Oberhausen. Dieter Bohlen hat in der Arena Oberhausen die Formel-1-Ikone Michael Schumacher gelobt. Doch beim Konzert des Pop-Titans läuft nicht alles rund.
Am Anfang ist das Jubelmeer. Fans lassen bunte Dieter-Bohlen-Schals flattern. Männer mit blonden Perücken der Sorte „lange Mähne“ prosten sich auf den Rängen zu. „Diiiieter!“, schallt eine Frauenstimme von hinten. Knapp 6000 Fans wippen in der allerdings nur halb ausverkauften König-Pilsener-Arena. Der Hauptdarsteller sucht am Freitag in Oberhausen früh den Schulterschluss mit seinen Anhängern: „Es hätte ja heute Abend gute Gründe gegeben, nicht zu kommen!“
Dieter Bohlen, der Pop-Titan, Jury-Übervater aus „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS) und Hit-Maschinist, hat an diesem Abend zu kämpfen. Seine Stimme klingt belegt. Verschnupfte Nasen und Erkältungen haben Saison. Doch Bohlen meint natürlich nicht sich selbst, sondern die öffentliche Gefühlslage um das sich ausbreitende Coronavirus.
Dieter Bohlen über DSDS-Tratsch und Muffinbacken
An desinfizierenden Witzeleien kommen die Konzertbesucher beim zweistündigen Gastspiel in der Köpi-Arena folglich nicht vorbei. Der Schlagzeuger hinter der Akustik-Plastikwand steht laut Bohlen natürlich „unter Quarantäne“ und tiefes Luftholen in vorderster Publikumsreihe wird vom erfolgreichen Sänger und Produzenten eilig hinterfragt. „Alles in Ordnung?“ Geht so.
Zum Glück dreht sich Dieter Bohlens Kernkompetenz nicht um Corona, sondern eher um Carina. Mit seiner Freundin bespielt der 66-Jährige eifrig einen sprudelnden Instagram-Account. Eineinhalb Millionen Menschen schauen dem Hitproduzenten dort beim Bühnentratsch im DSDS-Studio und Muffinbacken in der heimischen Küche zu.
Auch interessant
Was der Mann aus Ostfriesland in den 35 Jahren seiner Karriere auf den Plattentisch gebracht hat, daran lässt das Konzert in der Arena Oberhausen keine Zweifel aufkommen. Frühe Akustik-Gerichte von Blue System, flankiert von köstlich-rustikaler Bebilderung aus den 1980er-Jahren.
Dieter Bohlen singt den Lady-Mix von Capital Bra
Dazu brutzeln mit seiner Tour-Band und einem guten Solo-Doppelpartner „Geronimo’s Cadillac“ und „Atlantis is calling“ – und natürlich „You‘re my Heart, you‘re my Soul“. Das neu eingespielte „Cheri Cheri Lady“ von Rapper Capital Bra, den er „Capi“ nennt, gibt es obendrauf.
Auch interessant
Die Welthits von Modern Talking bringen die Arena auf Betriebstemperatur. Das muss man ihm lassen. Es herrscht Stehparty im bestuhlten Innenraum. Zugabe-Rufe. Sein langjähriger Kompagnon Thomas Anders findet dabei allerdings keine Erwähnung. Er erscheint auch nicht in den Videoeinspielern. Kalte Platte!
Dieter Bohlen spricht über Michael Schumacher: „Eine Ehre!“
Über einen großen Sportler zu sprechen, fällt Dieter Bohlen leichter. Er adelt Formel-1-Legende Michael Schumacher, der sich nach seinem folgenreichen Ski-Unfall aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hat. Bohlens Verbindung zum Kerpener – die Musik.
„Michael Schumacher ist einer der größten Sportler. Ich habe ihn damals getroffen und er ist ein toller Mensch. Es war eine große Ehre für mich, einen Song über ihn und die Formel 1 zu schreiben“, sagt Bohlen. Applaus brandet auf. Den passenden Titel „Win the Race“, den RTL vor 19 Jahren bei Bohlen für die eigene Motorsport-Übertragung anfragte, singen viele Fans im Publikum mit.
Auch interessant
Danach: Erinnerungen an Lieder für die DSDS-Gewinner Alexander Klaws („Take me tonight“), Mark Medlock („Mamacita“) und Pietro Lombardi („Call my Name“) sowie eine Schlager-Revue von DJ Ötzi („Noch in 100.000 Jahren“) bis Andrea Berg („Das kann kein Zufall sein“).
Dieter Bohlen möchte die Hochzeitsringe spendieren
Das alles wird garniert mit Plauderei und Schabernack mit dem Publikum. In Oberhausen muss ein junges Pärchen dran glauben. Bohlen fordert mehrfach einen Heiratsantrag. Allerdings vergeblich, obwohl der Pop-Titan sogar seine Schatulle öffnen möchte. „Solltet ihr heiraten, spendiere ich die Ringe!“
Auch interessant
Mega ist das alles trotzdem nicht. So wie es Bohlens beliebter Spruch und der Tourtitel eigentlich suggerieren. Das liegt daran, dass der Spagat zwischen hemmungsloser Selbstironie, wie es Baywatch-Bademeister David Hasselhoff zuletzt bestens vormachte, und der feierlichen Prozession großer Erfolge nicht so recht klappen möchte.