Oberhausen. Die für die Integration wichtigen Deutschkurse pausieren - so wie das gesamte VHS-Programm. Sorge um Verdienstausfall von Dozenten.

Die Volkshochschule (VHS) muss die für die Integration so wichtigen Deutschkurse im Zuge der Corona-Krise unterbrechen. Nach Angaben des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF), das die Finanzierung der Sprachkurse übernimmt, sollen die Prüfungen zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen. Wann dies der Fall sein soll, ist derzeit noch nicht bekannt. Doch für den Lernerfolg sei der Zwangsstopp besonders hinderlich, meint Gesa Reisz, Leiterin der VHS mit Sitz im nun komplett geschlossenen Bert-Brecht-Haus.

"Das Lernen auf Distanz eignet sich nicht für jeden und nicht für jedes Angebot." Die VHS bemüht sich momentan darum, Schüler in Integrationskursen in nächster Zeit mit Arbeitsmaterialien zu versorgen. Schulabschluss-Kurse haben laut Gesa Reisz bereits Lernpläne für die kommenden Wochen bekommen. Dazu ist die VHS durch das Land verpflichtet. Kursteilnehmer müssen sich jetzt genauso wie viele Oberhausener Schüler im Selbststudium weiter durch die Kapitel ihrer Bücher arbeiten.

Auch gibt es zusätzlich kostenlose Online-Tutorien, wie sie der Deutsche Volkshochschul-Verband schon seit längerer Zeit auf der Webseite iwdl.de (IWDL steht für "Ich will deutsch lernen") zur Verfügung stellt. "Das ersetzt aber nicht das Lernen in der Gruppe und die Korrektur der eigenen Fehler vor Ort durch einen Dozenten", betont Gesa Reisz.

Sorge um Verdienstausfall freiberuflicher Dozenten

Der jetztige Stand der Technik in der VHS erlaube noch keine digitale Ersatzbetreuung. Dazu habe man anders als an den Schulen, die im Rahmen des Digitalpaktes derzeit mit Fördergeldern überhäuft würden, so Reisz, die Volkshochschulen jahrzehntelang aus den Augen verloren, was die VHS-Leiterin ärgert. Seit 2011 habe es keine Novellierung des Weiterbildungsgesetzes in NRW gegeben.

Sie sorgt sich vor allem um den nun drohenden Verdienstausfall für die freiberuflichen Dozenten. "Das BAMF zahlt nach derzeitigem Stand keine Ausfallhonorare für Dozenten von Flüchtlingskursen", sagt Reisz. Viele VHS-Dozenten litten ohnehin schon unter einer extrem schlechten Bezahlung, den meisten drohten nun existenzielle Einschnitte. Denn das gesamte VHS-Programm ruht bis auf Weiteres - vom Ausstellungsbesuch über den Bildungsurlaub bis zum Yoga-Kurs.

Digitale "Bildungshäppchen" auf den Webseiten der VHS

Die Bemühungen der Volkshochschule gehen nun in zwei Richtungen. Für Nutzer sollen digitale "Bildungshäppchen" auf den Webseiten der VHS gesammelt werden. So wird es beispielsweise Online-Kurse zu Bildbearbeitungsprogrammen wie Photoshop oder Office-Anwendungen geben, genauso wie Prüfungsvorbereitungen zu diversen Schulabschlüssen bis zum Abitur. Auch ist eine virtuelle Version der Ausstellung "Neues Bauen im Oberhausen der 20er Jahre" in Arbeit. Gleichzeitig appelliert VHS-Chefin Gesa Reisz an die Politik, freiberufliche VHS-Dozenten im Rahmen der Corona-Krise finanziell zu unterstützen. Eine entsprechende Petition habe sie im Internet bereits unterzeichnet.

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