Oberhausen. Während andere Hospitäler im Ruhrgebiet schwächeln, greift der Berliner Klinikbetreiber Helios in die Vollen – und investiert 20 Millionen Euro.
Monatelang lösten die Finanzprobleme der drei Oberhausener Krankenhäuser St. Clemens, St. Marien und St. Josef des Katholischen Klinikums KKO große Sorgen um den Gesundheitsstandort der Stadt aus. Nun setzt die in Berlin sitzende private Klinik-Betreiber-Gruppe Helios ein Ausrufezeichen – und investiert optimistisch 20 Millionen Euro in sein einziges Oberhausener Krankenhaus, in die St. Elisabeth-Klinik an der Josefstraße 3 in Styrum. Das älteste Hospital auf dem Stadtgebiet soll für die zweistellige Millionen-Investition einen dreistöckigen Erweiterungsbau erhalten, der direkt an der Rückseite des Altbaus errichtet wird. Auf 4000 Quadratmetern Grundfläche entstehen 90 helle komfortable Zwei-Bett- und Einzelbett-Zimmer, Untersuchungsräume und zwei Operationssäle.
Helios St. Elisabeth-Klinik auf Wachstumskurs
Denn fast unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit ist die Helios St. Elisabeth-Klinik in den vergangenen Jahren stetig gewachsen und schlägt mit seinen jährlich 10.000 stationären Patienten, gut 200 Betten und über 300 Mitarbeitern weiter einen Wachstumspfad ein – mit Blick auf die Lücken und Schwächen im Gesundheitsmarkt des Ruhrgebiets. „In der Oberhausener Klinik konnten wir in den vergangenen Jahren eine spezialisierte Expertise aufbauen und betreuen mittlerweile Patienten weit über die Stadtgrenzen hinaus“, erklärt Helios-Regionalgeschäftsführer Reiner Micholka.
Helios betreibt bundesweit 86 Krankenhäuser
Die Helios-Klinik-Gruppe, die zum weltweit tätigen Gesundheitskonzern Fresenius (Bad Homburg) gehört, bezeichnet sich selbst als Europas führender privater Krankenhausbetreiber mit europaweit rund 100.000 Mitarbeitern, die vor allem in Deutschland und Spanien arbeiten.
In Deutschland verfügt Helios (Sitz der Zentrale: Berlin) über 86 Kliniken, 126 Medizinische Versorgungszentren (MVZ) und zehn Präventionszentren. Jährlich werden in Deutschland rund 5,3 Millionen Patienten behandelt, davon 4,1 Millionen ambulant. Helios beschäftigt in Deutschland mehr als 66.000 Mitarbeiter und erwirtschaftete 2018 einen Umsatz von rund sechs Milliarden Euro.
Micholka verspricht mehr Komfort für die Patienten in der gesamten Klinik – auch im Altbau. Denn die Erweiterung bietet die Chance, viele der dortigen Drei- und Vier-Bettzimmer in Zweibett-Zimmer mit mehr Platz für jeden einzelnen Patienten zu verwandeln. Im ersten Stockwerk soll die Privatklinik von Helios gut zahlende Privatpatienten betreuen, zudem entstehen im ersten und zweiten Stock drei neue Pflegestationen.
Hier gibt es Räume für Kassenpatienten und für Wahlleistungs-Patienten, die für Extra-Serviceleistungen und Einzelzimmer eine private Zusatzversicherung abgeschlossen haben. Klinikgeschäftsführerin Rungfa Saligmann: „Durch die bauliche Erweiterung mit moderner medizintechnischer Ausstattung verbessern wir deutlich den Patientenkomfort.“
Zentraler Operationsbereich im Erdgeschoss
Im Erdgeschoss entsteht mit der Erweiterung ein zentraler Operationsbereich: „Aktuell verfügen wir über zwei OP-Trakte, die durch den Eingangsbereich getrennt sind. Nun schaffen wir Platz für einen zentralen, hochmodernen OP, indem die Wege kürzer sind und wir interdisziplinär noch enger zusammenarbeiten können.“
Den Erfolg auf dem dichten und sehr schwierigen Gesundheitsmarkt im Ruhrgebiet mit vielen Konkurrenten erklärt sich die Helios-Führung mit der sehr früh vorgenommenen Spezialisierung auf nachgefragte Fachgebiete: Als Akutkrankenhaus hat sich die Klinik neben der Grund- und Regelversorgung auf Schwerpunkte, wie die Dermatologie (Hauterkrankungen), Fußchirurgie, Pneumologie (Lungenkrankheiten), Neurochirurgie (Rückenleiden) und Adipositasbehandlung (Schwergewichtige) konzentriert.
Eine offene Cafeteria bei Helios
Mit dem Erweiterungsbau kann nun auch der bisherige Eingang der Klinik so gestaltet werden, dass Patienten sich dort lieber aufhalten als bisher: Geplant sind eine gefällige Patientenaufnahme und eine offene Cafeteria mit weitläufiger Terrasse für Kranke und Besucher. Komplettiert wird das Paket nach Angaben der Klinik-Sprecherin Christina Fuhrmann durch hochmoderne Medizintechnik: Ein neues Untersuchungsgerät zur Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglicht zukünftig gestochen scharfe Aufnahmen nahezu jeder Körperregion – ohne Röntgen- oder radioaktive Strahlen.
Die Helios-Klinik hofft jedenfalls nun auf die notwendige Baugenehmigung der Stadt. Das ist keine einfache Sache, denn baurechtlich ist ein Krankenhaus ein Sonderbau mit besonderen Anforderungen an Brandschutz und hygienisch gefilterter Luft. „Wenn uns die Auswirkungen der Corona-Pandemie keine Steine in den Weg legen, rechnen wir mit den finalen Bauanträgen im Herbst“, gibt Fuhrmann an.
Oberbürgermeister freut sich über Investitionsentscheidung für den Gesundheitsstandort Oberhausen
Oberbürgermeister Daniel Schranz jedenfalls ist angesichts der sonst eher negativen Nachrichten in der Corona-Krise recht begeistert über die Investitionsentscheidung von Helios. „Wenn einer der größten Anbieter stationärer Krankenversorgung in Europa bei uns 20 Millionen Euro investieren will, so zeugt das von großem Vertrauen in den bestehenden Standort. Die geplanten Erweiterungen können die Helios St. Elisabeth-Klinik deutlich aufwerten und noch einmal das bereits gute Angebot für die Patienten in unserer Stadt verbessern.“