Oberhausen. Das Corona-Kontaktverbot bringt neue Dynamik in die Internet-Präsenz der Kirchengemeinden in Oberhausen – mit teils erstaunlichen Ergebnissen.

Die Digitalisierung der Kirche hat durch Corona deutlich an Dynamik gewonnen. Das zeigt sich in diesen Tagen in vielen Gemeinden, zum Beispiel auch in der evangelischen Christuskirchengemeinde in Alt-Oberhausen.

Hier wurden bereits zwei Gottesdienste aufgezeichnet und auf YouTube ins Netz gestellt. So haben die Menschen trotz des Corona-Kontaktverbots die Gelegenheit, am Wochenende einen Gottesdienst mitzuerleben und die Predigt zu hören. In den nächsten Wochen folgen weitere Gemeinden.

„So eine Aufzeichnung ist für uns als Pfarrerinnen und Pfarrer schon eine ungewöhnliche Erfahrung“, sagt Lisa Fuchs von der Christuskirchengemeinde. Man sehe in einem solchen Gottesdienst und vor allem bei der Predigt die Gläubigen ja nicht, man blicke auf leere Kirchenbänke und spreche in eine Kamera: „Da fehlt einem etwas.“

Gleichwohl hält Lisa Fuchs die YouTube-Präsentation von Gottesdiensten für ein geeignetes Mittel, um in diesen schweren Wochen mit den Gläubigen kontinuierlich in Kontakt zu bleiben. Die Gemeinden im evangelischen Kirchenkreis Oberhausen stellen auch Musikstücke ins Netz oder etwa biblische Geschichten für Kinder. Vor allem kommt es dem Team der Pfarrerinnen und Pfarrer und den beteiligten Ehrenamtlichen darauf an, den Menschen in Oberhausen Mut zu machen. Immer wieder gibt es jetzt im Internet kleine Beiträge genau dazu: zum Mutmachen. So krabbelte am Montagmorgen ganz aktuell Kirchenmaus Scotty in einem frisch eingestellten Video durch die leere Christuskirche an der Nohlstraße in Alt-Oberhausen und traf dort den neuen Kantor der Christuskirchengemeinde, Danny Sebastian Neumann, der sich derzeit ebenfalls mit vielen Ideen in die Online-Arbeit einbringt und vor allem bei der technischen Umsetzung hilft. Ja, erstaunlicherweise haben sogar schon Chorproben online als Videokonferenz stattgefunden, ebenso soll am Mittwoch die erste Sitzung des neu konstituierten Presbyteriums als Videokonferenz laufen.

Freut sich über das große Online-Engagement: Pfarrerin Ilona Schmitz-Jeromin.
Freut sich über das große Online-Engagement: Pfarrerin Ilona Schmitz-Jeromin. © FFS | Kerstin Bögeholz

Auch an der Nohlstraße gilt also: Was vor wenigen Wochen kaum denkbar schien, ist jetzt Wirklichkeit. Die digitale Gemeindearbeit macht rasante Fortschritte, weil es derzeit einfach nicht anders geht. „Ich finde dabei besonders lobenswert, dass sich so viele Ehrenamtliche mit ihrem Wissen einbringen“, sagt Pfarrerin Ilona Schmitz-Jeromin. „Es passiert jetzt auf digitalem Gebiet unheimlich viel!“

„Nicht alles perfekt“

Sowohl Ilona Schmitz-Jeromin als auch Lisa Fuchs unterstreichen dabei: „Es kann derzeit nicht alles perfekt sein, was von uns ins Netz oder auf YouTube gestellt wird.“ Dafür seien die aktuellen Herausforderungen zu groß, zudem könne man im Kirchenkreis leider nicht auf einen hauptamtlichen Öffentlichkeitsreferenten oder Social-Media-Experten zurückgreifen, der die Online-Präsenz der Gemeinden fortlaufend professionell betreue. Die beiden Pfarrerinnen: „Wir alle versuchen jetzt einfach unser Bestes auf diesem Gebiet.“

Auf YouTube weiter präsent

Weitere YouTube-Aufzeichnungen von Gottesdiensten sind am:

5. April: Christuskirchengemeinde - mit Christoph Kückes; am 9. April: Auferstehungs-Kirchengemeinde - mit Ursula Harfst; am 10. April: Christuskirchengemeinde - mit Ilona Schmitz-Jeromin; am 11. April: Luther-Kirchengemeinde - mit Ulrike Burkardt; am 12. April: Christuskirchengemeinde - mit Christoph Kückes; am 13. April: Christuskirchengemeinde - mit Lisa Fuchs.

Lisa Fuchs sieht in der neuen digitalen Offensive und in den regelmäßigen Gottesdienst-Übertragungen auf YouTube zudem die Chance, eventuell kirchenfernere Menschen wieder für die Gemeinde zu interessieren. Auf YouTube gebe es keine Hemmschwelle, nach langer Zeit der Abstinenz mal wieder in einen Gottesdienst hineinzuschauen und hineinzuhören. „Das kann eine gute Möglichkeit für uns als Kirche sein, Menschen wieder neu zu gewinnen.“

Ostergrüße im Briefkasten

Dass trotz allen beachtlichen Online-Engagements auch die analogen Wege noch zählen, zeigt ein weiterer Schritt der Gemeinde an der Nohlstraße: Zu Ostern werden nun schriftliche Festtagsgrüße in die Briefkästen der Gemeindemitglieder geworfen. Zahlreiche Ehrenamtliche haben sich schon bereiterklärt, die Aktion aktiv zu unterstützen und als Boten im Einsatz zu sein. Ähnliche schriftliche Ostergrüße planen offenbar auch andere Gemeinden in Oberhausen.

Zudem hat zum Beispiel die Christuskirchengemeinde jeweils dienstags, mittwochs und donnerstags von 15 bis 18 Uhr feste telefonische Seelsorge-Sprechstunden eingerichtet, um kontinuierlich ansprechbar zu bleiben.

Ilona Schmitz-Jeromin und ihr Team freuen sich unterdessen schon auf die Zeit nach Corona, wenn wieder reguläre Gottesdienste mit Gläubigen in der Kirche möglich sind. Die Pfarrerin: „Man merkt bereits, dass die Sehnsucht der Menschen steigt, wieder in die Kirche gehen zu können und dort den Gottesdienst live zu erleben.“