Oberhausen. Wirt Michael Stanev von „Stani’s Eck“ sieht aufgrund von Lärmbeschwerden seine Existenz bedroht. Auch Rauchverbot ist ein Grund für Schließungen.
Rauchverbot, höhere Getränkepreise, geändertes Ausgehverhalten der Bürger: Es ist keine Überraschung, dass in Oberhausen und vielen anderen Städten die Zahl von Kneipen aufgrund der genannten sowie weiteren Gründen rückläufig ist. Doch selbst, wenn die übrig gebliebenen Gaststätten noch auf ihre Stammkunden zählen können, kämpfen die Wirte mit weiteren Problemen. Darunter fallen vor allem Beschwerden aufgrund von Musik oder Lärm, die meist von Nachbarn oder Anwohnern verfasst werden.
Dem Ordnungsamt werden, so teilt es Stadtsprecher Frank Helling auf Nachfrage mit, jährlich rund 200 Beschwerden über gastronomische Betriebe übermittelt. „Allen Beschwerden wird nachgegangen, eine Auswertung über die Begründetheit erfolgt aber nicht“, erläutert Helling und fügt an: „Die Zahl ist in den vergangenen Jahren rückläufig. Begünstigt wird dies durch die Tatsache, dass Gaststätten nicht mehr so stark frequentiert werden, wie dies noch vor Jahren war.“
Erst folgt ein Gespräch
Hier gibt es mehr Artikel, Bilder und Videos aus OberhausenHäufen sich die Beschwerden über eine Kneipe, folge laut Helling zunächst ein Gespräch mit dem Inhaber. Sollte das nichts nutzen, würde eine örtliche Überprüfung stattfinden. „In begründeten Fällen erfolgt als letzte Maßnahme die Einleitung eines Verfahrens wegen einer Ordnungswidrigkeit durch ruhestörenden Lärm oder der Erlass einer Ordnungsverfügung“, so der Stadtsprecher.
63 Gastro-Betriebe mussten schließen
Innerhalb von zehn Jahren haben nach Zahlen der Landesstatistiker von Juli 2019 an 63 Gastro-Betriebe in Oberhausen geschlossen. Zwischen 2007 und 2017 hat damit jede fünfte Gaststätte, Kneipe oder Eisdiele zugemacht. 282 Betriebe sind es zu diesem Zeitpunkt noch.
Auflagen zur Erteilung einer Erlaubnis zum Gaststättenbetrieb seitens der Stadt sind nach Angaben von Sprecher Frank Helling dafür vorhanden, um die Nachtruhe zum Schutz der Anwohner zwischen 22 und 6 Uhr zu gewährleisten.
Eine solche Ordnungsverfügung erhielt Michael Stanev, Wirt der Kneipe „Stani’s Eck“ an der Kreuzung Mellinghofer Straße/Falkensteinstraße, Anfang Juni 2019. Darin wurden ihm die Auflagen erteilt, Fenster und Türen nach 22 Uhr geschlossen zu halten, die Musik nach 22 Uhr auszuschalten und im kleinen Außenbereich ab derselben Uhrzeit einen Ordnungsdienst zu stellen, um Lärm von Gästen zu vermeiden. „Das schränkt natürlich ein. Viele Gäste bleiben dadurch weg, die gerne erst später am Abend in die Wirtschaft gekommen sind“, merkt Stanev an. „Es macht sich deutlich bemerkbar. In der ersten Zeit danach habe ich den Laden nach 22 Uhr geschlossen, um keine weitere Strafe zu riskieren.“
Beschwert hat sich nach Angaben des Wirtes ein Nachbar, der über der Kneipe wohnt. „Die erste Beschwerde ist im April 2018 eingegangen, bevor weitere erfolgten. Nach einer Anhörung des Betreibers wurde schließlich die Ordnungsverfügung erlassen“, erläutert Stadtsprecher Frank Helling. Doch damit wollte sich Michael Stanev nicht zufrieden geben. Er zog vor Gericht und bekam Ende August vom Verwaltungsgericht Düsseldorf Recht. Die Ordnungsverfügung wurde damit aufgehoben.
Nur wenig Hoffnung auf Besserung
Seitdem sei buchstäblich Ruhe, sagt der 36-Jährige. Er und der Nachbar, ein Familienvater, der nach Angaben des Wirtes vor allem früh am Wochenende zur Arbeit muss, gehen sich aus dem Weg und Stanev möchte keine weiteren Beschwerdepunkte bieten. „Hoffnung, dass sich die Situation bessert, habe ich nicht“, so der gelernte Fremdsprachenkorrespondent. „Ich habe nur die Hoffnung, dass er auszieht. Ich verstehe, dass er früh raus muss, aber dann ziehe ich nicht über eine Kneipe.“ Vor der Übernahme durch den Wirt im Sommer 2017 hieß die Gaststätte lange Jahre „Haus Fohrmann“.
Seine Existenz fühle der Vater eines kleinen Sohnes für sich und seine Familie bedroht, sollte sich keine Besserung einstellen. Immerhin: „Meine Gäste wissen Bescheid und kommen damit zurecht.“ Sonst könnte bald eine weitere Kneipe in Oberhausen schließen.