonten und Sparbüchern zu Mini- und Nullzinsen liegen – allein im angeblich so armen Oberhausen sind dies bei der Commerzbank 162 Millionen Euro. Seit 2010 haben Bundesbürger im Schnitt so 1600 Euro an Werten verloren – durch die allgemeinen Preissteigerungen.
In der Corona-Krise sind zwar die Aktienkurse weltweit stark gefallen, dennoch rät Hartmut Leser zum regelmäßigen monatlichen Kauf von Wertpapieren, gemanagt von Profis in Investmentfonds. „Unsere Anleger bleiben besonnen und nutzen die Chance, mit Wertpapier-Sparverträgen günstig einzukaufen.“ Lorenzen holt sogar eine alte Börsen-Weisheit hervor: „In der Krise wird die Basis zu Vermögen gelegt.“
Corona: Ganz schön viel zu tun für Commerzbanker
In der Corona-Wirtschaftskrise haben die Commerzbanker jedenfalls alle Hände voll zu tun, Kunden und Betriebe zu beraten: Der Weg zu den Überbrückungskrediten des Staates wird freigeschaufelt, Stundungen der Tilgung über sechs Monate für Baufinanzierungskunden angeboten und Liquiditätslinien neu eingeräumt – und das Versprechen lautet: Alles geht ganz zügig, ganz schnell, das Geld fließt. Arbeitnehmer in Kurzarbeit reden mit ihren Geldberatern schon einmal vorsorglich darüber, wie sie die Zahlungsfähigkeit über die nächsten Monate sichern können – durch Dispo- oder Ratenkredite. So mancher Kunde entdeckt nun das Thema Sicherheit ganz neu, nachdem die Coronaviren die Verletzlichkeit von Menschen deutlich machen. „Viele fragen nach Berufsunfähigkeitsversicherungen oder wie gut eigentlich ihre Familie abgesichert ist“, erzählt Hartmut Leser.
Die Oberhausener Commerzbanker blicken nicht pessimistisch in die Zukunft. „Unternehmen, die gesund und ein bisher funktionierendes Geschäftsmodell haben, werden diese Krise überleben“, meint Firmenkennerin Roswitha Henn. André Lorenzen, Leiter Privat- und Unternehmerkunden, pflichtet ihr bei: „Wir gehen davon aus, dass die Menschen nach der Krise einen riesigen Nachholbedarf haben – an Konsum.“
Nach dem Corona-Lockdown könnten also Handel und Industrie zur Aufholjagd ansetzen – doch ob es dann zu Erfolgsgeschichten kommt, hängt entscheidend davon ab, wie lange die Corona-Pandemie anhält.