Oberhausen. Peter Knobloch steckt Verluste weg, damit der Betrieb sein 60-Jähriges feiern kann. Nebenbei denkt er über ein Comeback als Stadionsprecher nach.
Kaum vorstellbar: Der ehemalige RWO-Kultstadionsprecher Peter Knobloch ist als Chef der gleichnamigen Wäscherei soeben in Rente gegangen. „Das hältst du keine drei Tage aus“, hatte ihm Ehefrau Jutta prophezeit. Sie sollte recht behalten. Knobloch ist noch immer dort zu finden, wo er die letzten 26 Jahre verbracht hat: in seiner Wäscherei an der Rolandstraße in Oberhausen. Die Coronakrise bescherte dem Holtener einen Umsatzeinbruch von 50 Prozent. Jetzt kämpft Knobloch mit einem Lieferservice darum, dass er im Dezember das 60-jährige Bestehen seines Familienbetriebs feiern kann. So ganz nebenbei kann er sich durchaus aber auch eine Rückkehr als Stadionsprecher vorstellen – ehrenamtlich, versteht sich.
„Wir beliefern zu 80 Prozent Restaurants und Hotels in Oberhausen, aber auch die Stadthalle und das Ebertbad gehören zu meinen Stammkunden – doch die sind im Moment alle dicht“, bringt der 65-Jährige seine missliche Lage auf den Punkt. Normalerweise sei sein Betrieb täglich neun Stunden geöffnet. „Jetzt sind es gerade einmal drei bis vier Stunden.“ Der Wäscheservice für Arztpraxen, Apotheken und einige kleinere Büros laufe weiter. „Zum Glück.“ Um über Wasser zu bleiben, baut Knobloch jetzt den Lieferservice für Privatkunden weiter aus.
Kurz vor dem Weihnachtsfest 1960 eröffnete der Vater sein Geschäft
Knobloch erinnert sich noch gut an das Weihnachtsfest 1960: „Mein Vater hatte die Wäscherei damals gerade aufgemacht, für meine Mutter gab’s ein Parfüm, er gönnte sich eine Schachtel Zigaretten und ich bekam Süßigkeiten.“ Mehr war nicht drin. Immerhin: Das Geschäft brummte.
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Schon bald wurde der frühere Lebensmittelladen „Vollmann“, in den die Wäscherei gezogen war, zu klein. „Also nahmen meine Eltern auch noch das benachbarte Geschäft von Otto Schneider dazu.“ Mit 14 Jahren half Knobloch seinen Eltern schon kräftig mit, er sauste auf dem Rad durch Oberhausen, um die frisch gemangelte Wäsche auszuliefern. „Es war immer klar, dass ich den Laden einmal übernehme.“ Am 1. April 1994 war es dann soweit, Knobloch stieg in die Fußstapfen seines Vaters.
Für Jürgen Drews und Peter Maffay moderiert
Musik und Fußball waren und sind seine großen Leidenschaften. Mit 16 Jahren machte Knobloch erste Moderationsversuche als DJ im Pacelli-Heim (dem heutigen Jugendhaus „GOT“). Im „Club 39“ an der Alstadener Straße moderierte er für Schlagergrößen wie Chris Andrews, Peter Maffay oder Jürgen Drews.
Die Tochter will den Betrieb übernehmen
Peter Knobloch ist mit Rot-Weiß Oberhausen bis heute eng verbunden. Er beliefert den Regionalligisten seit Jahren kostenlos mit Waschmitteln. „RWO-Präsident Hajo Sommers ist mein Stammkunde geblieben“, freut sich Knobloch.
Bislang könne sich die Wäscherei nur über Wasser halten, weil das Gebäude im Familienbesitz sei und die Arbeit von Angehörigen bewältigt würde. „Meine älteste Tochter Gina-Lisa will das Geschäft einmal übernehmen.“ Auch das ist ein guter Grund für Knobloch, jetzt durchzuhalten.
Um durch die Coronakrise zu kommen, bietet seine Wäscherei ab sofort einen kostenlosen Wäschehol- und -bringdienst an. Wer Interesse hat, kann sich unter 0208 864887 direkt mit Peter Knobloch in Verbindung setzen.
1994 schließlich, als Rot-Weiß Oberhausen in der Verbandsliga ums Überleben kickte, erinnerte sich der damalige RWO-Marketingleiter Martin Wirtz an Peter Knobloch und sein Redetalent.
Aus einer spontanen Zusage sollte sich ein Markenzeichen für Rot-Weiß Oberhausen entwickeln. Es gibt Fangenerationen in Oberhausen, die den Verein ohne ihn gar nicht kennen. Als Stimme des Aufstiegs in die 2. Bundesliga 2008 ist er sicherlich bis heute vielen Anhängern noch in Erinnerung. Nicht zuletzt sein Kultstatus bescherte ihm einst sogar einen Auftritt als Wetterstar in der ARD. „Das war mal eine ganz andere Erfahrung für mich.“
Privater Streit mit Ex-RWO-Finanzvorstand Herbert Jöring
Dann der Schock: Im September 2018 bestätigte der Verein: Knobloch und Regionalligist Rot-Weiß Oberhausen gehen getrennte Wege. Knobloch erzählt: „Es war zu einem heftigen privaten Streit zwischen Finanzvorstand Herbert Jöring und mir gekommen.“ Der Verein sei hin- und hergerissen gewesen. „Letztlich hat es dann aber doch mein Aus als Stadionsprecher bedeutet.“ Besonders traurig: „Herbert und ich waren bis dahin sogar Freunde gewesen, wir sind zusammen aufgewachsen, haben Fußball auf der Straße gespielt.“ Zu den Einzelheiten will sich Knobloch aber nicht äußern.
Heute gehört Jöring dem Vereinsvorstand nicht mehr an. „Deshalb kamen wohl viele Fans bei uns in der Wäscherei vorbei und meinten, dass ich doch jetzt wieder Stadionsprecher werden könnte.“ Zugegeben, für Knobloch ist dieser Gedanke schon verlockend. Natürlich weiß er: „Die Stelle ist längst wieder besetzt.“ Er habe das auch stets nur ehrenamtlich gemacht. „Außerdem habe ich jetzt ganz andere Sorgen.“ Aber so ab und an mal einspringen? „Wenn mich RWO-Präsident Hajo Sommers fragen würde...“