Oberhausen. In ihrem traditionellen Grußwort an Ostern finden die beiden Kirchenoberen in Oberhausen ernste, aber auch hoffnungsvolle Worte.
In Oberhausen ist es seit vielen Jahren eine schöne Tradition, dass sich die obersten Vertreter der beiden großen christlichen Kirchen an die 210.000 Einwohner im Stadtgebiet mit einem persönlichen Grußwort zum Osterfest wenden.
Zum ungewöhnlichsten und merkwürdigsten Osterfest vieler Generationen haben Stadtdechant Peter Fabritz und Superintendent Joachim Deterding ernste, aber auch hoffnungsvolle Worte gefunden. Ihre Beobachtung: Viele Menschen in system-relevanten Berufen gehen in der Corona-Krise bis an den Rand der Belastbarkeit, Rücksichtnahme und Nächstenliebe werden in einem erstaunlichen Maße gelebt – und damit „ist Solidarität nicht nur ein Wort, sondern wird zur Tat“. Das Grußwort der beiden Oberhausener Kirchenoberen im Wortlaut:
„Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger!
Nicht selten zu hören in diesen Tagen: Ostern fällt dieses Jahr dann wohl aus. Denn was viele mit Ostern verbinden, darf nicht stattfinden: Verwandte und Freunde besuchen, Kurzurlaub machen. Selbst bei der Ostereiersuche gilt: Abstand halten! Osterartikel werden zu Ladenhütern.
Aber was bedeutet Ostern? Findet dieses Fest nur statt, wenn es auf irgendeine Weise gefeiert wird? Christinnen und Christen aller Kirchen feiern die Auferstehung von Jesus Christus. Paulus sagt über Ostern: Wenn es keine Auferstehung der Toten gibt, ist auch Christus nicht auferweckt worden. Ist aber Christus nicht auferweckt worden, dann ist unsere Verkündigung leer und euer Glaube sinnlos. (1 Kor 15, 13.14).
Ostern gibt dem Leben neuen Sinn
An Ostern hat ein Ereignis stattgefunden, das dem christlichen Glauben, ja dem Leben an sich neuen Sinn gibt. Seit Ostern ist die Bestimmung des Menschen nicht Tod und Grab, sondern Leben. Leben, das über den Tod hinausgeht.
Schwer auszuhalten
Einen ökumenischen Ostergruß haben auch die Evangelische Kirchengemeinde Holten-Sterkrade sowie die Katholische Gemeinde St. Clemens formuliert. Darin heißt es: „Diese Zeit, in der wir gerade leben, ist für unsere beiden Kirchen schwer auszuhalten. Unser Glaube lebt von der Begegnung. Und jetzt: Kontaktsperre, 1,5 bis zwei Meter Abstand, Angst um Menschen, die zum Leben dazugehören.“
Für die beteiligten Pfarrer ist das Osterfest mit der Auferstehung von Jesus Christus aber auch heute ein Zeichen der Hoffnung. „Auch bei uns geht es weiter in diesen verrückten Zeiten, denn es ist Ostern: Gott wälzt den Stein vom Herzen und sagt: Ich bleibe an deiner Seite; Du bist nicht allein.“
An Ostern hat Gott grenzenlose Solidarität mit den Menschen gelebt. Solidarität, die selbst vor dem Tod nicht halt gemacht hat. Wenn wir in diesen Wochen der Corona-Krise erfahren, dass Ärztinnen und Ärzte, Krankenschwestern und Pfleger im Einsatz für Kranke und Sterbende bis an die Grenze der Belastbarkeit gehen; wenn Rücksichtnahme und Nächstenliebe im Alltag gelebt werden und Politik und Stadtverwaltung schwerwiegende Entscheidungen zum Wohl der Menschen treffen – dann ist Solidarität nicht nur ein Wort, sondern wird zur Tat.
Sie können in diesen Tagen immer wieder auch ein Gebet für Ihre Eltern und Großeltern, für alte und kranke Menschen sprechen und sie durch einen schriftlichen Gruß oder einen Anruf wissen lassen, dass sie nicht allein sind.
Eine Perspektive wird benötigt
Vor allem aber brauchen wir gerade jetzt eine Perspektive. Ostern bietet sie uns an. Gerade die Feier der Kar- und Ostertage zeigt uns, dass Ostern nicht bloß ein Frühlingsfest für gute Tage ist. Die Osterbotschaft hält dem ganzen Ernst des Lebens stand. Denn sie feiert das Leben, ohne seine dunklen Seiten – Ängste, Schmerzen und Tod – zu verschweigen. Eine solche Botschaft haben wir in diesen Tagen wirklich nötig. Gott selbst schenkt sie uns.
Wir wünschen Ihnen Frohe und gesegnete Ostern!“
Superintendent Joachim Deterding und Stadtdechant Peter Fabritz