Oberhausen. Die Auseinandersetzung mit einem Theaterstoff kann bedrückend sein. Oberhausens Intendant Florian Fiedler ließ Schauspieler des Ensembles reden.

Gut war es gelaufen, als Florian Fiedler, Intendant des Theaters Oberhausen, erstmals Ende November im Pool während einer Matinee Ausblicke auf kommende Premieren bot. Am Sonntag folgten über 40 Interessierte der zweiten Einladung dazu. Diesmal ging es um das gerade angelaufene Nordirland-Drama „Mojo Mickybo“, um die feministische Betrachtung „(save me) not“ und um die Inszenierung von „Der Funke Leben“ nach Erich Maria Remarque.

Man stelle es sich vor: Da lässt jemand sieben Jahre nach dem Ende der Nazizeit, 1952, in einem Roman das ganze Grauen des Verlorenseins in einem deutschen Konzentrationslager aufleben und sieht sich anschließend dem Vorwurf ausgesetzt, „einen Affront gegen das deutsche Volk“ begangen zu haben. So erging es dem Schriftsteller Erich Maria Remarque mit „Der Funke Leben“. Der Roman beschreibt die aufkeimende Hoffnung auf Befreiung in jener Baracke, in der die zur Zwangsarbeit nicht mehr Geeigneten als Todeskandidaten zusammengepfercht sind. Die Roman-Erzählung spielt in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs.

Bedrückender Besuch in Weimar

Wie man sich einem so bedrückenden Stoff nähert, wollte Fiedler am Sonntag von Regisseur Lars-Ole Walburg erfahren. Der 55-Jährige hat eine Bühnenfassung für sechs Darsteller daraus gemacht. „Wir waren in Buchenwald“, der KZ-Gedenkstätte in der Nähe von Weimar, erklärte Walburg. „Wenn man sich der Sache stellt, muss man es gesehen haben.“ Zwar habe er gleich danach mit niemandem darüber reden können, habe allein, nicht mehr im gemeinsamen Bus, die Rückfahrt angetreten. Aber es habe ihm doch die Angst davor genommen, nicht damit umgehen zu können.

Rund 40 Interessierten verfolgten am Sonntag die Gespräche von Theaterintendant Florian Fiedler mit Mitgliedern seines Ensembles.
Rund 40 Interessierten verfolgten am Sonntag die Gespräche von Theaterintendant Florian Fiedler mit Mitgliedern seines Ensembles. © FUNKE FotoServices | Kerstin Bögeholz

Begonnen hatte die Matinee mit Szenen aus „Mojo Mickybo“, dem Zwei-Personen-Schauspiel von Owen McCafferty. Darin spielen Lise Wolle und Burak Hoffmann zwei Jugendliche, die in den blutigen Konflikt zwischen Katholiken und Protestanten in Nordirland im Jahre 1970 hineingezogen werden. Der Autor erzählt eigentlich von der Freundschaft zweier Jungen. Regisseurin Emel Aydogdu lässt in Oberhausen aber ein Mädchen und einen Jungen auftreten.

Insel der Freundschaft

„Sie kennen den Religions-Konflikt anfangs gar nicht“, deutete Burak Hoffmann auf der roten Couch bei Florian Fiedler an. „Sie kommen auch aus völlig verschiedenen, aber schwierigen Familienverhältnissen“, fuhr Lise Wolle fort. Aber in dieser äußerst widrigen Umwelt des beginnenden Bürgerkrieges schaffen sie sich ihre Insel der Freundschaft.

„Frauen und Fiktion“, so heißt eine Gruppe von Künstlerinnen, die eigene Studien zu ausgewählten Themen betreibt und ihre Ergebnisse anschließend zu szenischen Darstellungen verarbeitet. In „(save me) not“ geht es um das Klischee von den Frauen als dem „schwachen Geschlecht“, aber auch um weibliche Gewalt. Kostümbildnerin Felina Levits und Dramaturgin Hannah Saar verrieten dem Publikum, dass sie an einem Selbstverteidigungs-Training für Frauen teilgenommen haben. „Wir wollten wissen: Was macht es mit unserem Denken, wenn man Gewalt gegen ein Kissen ausübt?“, berichtete Felina Levits.

Premieren und weitere Aufführungen

„(Save me) not“ hat am Freitag, 6. März, um 19.30 Uhr in Saal 2 Premiere. Eine weitere Aufführung folgt am Samstag, 7. März, um 19.30 Uhr.

„Mojo Mickybo“ wird erneut am Freitag, 13. März, um 11 Uhr in Saal 2 gespielt. Die Aufführung dauert 70 Minuten.

Die Premiere von „Der Funke Leben“ folgt am Freitag, 13. März, um 19.30 Uhr im Großen Haus. Danach steht das zeitgeschichtliche Drama bis Ende April fast wöchentlich auf dem Spielplan.

Karten bestellt man unter https://theater-oberhausen.eventim-inhouse.de/webshop/webticket/seatmap?eventId=4980

Ein interaktives Schauspiel

In ihrer Performance binden sie die Zuschauer mit ein, wenn es gilt, nach der Art eines Computerspiels und in der Form einer Zeitreise die märchenhafte Geschichte von einer „Jungfrau in Nöten“ durchzuspielen. Dabei ist der Verlauf jedes „(save me) not“-Theaterabends völlig offen.