Oberhausen. Tiere im Kaisergarten Oberhausen profitieren von der Corona-Kontaktsperre: Sie bekommen kein schädliches Futter mehr von den Besuchern.

So belastend die Kontaktsperre wegen des Coronavirus’ für viele Menschen ist – für die Tiere im Kaisergarten Oberhausen ist sie ein Segen. Seit dem 13. März ist das Gehege für den Publikumsverkehr geschlossen. Seitdem haben sich Ziegen, Ponys und Co. sichtlich erholt. Keine dicken Bäuche mehr, keine Koliken, kein Durchfall. Haben unbelehrbare Besucher die Tiere mit dem falschen Futter vor der Corona-Krise schwer krank gemacht, haben die Tierärzte im Kaisergarten dieser Tage nichts mehr zu tun.

Entspannt, aber neugierig: Esel Apollo 13 im Tiergehege im Kaisergarten Oberhausen.
Entspannt, aber neugierig: Esel Apollo 13 im Tiergehege im Kaisergarten Oberhausen. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel


Ganz entspannt liegt Alpaka Chewbacca auf der sandigen Wiese. Ganz nah am Zaun. „Das würde er sonst an einem solchen Tag nie tun“, sagt Tierpflegerin Claudia Schmalz. Schulferien und Frühlingswetter: Normalerweise würden an einem solchen Tag Hunderte Besucher in den Kaisergarten strömen. Für die Tiere bedeutet das neben den Gefahren durch falsches Futter immer auch Stress. „Doch jetzt sind sie ruhig und zeigen ein viel stärkeres Sozialverhalten als sonst“, erklärt die Expertin.

Tiere schöpfen Kraft

Nicht falsch verstehen: „Wir sind natürlich traurig, dass das Tiergehege geschlossen ist“, sagt Hartmut Schmidt, Geschäftsführer der zuständigen Oberhausener Gebäudemanagement GmbH (OGM). Gerade für die Kinder tue ihm die Situation sehr leid. „An der Lage können wir aber nichts ändern, deshalb dürfen wir uns auch über die positive Seite der Krise freuen.“ Die Tiere kämen zur Ruhe und könnten gesundheitlich Kraft tanken.

Entspanntes Sonnenbad im Pony-Gehege.
Entspanntes Sonnenbad im Pony-Gehege. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel


„Die Situation war zuletzt einfach nicht mehr hinnehmbar“, erinnert Schmidt an die vielen kranken Tiere der vergangenen Monate. Esel, Ponys, Schafe, Ziegen, Damwild: Tiere wurden krank, einige sind aufgrund des falschen Futters qualvoll gestorben. So wie im Februar die beiden jungen Damhirsche Simba und Nana. Besucher hatten sie mit mitgebrachtem Kraftfutter zu Tode gefüttert.

OGM schafft neue Arbeitsplätze

Damit das Leid der Tiere nicht von Neuem beginnt sobald das Tiergehege wieder öffnen darf, kündigt OGM-Chef Schmidt personelle Verstärkung an: Am 1. Mai treten vier neue Hilfskräfte und zwei Tierpfleger ihren Dienst im Kaisergarten an. Sie sollen unter anderem verstärkt darauf aufpassen, dass sich die Besucher an die Regeln halten und nur das Futter aus den Automaten verfüttern und die Tiere mit Fütterverbot in Ruhe lassen. Außerdem werden die Tiere durch Holzverkleidungen besser nach außen geschützt, denn manch Besucher denkt sich immer wieder: Wenn ich die Tiere im Gehege nicht füttern darf, stecke ich die Möhre eben von außerhalb des Geländes durch den Gitterzaun.

Sorgenvoller Blick in die Zukunft: OGM-Chef Hartmut Schmidt weiß noch nicht, wie er die finanziellen Verluste des Tiergeheges kompensieren soll.
Sorgenvoller Blick in die Zukunft: OGM-Chef Hartmut Schmidt weiß noch nicht, wie er die finanziellen Verluste des Tiergeheges kompensieren soll. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel


Mehr Geld erhält Schmidt für die neuen Kräfte nicht. Die vier Hilfskräfte finanziert er über das Teilhabechancengesetz, nach dem Jobs für einstmals langzeitarbeitslose Menschen staatlich bis zu 100 Prozent gefördert werden. Das Geld für die beiden neuen Tierpfleger möchte Hartmut Schmidt an anderer Stelle sparen: Wenn sein Plan aufgeht, erkranken weniger Tiere, Kosten für Tierärzte und Medikamente fallen weg.

Corona sorgt für finanzielle Verluste

Apropos Finanzen: Die Corona-Krise sorgt nicht nur bei Wirtschaftsunternehmen für herbe Verluste. Auch dem Tiergehege geht Geld verloren. 160.000 Euro nimmt die OGM jährlich durch Futterverkauf, Kindergeburtstage und Veranstaltungen in der Naturerlebnisschule ein. Schmidt rechnet für dieses Jahr mit Verlusten von bis zu 40.000 Euro, denn gerade in der frühlingshaften Osterzeit ist der Park üblicherweise besonders gut besucht. Wie er diesen Verlust kompensieren soll, weiß Hartmut Schmidt noch nicht.