Oberhausen. Beeindruckend intensiv – und traurig: Übergangs-Chorleiter Gregor Finke verabschiedet sich mit einem Konzert in der Christuskirche.
Als Christuskirchen-Kantor Konrad Paul vor einem knappen Jahr von Oberhausen nach Münster ging, übernahm Gregor Finke, als Gesangssolist aus zahlreichen Aufführungen bekannt, die kommissarische Leitung der Evangelischen Singgemeinde.
Vertonungen von Psalm 116
Nachdem mit Danny Neumann ein neuer Kantor gewählt wurde, verabschiedete er sich am Samstag mit einem Konzert, in dessen Mittelpunkt Vertonungen von Psalm 116 standen. Drei davon (von Schütz, Altenburg und Schein) stammen aus einer Sammlung von 1616, die unter dem Titel „Angst der Höllen und Friede der Seelen“ Kompositionen von insgesamt 16 Komponisten zu diesem Psalm enthielt – eine Auftragsarbeit „zum Dank für große Wohltat und wunderliche Errettung“.
Dabei erwiesen sich die Motetten der barocken Meister als „harte Nüsse“. Dem zugegebenermaßen schwierig zu bewältigenden polyphonen Stimmengewebe mangelte es mitunter an Plastizität, es wirkte oft etwas weich modelliert und nivelliert, wodurch hier und da auch die Intonation getrübt war. Die Kompositionen von Rheinberger wirkten schon durch ihre romantische Sprache eingängiger.
Lieder aus der Theresienstadt
Vor einem Interpretationsproblem ganz anderer Art stand Hildegard Hugo mit ihrem Klavierbegleiter Wolfgang Müller: Wie lässt sich in den volksliedhaft einfachen Strukturen der „Lieder aus Theresienstadt“ von Ilse Weber etwas von dem unbeschreiblichen Grauen einfangen, dessen Boden sie entwachsen sind?
Dieser doppelbödigen Aufgabe stellte sich die Sängerin mit leicht angerauter Stimme in schlichter, auch mal chansonhafter Gestaltung, die den inneren Widerspruch noch verdeutlichte. Betroffen macht der mit langen Pausen ohne Klavierbegleitung ersterbende Schluss des bekannten „Wiegala“. Ilse Weber sang dieses Lied mit den ihr anvertrauten Kindern, darunter ihr eigener Sohn, in der Gaskammer von Auschwitz. Die intensivere Atmung beim Singen beschleunigte den Tod.