Oberhausen. Eine kleine Reise ans Meer ist mit der Lektüre von „Mein Ostende“ vom Sofa aus möglich, empfiehlt uns der Sterkrader Buchhändler Arndt Wiebus.

Von der einstigen Transit-Station des Autors auf dem Weg nach England zum Schutz bietenden Zufluchtsort mit Sehnsuchtspotenz: so stellt uns Jochen Schimmang sein Ostende vor.

Die stilistisch hochelegante Verflechtung der Stadtgeschichte mit der Erlebensgeschichte des Autors, der Begleitung einer Romangeburt aus dem Geiste verweisender Zitate und literarischer Erinnerungsbögen lassen eine so konzise leibhaftige Stadtgestalt entstehen, dass diese Stadt mit den Koordinaten 51° 13′ N, 2° 54′ O zur Welt wird.

Eine Zuflucht spendende Bleibe auf Zeit

Das Possessivpronomen im Titel „Mein Ostende“ könnte man als individualmonarchisch empfinden, es beinhaltet aber auch durchaus die nutzbringende Geste für den Leser, sich Schimmangs Ostende anzueignen. Das Freilichtmuseum Atlantikwall, das „Mu.ZEE“, die wechselreiche europäische Geschichte dieser einstigen „Königin der Seebäder“, Besuche im „Leeshuus“ dieser „Stadt ohne Hinterland“: das sind nur einige Bezirke, die Jochen Schimmang in seinem stadtbiografischen Essay aufsucht.

Und der hier, als ausgewiesener Erkunder und Liebhaber von Grenzen, Rändern und Niemandsländern, in dieser verschwimmenden Dreieinigkeit von Wasser, Himmel und Erde eine Zuflucht spendende Bleibe auf Zeit gefunden hat, wie es im vorangestellten Bob Dylan Zitat anklingt: „Come in, she said, I’ll give you /Shelter from the storm.“ Also: lesen und (demnächst) hinfahren. Oder lesen; und vorläufig schon da sein.

Jochen Schimmang: Mein Ostende. Mare Verlag, 18 Euro.