Oberhausen. Die Centro-Spitze freut sich über den NRW-Beschluss, dass viele Läden in Einkaufszentren öffnen dürfen. Doch es gibt Kritik aus der Politik.
Viele der 250 Läden des Einkaufszentrums Centro in Oberhausen dürfen am Montag wieder öffnen, weil sie weniger als 800 Quadratmeter Verkaufsfläche aufweisen.
Doch Centro-Manager Marcus Remark warnt die Kunden vor zu hohen Erwartungen. „Wir werden ganz gemütlich öffnen. Viele Läden, die öffnen dürfen, werden es nicht schaffen, bereits am Montag ihre Türen aufzuschließen, die Erlaubnis dafür kam da zu schnell.“
Denn jeder einzelne Ladeneigentümer muss dafür sorgen, dass die Richtlinien der geänderten Corona-Schutzverordnung des Landes NRW für Geschäfte eingehalten werden: Es muss der Einlass so geregelt werden, dass nicht mehr als ein Kunde je zehn Quadratmeter Verkaufsfläche im Laden ist, um den Mindestabstand von 1,5 Metern zu gewährleisten. Außerdem müssen Warntafeln zum Abstandsgebot und Desinfektionsmittel bereit gestellt werden; an den Kassen sollten Spuckschutz-Schilder angebracht werden. Und das Personal muss zudem bereitstehen, das zum Teil gerade in Kurzarbeit weilt.
Auf keinen Fall Kunden bedienen dürfen allerdings die großen Geschäfte im Centro: Galeria Kaufhof, Sinn, Saturn, H&M, Zara, TK Maxx, Wormland, Mango, Esprit, CCC, Goertz und Top-Shop. Sie alle haben nach Angaben des Centro-Managements größere Verkaufsflächen als 800 Quadratmeter.
Außerdem dürfen die Gaststätten an der Promenade und die Imbissbuden in der Oase keine Speisen zubereiten und verkaufen: In Paragraph 10 der NRW-Corona-Verordnung heißt es: „Der Verzehr im gesamten Einkaufszentrum ist untersagt.“ Außerhalb von Einkaufzentren gilt beim Außer-Haus-Verkauf eigentlich, dass nur der Verzehr im Imbiss und im Umkreis von 50 Metern verboten ist.
Appell an die Eigenverantwortung: Abstand halten
Auch das Centro selbst wird nach Angaben von Remark dafür sorgen, dass sich nicht zu viele Kunden im Einkaufszentrum aufhalten. Sollten mehr als 5000 bis 6000 Kunden im Centro sein, werden die Türen verschlossen. „Wir appellieren an alle Besucher, eigenverantwortlich zu handeln und das Abstandsgebot einzuhalten. Sollten sich einige nicht an die Regeln halten, werden unsere Sicherheitskräfte sie darauf entschieden hinweisen.“
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Das Centro wird dafür das Sicherheitspersonal deutlich aufstocken. „Bisher benehmen sich auch Jugendliche bei uns draußen auf der Promenade sehr ordentlich, wenn sie sich hinsetzen, halten sie drei bis vier Meter Abstand“, beobachtete der Centro-Manager in den vergangenen Wochen. „Sollten sich Jugendliche aber plötzlich einfallen lassen, bei uns in Gruppen herumzulungern, dann werden wir sie rausschmeißen.“
Insgesamt freut sich das Centro-Management über die Lockerung. „Das ist eine schrittweise Rückkehr zu einem normalen Leben, die ist jetzt extrem wichtig.“ Die Ansteckungsrisiken seien auch im Alltag klar zu begrenzen, wenn sich alle Menschen eigenverantwortlich verhalten, meint Remark.
Dagegen hält es der Oberhausener SPD-Landtagsabgeordnete Stefan Zimkeit für „absolut unverantwortlich“, das Centro und andere Einkaufszentren wie das Bero-Zentrum in Alt-Oberhausen, das Forum in Duisburg oder den Limbecker Platz in Essen wieder mit vielen Geschäften für den Publikumsverkehr zu öffnen.
Kritik der SPD: Wirtschaft wichtiger als Gesundheitsschutz?
Der finanzpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion wirft Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) sogar vor, den Gesundheitsschutz hinter wirtschaftliche Überlegungen zu stellen. „Die 800-Quadratmeter-Obergrenze wurde beschlossen, um während der Pandemie keine Treffpunkte für große Menschenmengen zu schaffen.“ Zimkeit hält es deshalb für falsch, mit dem Centro einen der größten Magneten für die Menschen in Nordrhein-Westfalen zu öffnen.
„Es nicht nachvollziehbar, dass Ausflugsziele gesperrt, Amateursportstätten und Gastronomie geschlossenen und auch kleine Veranstaltungen verboten bleiben müssen, riesige Shoppingcenter aber geöffnet werden können.“ Es sei vor allem mit Blick auf die Jugendlichen, die nicht mehr in die Schulen gehen müssen, illusorisch, dass „die Hygiene- und Abstandsregeln vor und innerhalb der Mall lückenlos durchgesetzt werden können“.
Nicht mehr als 800 Quadratmeter Verkaufsfläche
Nach der geänderten, ab Montag, 20. April, bis einschließlich Sonntag, 3. Mai, geltenden Corona-Schutzverordnung des Landes NRW dürfen folgende Läden öffnen oder geöffnet bleiben: Lebensmittel-Einzelhandel, Bauern-Direktvermarkter, Abhol- und Lieferdienste, Getränkemärkte; Apotheken, Sanitätshäuser und Drogerien; Tankstellen, Banken und Sparkassen sowie Poststellen; Reinigungen und Waschsalons; Kioske.
Öffnen dürfen auch Buchhandlungen, Tierbedarfsmärkte, Bau- und Gartenbaumärkte einschließlich vergleichbare Fachmärkte (z.B. Floristen, Sanitär-, Eisenwaren-, Malereibedarfs-, Bodenbelags- oder Baustoffgeschäfte) sowie Einrichtungshäuser und Babyfachmärkte, Verkaufsstellen des Kraftfahrzeug- und des Fahrradhandels; Wochenmärkte sowie Einrichtungen des Großhandels.
Andere Handelseinrichtungen dürfen betrieben werden, wenn die reguläre Verkaufsfläche im Sinne des Einzelhandelserlasses NRW 800 Quadratmeter nicht übersteigt. Das gilt auch für Geschäfte in Einkaufszentren oder „Factory Outlets“.