Oberhausen. Seit zwei Jahren hat der Traditionsitaliener „La Conchiglia“ in der Oberhausener Innenstadt einen neuen Besitzer. Kann Peppe das Niveau halten?
Seit Jahrzehnten schlendern Freunde der italienischen Kochkunst ins rot gestrichene Jahrhundert-Wende-Haus an der Oberhausener Hermann-Albertz-Str. 141, das sich gegenüber der architektonisch gerundeten Sparkassen-Glas-Zentrale aufmerksamkeit-heischend ins Blickfeld des Passanten schiebt: Das Restaurant „La Conchiglia“ („Die Muschel“) in der Oberhausener Innenstadt, das seit der Übernahme des Sizilianers Giuseppe „Peppe“ Chiarello Anfang 2018 mit modernem Schriftzug und dem Zusatz „By Peppe“ aufwartet.
Bei unserem anonymen Testbesuch irritiert ein wenig die Alu-Leiter für Reparaturen draußen im Eingang, an der sich die Gruppe vorbeischlängelt. Drinnen aber die wohlig-warme Atmosphäre mit Holzmobiliar, Kronleuchtern, gelb-roten Wandfarben – und geschwungenen Vorhängen. Vor der Theke mit üblicher italienischer Kaffee-Maschine sind in der Raum-Mitte eine Grappa-Destillieranlage, Grappa-Flaschen und Gewürze platziert – da ist der Urlaub selbst am sehr regnerisch-stürmischen Wintertag nicht mehr weit. Italienische Cantaten über Lautsprecher gibt es allerdings nicht – zum Glück.
Beeindruckend große schwarze Tafeln am Tisch
Der abgelegte Wintermantel wird gleich von der freundlichen Bedienung in die etwas entfernte Garderobe getragen; flugs stehen auch schon beeindruckend große schwarze Tafeln am Tisch, die auf der einen Seite mit Kreide eine Reihe von Weinen aufführen, auf der anderen die frisch empfohlenen Tagesgerichte der Küche. Die Speisekarte selbst hat nur wenige Seiten, auf einer einzigen sind alle Vorspeisen und Hauptgerichte in erstaunlich kleiner Schrift aufgeführt, die Nachspeisen werden erst am Ende präsentiert – wieder auf einer schwarzen Tafel.
Gastro-Tipps als wertvolle Orientierung für die Freizeit
In Oberhausen gibt es hunderte von Kneipen, Eisdielen, Imbisse, Restaurants, Bistros – wir wollen im Laufe der nächsten Zeit einige von ihnen nicht nur vorstellen, sondern einer praktischen Erlebnisprüfung unterziehen. Damit alle Leser einen Hinweis erhalten, wie sie ihre Freizeit zu welchen Preisen in Oberhausen genießen können.
Wir testen die Gaststätten allerdings anonym, ohne Kontakt mit dem jeweiligen Besitzer/Betreiber und lassen uns natürlich nicht einladen, sondern bezahlen die Speisen und Getränke selbst – damit wir in unserem subjektiven Urteil nicht beeinflusst werden. Unsere Erfahrungen und Erlebnisse sind natürlich tagesform-abhängig – mal hat vielleicht der Koch einen schlechten Tag erwischt, mal die Bedienung einen ganz besonders guten. Und über Geschmack lässt sich immer streiten. Aber so ist nun mal das Leben.
Doch welchen Weißwein kann man empfehlen? Die Restaurant-Fachkraft scheint ein wenig schüchtern zu sein und kann sich nicht zu direkten Tipps durchringen. Dafür gibt es Proben zu trinken – einen perligen Weißwein mit dem Gefühl spritziger Sommerfrische auf der Zunge und einen Weißwein mit sehr fruchtiger, vielleicht sogar ein wenig zu parfümiger Geschmacksnote. Wir nehmen den Sommerwein. Eine Flasche kostet 20 Euro, die anderen Weine liegen bei rund 30 Euro – billig wird es hier also nicht, dafür aber lecker.
Reichhaltige Kürbiscremesuppe als Vorspeise
Bei den Vorspeisen ist die Hokkaido-Kürbiscremesuppe für 6,90 Euro der Renner (mit gebratener Gamba zwei Euro mehr) – sie wird in großen Tellern so reichhaltig serviert, dass einige schon Sorge haben, zu satt für die Hauptspeise zu sein. Da verkennen sie aber die Düfte italienisch zubereiteter Spezialitäten. Die reichhaltigen Antipasti mit üblichen Carpaccio und (leider) in Bierteig-gegrilltem Gemüse für 13,90 Euro darf man sich ohne Murren der Kellnerin teilen.
Bei den Hauptspeisen bietet Peppe eine ausreichende, allerdings fleischlastige Auswahl zwischen Nudel-, Fleisch- und Fischgerichten. Die Preise bewegen sich zwischen 13 und 16 Euro für Nudeln mit Rinderfiletspitzen bzw. Gambas oder zwischen 21 (Doradenfilet) und 27 Euro (Lamm-Carrée). Sogar Pizzen, in feinen Italien-Restaurants nicht immer üblich, werden zwischen 9 und 16 Euro angeboten – auf der teuersten liegt die hausgemachte Schweinsbratwurst nach sizilianischer Art.
Uns gelüstet es aber diesmal nicht nach der gebackenen Weizenmehl-Platte. Der norwegische Lachs in Pfeffersauce schmeckt intensiv-saftig nach Meer, die Rotwein-Cassis-Sauce der Entenbrust (zum Teil zu bissfest) möchte man am liebsten für daheim in Dosen abfüllen lassen, zwei Black-Angus-Rumpsteaks sind auf den Punkt gebraten, zart und erhebend im Geschmack.
Zabaione frisch am Tisch zubereitet
Auf den Nachtisch hat dann allerdings keiner mehr so richtig Lust – vielleicht lag es auch an den etwas zu wenig gepolsterten Holzstühlen.
Doch dabei verpasst man etwas, wenn man nicht die berühmte Zabaione bestellt: Die Weinschaumcreme wird direkt am Tisch mit einem beeindruckend geschwenkten Schneebesen und einer Edelstahlschüssel zubereitet. Nun ja, vielleicht beim nächsten Mal.
Unsere Bewertung für das Oberhausener Restaurant „La Conchiglia by Peppe“:
Geschmack: 5/5 Punkten
Atmosphäre 4/5 Punkten
Service: 3/5 Punkten
Preis-/Leistungsverhältnis: 4/5 Punkten
Hinweis der Redaktion: Diese Gastrokritik entspricht dem subjektiven Geschmacksurteil des Testers. Bei unseren Tests geben wir uns nicht zu erkennen, bewerten unabhängig und bezahlen das Essen selbst.
Besonderheit: Das Restaurant bietet Gerichte für zwei Personen an (Solo per Due), die jeweils etwa drei bis vier Euro günstiger sind als der Einzelpreis.
Adresse/Öffnungszeiten: Hermann-Albertz-Str. 141, 46045 Oberhausen, Montag – Samstag 17.30 – 22.30 Uhr, Sonntag & Feiertag 12.00 – 14.30 Uhr & 17.30 – 22.30 Uhr, Tel. 0208-80 64 45, Website: https://la-conchiglia.de/
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