Oberhausen. Corona-Angst: Das Oberhausener Ehepaar Tanja und Sascha Wiedermann darf mit weiteren Kreuzfahrtgästen nicht in Neukaledonien an Land gehen.

Es sollte eigentlich eine ganz besonders ausgefallene Traumreise werden für Tanja Wiedermann und ihren Ehemann Sascha. Zuerst ging es nach Singapur, anschließend stand eine 23-tägige Kreuzfahrt mit der „NCL Jewel“ ab Sydney in Australien an. Nach dem ersten Stopp im nordost-australischen Brisbane fuhr das Schiff weiter nach Neukaledonien im Südpazifik.

Auf die gespannten Kreuzfahrtgäste wartete mitten im Pazifik allerdings ein gehöriger Urlaubsschreck: Das Paar und weitere Passagiere aus Deutschland, Italien, Spanien und Korea erhielten die Nachricht, dass aufgrund einer möglichen Corona-Infektion ein Landgang von der dortigen Regierung untersagt sei.

Amerikaner, Kanadier und Australier durften allerdings die weißen Strände der Inseln aus nächster Nähe betrachten und den feinen warmen Sand mit ihren Füßen spüren. Nun befürchten die Wiedermanns, dass sie die restliche Reisezeit auf dem Schiff ausharren müssen und weitere Inseln auf ihrer exklusiven Kreuzfahrt nur von Bord aus sehen.

Gesperrte Zone: Die NCL Jewel, hier noch vor dem Start der Kreuzfahrt in Sydney (Australien).
Gesperrte Zone: Die NCL Jewel, hier noch vor dem Start der Kreuzfahrt in Sydney (Australien). © Tanja Wiedermann

Ein kleiner Konferenzraum für Krisensitzung

„Das Absurde an der Regelung ist, dass alle Passagiere in den ersten fünf Tagen der Reise sowieso zu allen Menschen an Bord Kontakt hatten, beispielsweise beim Essen oder bei Veranstaltungen“, ist Tanja Wiedermann empört. „Die schlechte Nachricht sorgte natürlich zunächst einmal für einen großen Ansturm der deutschen Kreuzfahrtgäste auf die Reisebetreuer.“

In einer Facebook-Nachricht schreibt sie, dass in einem kleinen Konferenzraum ein Meeting einberufen wurde – mit Platz nur für 70 von 275 Deutschen an Bord. „Die anderen Deutschen waren teilweise sehr wütend; von der Reiseleitung gab es nur wenig aussagekräftige Antworten. Es wurde mehrfach betont, dass man Anweisungen aus der Zentrale in Miami in den USA abwarten müsste. Die deutschen Gäste fühlten sich als Menschen zweiter Klasse und als ,verseucht’ abgestempelt, obwohl es keinerlei Anzeichen von Corona-Fällen gab.“

Chinesen durften nicht mit

Die Mitarbeiterin der Unternehmenskommunikation der Sparkasse Oberhausen kritisiert, dass zunächst keine Kompensationen für den Ausfall des Reisegenusses angeboten wurden. Niemand wusste zudem, ob auf der weiteren Kreuzfahrt andere Häfen ebenfalls den Zugang untersagen werden. „Der Reederei kann ich keinen Vorwurf machen, da die Regierung Neukaledoniens das Verbot verhängt hat. Jedoch hätte man den Gästen Entschädigungen anbieten können“, meint Wiedermann.

Schon der Beginn der Kreuzfahrt in Sydney verlief holprig. „Bereits vor Antritt der Reise wurden wir darauf hingewiesen, dass Chinesen die Kreuzfahrt nicht antreten dürfen. Außerdem wurde die Route kurz vor dem Start stark verändert.“ Hauptgrund für die gravierende Routenkorrektur: Etliche Häfen in der Region sind wegen der Furcht vor dem Coronavirus bereits für Kreuzfahrtschiffe gesperrt.

Die geplanten weiteren Stopps der Kreuzfahrt

Die Schiffsreise des Ehepaars Wiedermann sollte nach der gravierenden Routenänderung kurz vor dem Start noch zum Inselstaat Vanuatu, zu den Fiji-Inseln sowie zu verschiedenen Inseln von Französisch-Polynesien und Tahiti führen.

Los ging die 23-tägige Kreuzfahrt im australischen Sydney am 28. Februar 2020. Von dem Verbot, an Land zu gehen, sind hauptsächlich 275 Deutsche und 45 Schweizer betroffen.

„Zeitgleich wurde jedoch bekanntgegeben, dass wir automatisch eine Erstattung von 25 Prozent des Preises sowie 25 Prozent Rabatt für die nächste Buchung erhalten würden. Das erschien uns zu diesem Zeitpunkt fair.“ Schon vor Betreten des Kreuzfahrtschiffes mussten die Passagiere in Sydney mehrere Gesundheitsbögen ausfüllen – außerdem wurde die Körpertemperatur gemessen und auf Fieber kontrolliert.

Immerhin Freiminuten für das Internet

Nach dem Aus für Neukaledonien gewährte die Reederei auf dem Schiff zwar für jeden Betroffenen 250 Freiminuten Internet, um die Familie und die Freunde in der Heimat zu informieren – allerdings erst nach heftigen Diskussionen mit den Reisebetreuern.

Da war noch alles gut: Das Ehepaar Wiedermann in Sydney.
Da war noch alles gut: Das Ehepaar Wiedermann in Sydney. © Tanja Wiedermann

Am Freitag (Ortszeit, zehn Stunden Zeitunterschied) spendierte der Kapitän immerhin eine Cocktailparty auf dem Schiff. „Das ist zwar nett, entschuldigt aber nicht für die verpassten Südsee-Inseln“, findet Tanja Wiedermann. „Die Enttäuschung ist bei allen riesig, vor allem weil viele lange Zeit auf diese Reise gespart haben und sie nicht günstig war. Dafür muss man dann die Zeit auf einem Schiff verbringen, welches auch kein Highlight ist. Mittlerweile sehen wir die 25-prozentige Erstattung im Hinblick auf die Gesamtkosten als einen Witz an.“

Wie es weiter geht, steht noch nicht fest. „Nach den letzten Informationen dürfen wir Vanuatu nicht anlaufen und bei den Fiji-Inseln müssen wir mal schauen. Bis jetzt ist auch nicht klar, ob wir auf Tahiti von Bord dürfen, um unseren Flieger zu bekommen.“ So wird eine kostspielige Traumreise zur ungewissen Schiffsfahrt.