Oberhausen. Für 1600 niedergelassene Ärzte standen am Samstag am Centro in Oberhausen Pakete mit Schutzmasken bereit. Zwei Sattelzüge lieferten das Material.
Die lange Autoschlange, die sich am Samstag im Centro bildete, auf der Zufahrt zum Busparkplatz nahe dem Gasometer, sie galt keinem Event. Centro und Arena sind bekanntlich geschlossen. 1600 niedergelassene Ärzte aus dem weiten Umland waren aufgerufen, sich dort in Zeiten von Corona mit dem so knapp gewordenen Mund-Nasen-Schutz zu versehen. Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KV) hatte die Verteilung an die Mediziner übernommen.
120 Schutzmasken pro Arzt
Zu zwei verschiedenen Zeiten waren je 800 der Niedergelassenen eingeteilt, sich pro Arzt ein Paket mit 120 Schutzmasken abzuholen. „Der Rückstau reichte zu Beginn um 12 Uhr bis zur Arena“, berichtete Dirk Skalla von der KV-Zentrale in Düsseldorf. Er hatte die Verteilung auf dem Parkplatz zusammen mit der KV-Kreisstelle Oberhausen organisiert. Und zwar nicht nur für die rund 300 Oberhausener Ärzte, sondern für die Mediziner aus dem Kreis Wesel, aus Duisburg, Mülheim/Ruhr, Essen und Oberhausen.
Zwei Sattelzüge, jeder mit rund 100.000 Masken beladen, waren Rückseite an Rückseite auf dem Parkplatz aufgestellt. Die Bundesregierung hatte die Lieferung veranlasst. Parallel zu ihnen waren fünf Fahrspuren markiert, auf denen die ankommenden Ärzte sich an Zelten von KV-Mitarbeitern registrieren lassen mussten. Nur für bestimmte Fachrichtungen war die Zuteilung gedacht, für Allgemeinmediziner, Internisten und Hals-Nasen-Ohren-Ärzte zum Beispiel, nicht aber für Gynäkologen. Für jeden von ihnen gab es ein fertiges Paket mit 20 Masken des gehobenen Schutzstandards und 100 des einfachen. Manche Ärzte holten die Kartons aber auch für ihre Praxiskollegen ab.
Keine verbindlichen Schutzvorschriften
„Es gibt ja keine verbindlichen Schutzvorschriften“, berichtete Dr. Stephan Becker, der Vorsitzende der KV in Oberhausen. „Wir empfehlen Mund-Nasen-Schutz für jeden Praxisbesucher, um nicht anzustecken, und auch für Ärztin oder Arzt. Die Masken schützen ja auch passiv“, also davor, angesteckt zu werden. Er selbst verwende den hochwertigen Mundschutz aber nur, wenn bekannt sei, dass der Patient Corona habe, außerdem wenn ein hochgradiger Verdacht bestehe. Wie unterschiedlich die Ärzte die Ansteckungsgefahr bewerteten, zeigte sich daran, dass einige von ihnen mit aufgezogener Maske vorfuhren, die meisten jedoch nicht.
Tropfen auf den heißen Stein
Dass die 200.000 Masken nur ein Tropfen auf den heißen Stein sind, war auch Dirk Skalla bewusst. „Aber den Mangel haben ja nicht wir zu vertreten“, ergänzte Dr. Becker. Ein Essener Kinderarzt berichtete, die Rettungsdienste würden die benutzten höherwertigen Masken sogar schon auskochen oder erneut sterilisieren und sie sich als Reserve zurücklegen, so groß sei der Mangel. Tobias Gregor, der ebenfalls in Essen als Kinderarzt praktiziert, erzählte, die Preise dafür hätten sich auf dem freien Markt seit Ausbruch der Krise verzehnfacht. Bis zu 20 Euro pro Maske seien aber nicht akzeptabel. Nicht nur ihn irritierte an der Lieferung, dass die in Deutschland geltenden Schutzstandards auf der angelieferten Ware nicht vermerkt waren. „Es ist ein Notstand“, kommentierte Skalla solche Kritik.
News Letter mit aktuellen Infos
In Zeiten von Corona gehen bei der Kassenärztlichen Vereinigung täglich bis zu 50 E-Mails ein, darunter auch zu Themen wie den Aufschub von Mietzahlungen für Praxen oder Kurzarbeit für Praxispersonal.
Das Wichtigste dazu wird dann jeweils in News Lettern von der KV zusammengefasst.